Pneumologie 2006; 60(3): 134
DOI: 10.1055/s-2006-933653
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Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom - Chemotherapie kann die Prognose entscheidend verbessern

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Publication Date:
15 March 2006 (online)

 
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Der Einsatz der Chemotherapie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) wurde bisher kontrovers beurteilt. Einige Studien scheinen einen Nutzen zu belegen. Wegen der methodischen Mängel bleibt ihre Aussagekraft aber zweifelhaft.

T. Winton et al., Kingston/Kanada, setzten bei 482 Patienten mit operiertem Lungenkarzinom erstmalig Vinorelbin nach einer Operation ein (N Engl J Med 2005; 352: 2589-2597). Die Tumoren hatten das Stadium Ib-II erreicht. Bei allen Betroffenen war eine komplette Resektion der entsprechenden Lungenanteile erfolgt. Kurzfristig nach der erfolgreichen Operation wurde randomisiert. Die Patienten erhielten eine Kombination aus Vinorelbin und Cisplatin als Chemotherapie oder sie blieben nur unter Beobachtung. Primärer Endpunkt war die Überlebensrate, sekundäre Endpunkte waren die Rückfallrate und die Verträglichkeit der Behandlung.

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Chemotherapie bessert die Überlebensrate

Es wurde durchschnittlich 5,1 Jahre nachbeobachtet. Die Chemotherapie verbesserte die Überlebensraten signifikant. Im Mittel überlebten die Patienten 94 Monate. In der Gruppe ohne Therapie lag diese Zeit bei 73 Monaten. Durch die Chemotherapie stieg die 5-Jahres-Überlebensrate signifikant auf 69% im Vergleich zu 54% ohne Therapie. Auch die 5-Jahres-Rückfallrate reduzierte sich durch die Therapie signifikant um 12%. Durch die Chemotherapie kamen 0,8% der Behandelten zu Tode. Die häufigsten Therapieprobleme bildeten Störungen des Blutbildes (> 90%), Müdigkeit (81%) und Übelkeit (80%). Eine Subanalyse zeigte, dass besonders die Patienten im Stadium II von der Chemotherapie mit Cisplatin profitiert hatten. Beim Stadium Ib konnte kein sicherer Einfluss auf die Überlebenzeit nachgewiesen werden.

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Fazit

Eine adjuvante Chemotherapie nach chirurgischer Radikaloperation beim NSCLC ist sinnvoll. Besonders Patienten im Tumorstadium II scheinen zu profitieren. Die Nebenwirkungsrate der Intervention ist vertretbar. Sie wird durch eine, um 15% erhöhte, 5-Jahres-Überlebensrate relativiert. Entscheidend für den Erfolg scheint der Einsatz eines Therapeutikums der dritten Generation zu sein, so die Autoren.

Dr. Horst Gross, Berlin