Der Klinikarzt 2006; 35(2): XI
DOI: 10.1055/s-2006-933586
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Ausdrücklich empfohlen - Thromboseprophylaxe bei internistischen Patienten nicht vernachlässigen!

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Publication Date:
23 February 2006 (online)

 
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Das Thema der Thromboseprophylaxe in der Inneren Medizin wurde bis in die 1990er Jahre eher stiefmütterlich behandelt. Autopsiestudien zeigten aber, dass hospitalisierte Patienten, die konservativen Fächern zugeordnet waren, in mindestens ebenso großer Zahl an thromboembolischen Komplikationen verstarben wie chirurgische Patienten. Erst in einem Konsensuspapier vom September 2004, den ACCP-Guidelines ("American College of Chest Physicians"), erhielt die Thromboseprophylaxe auch bei gefährdeten internistischen Patienten den höchsten Empfehlungsgrad.

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Hohe NMH-Dosierung zur "internistischen Prophylaxe"

Bis 1999 war die Datenlage zur Bedeutung der Prophylaxe mit unfraktioniertem bzw. niedermolekularem Heparin (UFH bzw. NMH) sehr unbefriedigend. Das änderte sich aber mit der Publikation der Medenox[1]-Studie ([3]), die das niedermolekulare Heparin Enoxaparin in zwei unterschiedlichen Dosierungen (2000 bzw. 4000 I.E.) prophylaktisch in einem internistischen Kollektiv einsetzte.

Die phlebografisch kontrollierte Untersuchung zeigte in der Plazebogruppe erstmals die genaue Häufigkeit von Thrombosen in der Inneren Medizin. Mit 15% war sie niedriger als ursprünglich geschätzt, aber hoch genug, um ein ernst zu nehmendes Problem darzustellen. Während mit der hohen Dosierung eine deutliche Reduktion thromboembolischer Ereignisse erreicht wurde, erwies sich die niedrige Dosis als unwirksam.

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Relatives Risiko reduziert sich um rund die Hälfte

Im Jahr 2004 wurde die prospektive, doppelblinde PREVENT[2]-Studie publiziert ([2]), die plazebokontrolliert 3706 internistische Patienten mit Thromboserisiko randomisierte. In der Verumgruppe erhielten die Patienten 5000 I.E. Dalteparin (Fragmin® P Forte). Klinisch relevante Thrombosen traten unter Plazebo bei 4,96% der Patienten auf, unter Dalteparin dagegen nur bei 2,77% - eine relative Risikoreduktion um 45%. Blutungen waren generell selten, zwischen Dalteparin und Plazebo war diesbezüglich kein signifikanter Unterschied zu beobachten. Aufgrund dieser größten Studie zur internistischen Thromboseprophylaxe wurde Dalteparin Ende 2005 auch in Deutschland in dieser Indikation zugelassen.

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Fixdosis auch bei älteren Patienten problemlos möglich

Auch bei älteren oder adipösen Patienten ist die Gabe von 5000 I.E. Dalteparin ohne Dosisanpassung sicher und effektiv, berichten die Autoren einer im letzten Jahr veröffentlichten retrospektiven Subanalyse der PREVENT-Daten ([1]). In beiden Patientengruppen reduzierte sich das Thromboembolierisiko unter Dalteparin im Vergleich zu Plazebo deutlich: Bei Patienten im Alter von über 75 Jahren reduzierte sich das Risiko um knapp die Hälfte - und zwar von 8,0 auf 4,2%. Bei den Patienten mit einem Body-Mass-Index von über 30 (Männer) bzw. 28,3 (Frauen) entwickelten unter Dalteparin 2,8% der Adipösen eine symptomatische tiefe Venenthrombose oder eine Lungenembolie, während in der Vergleichsgruppe 4,3% der Patienten den primären Endpunkt erreichten.

ka

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Literatur

  • 06 Kucher N . Leizorovicz A . Vaitkus PT . et al. . .  Arch Intern Med. 2005;  165 341-345
  • 07 Leizorovicz A . Cohen AT . Turpie AG . et al . .  Circulation. 2004;  110 874-879
  • 08 Samama MM . Cohen AT . Darmon JY . et al . .  N Engl J Med. 1999;  341(11) 793-800

07 Prophylaxis in Medical Patients with Enoxaparin

08 PROphylaxis for ThromboEmbolism in Critical Care Trial

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Literatur

  • 06 Kucher N . Leizorovicz A . Vaitkus PT . et al. . .  Arch Intern Med. 2005;  165 341-345
  • 07 Leizorovicz A . Cohen AT . Turpie AG . et al . .  Circulation. 2004;  110 874-879
  • 08 Samama MM . Cohen AT . Darmon JY . et al . .  N Engl J Med. 1999;  341(11) 793-800

07 Prophylaxis in Medical Patients with Enoxaparin

08 PROphylaxis for ThromboEmbolism in Critical Care Trial