intensiv 2007; 15(1): 21-29
DOI: 10.1055/s-2006-927380
Pflegewissenschaft

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Im Spannungsfeld zwischen Natur und Technik: Pflege als Bewahrerin des natürlichen Körpers?

Thomas Foth1 , Christine Steiner1
  • 1Universität Bremen, Studiengang Pflegewissenschaft.
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Publication History

Publication Date:
18 March 2008 (online)

„Fadenspiele
Setzte mich
ans Spinnrad
spann sieben Jahre
sieben Tage
und sechs Nächte lang
verwob mein Selbst
mit Flachshaar, Rad
und Spindel
fiel schlafend tief
ins Fadenspiel
mit hypernetzigen Hybriden
das Ich
des Einst
haucht auch nicht mehr
den Atem eines Du
Nun träum ein Selbst
sich spielend
zu entfernen
entortet
ohne Mitte
ohne Punkt und Rand.

Oh Donna, muß diese Cyborg
Fadenspiele treiben
bis dass der Prinz sie küßt?”

(Jutta Dornheim)

Literatur

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  • 22 Ostner I, Beck-Gernsheim E. Mitmenschlichkeit als Beruf. Eine Analyse des Alltags in der Krankenpflege. Frankfurt/M, New York; Campus 1979
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1 Diese Arbeit entstand im Rahmen einer studentischen Projektarbeit an der Universität Bremen, Studiengang Pflegewissenschaft. Mitglieder der Projektgruppe waren: Katharina Brandenburg, Thomas Foth, Roswitha Rensen, Christine Steiner und Susanne Steinhagen.

2 Qualitative Forschungsansätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie versuchen, soziale Wirklichkeit als gemeinsame Herstellung und Zuschreibung von Bedeutungen zu begreifen. Soziale Wirklichkeit lässt sich dabei als Ergebnis von gemeinsam hergestellten Bedeutungen und Zusammenhängen verstehen. Die angewandten Methoden sollen dem zu untersuchenden Gegenstand angemessen sein. In der qualitativen Forschung geht es also nicht um standardisierte messbare Ergebnisse, sondern um die Rekonstruktion der sozialen Konstruktion von Wirklichkeit.

3 Als organische Industriegesellschaft sei hier eine Industriegesellschaft nach dem ‚Tayloristischen Vorbild’ verstanden, in der es beispielsweise genau abgegrenzte Arbeitsvorgänge und Tätigkeiten gibt. Diese klar abgegrenzten Arbeitsfelder verschwimmen nun mehr und mehr, die ‚klassische’ Arbeitsteilung wird zunehmend hinfällig.

4 Gernot Böhme studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Göttingen und Hamburg. Er war unter anderem von 1970 - 1977 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg. Bis zu seiner Emeritierung war Böhme von 1977 bis 2002 Professor für Philosophie an der TU Darmstadt und von 1997 - 2001 Sprecher des Graduiertenkollegs ‚Technisierung und Gesellschaft’. Mit seinen Forschungsschwerpunkten der Naturphilosophie, Ethik, Technische Zivilisation und Philosophische Anthropologie beschäftigte sich Böhme sehr stark mit Fragen, die sich um den Themenkreis Natur und Technik gruppierten.

5 Für Haraway sind Wissenschaften nichts anderes als Erzählungen (Narrationen). Es kann keinen Anspruch auf Wahrheit geben, Wissenschaften sind in letzter Konsequenz nichts anderes als beispielsweise Science Fiction, weshalb beide auch miteinander kombiniert werden können, um zu neuen und anderen Erkenntnissen zu kommen.

6 Gemeint ist hier die grenzenlose, unkritische Bejahung der Möglichkeiten durch Technik.

7 Technikängstlich.

8 Selbst regulierendes Mensch-Maschinen-System

9 Der Ausdruck ‚leibliches Spüren’ macht deutlich, wie sehr sich Böhme hier auf Hermann Schmitz ‚Neue Phänomenologie’ bezieht, ist dies doch ein entscheidender Begriff in dieser Konzeption [19].

10 Kritisch zu Patientendaten-Management Systemen, insbesondere zu deren Einsatz auf ITS siehe auch [23] [24].

Thomas Foth

Moltkestraße 47a

20253 Hamburg

Email: tfoth@uni-bremen.de

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