intensiv 2007; 15(3): 149-150
DOI: 10.1055/s-2006-927171
Literaturkommentar

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine neue Verbandstechnik zur Reduktion von Katheterseptikämien

Hardy-Thorsten Panknin
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Publication Date:
21 June 2007 (online)

Zentrale Venenkatheter werden heute meist mit einem transparenten Folienverband abgedeckt. Gegenüber herkömmlichen Gazeverbänden bieten derartige Folienpflaster eine Reihe von Vorteilen:

die Eintrittsstelle der Katheter kann gut beobachtet werden, das wasserundurchlässige Material schützt gegen Kontaminationen wie Waschwasser, Magensekret oder Spritzer aus dem Oropharynx und der Katheter ist bei guter Adaptation der Pflaster an die Haut gegen ein versehentliches Herausziehen gesichert.

Moderne Folienverbände wie der Tegaderm- oder Opsite-Verband sind darüber hinaus sogar alkoholresistent, d. h. ein versehentliches Absprühen oder Abwischen mit einem alkoholischen Hautdesinfektionsmittel führt nicht zur Auflösung oder Aufribbelung des Verbandes. Die früher teilweise beobachtete Keimvermehrung unter Folienverbänden ist bei den modernen Folienverbänden, die sehr gut wasserdampfdurchlässig sind, häufig nicht mehr zu befürchten ([Abb. 1]).

Abb. 1 Keimzahlverlauf unter Gaze- versus Transparentverbänden. Verwendet wurde ein moderner wasserdampfdurchlässiger Polyurethan-Folienverband. Auch ohne routinemäßigen Wechsel sind die Keimzahlen unter dem Verband vergleichbar wie bei Gazeverbänden (nach Maki et al., 1992).

In einer retrospektiven Studie an zentralen Venenkathetern wurde kürzlich dennoch eine Verbandstechnik mit Gaze nochmals untersucht. Dr. A. Fukunaga und Mitarbeiter von der neurochirurgischen Abteilung eines Städtischen Krankenhauses in Yokohama, Japan, testeten ein Jahr lang (September 2000 - August 2001) den transparenten Folienverband (Tegaderm® 10 × 12 cm, Firma 3M Health Care) und führten in der nachfolgenden Einjahresperiode (September 2001 - August 2002) eine Mischtechnik mit Gaze und Folie ein: Auf die Katheterinsertionsstelle wurde, nach einer Hautdesinfektion mit PVP-Jodlösung, zunächst ein Salbenstrang PVP-Jodsalbe aufgebracht und dieser mit einer sterilen Gaze bedeckt. Erst darüber wurde wiederum ein transparentes Folienpflaster aufgeklebt.

Ausgewertet wurden die klinischen Verläufe bei allen Kathetern, deren Liegedauer ≥ 2 Wochen betrug. Es handelte sich um 43 Katheter in Gruppe A (PVP-Jodsalbe, Gaze-, Transparentverband) und 53 Katheter in Gruppe B (nur Transparentverband). Die Katheter wurden überwiegend in die Vena subclavia (n = 30 in Gruppe A, n = 22 in Gruppe B), seltener in die Vena femoralis (n = 12 in Gruppe A, n = 29 in Gruppe B) und nur bei 3 Patienten in andere Gefäße gelegt. Die mittlere Liegedauer der Katheter betrug 42,8 ± 34,7 Tage in Gruppe A und 33,5 ± 17,1 Tage in Gruppe B. Die Ergebnisse im Hinblick auf Infektionsereignisse sind in der Tabelle zusammengefasst. Sowohl die Kolonisationsrate der Katheterspitzen nach dem Ziehen der Katheter als auch die Rate der katheterassoziierten Septikämien war in Gruppe A signifikant niedriger als in Gruppe B.

Tab. 1 Ergebnisse der Studie   Studiengruppe Variable Gruppe A (PVP-Jodsalbe, Gaze-, Transparentverband) (n = 43 Katheter) Gruppe B (nur Transparentverband) (n = 53 Katheter) mittleres Alter (Jahre ± Standardabweichung) 64,8 ± 18,0 68,1 ± 12,9 Erkrankung (Anzahl Patienten)     - Schädeltrauma 15 16 - Subarachnoidalblutung 11 14 - maligner Hirntumor 8 10 - intrazerebrale Blutung 5 7 - andere 4 6 Operation 30 36 Tracheotomie 15 19 Dauer der Katheterisierung (Tage ± Standardabweichung) 42,8 ± 34,7 33,5 ± 17,1 Single-Lumen-Katheter 24 31 Doppel-Lumenkatheter 19 22 Katheterkolonisation beim Ziehen 1 16 Kolonisationsrate pro 1 000 Kathetertage 0,556 9,281 katheterassoziierte Septikämien pro 1 000 Kathetertage 0 5,22 Antibiotikagebrauch 43 53 klinischer Verlauf     - gut 7 5 - zufriedenstellend 13 13 - ungünstig 13 15 - Tod 10 20 1 Unterschied signifikant (p < 0,05). Alle anderen Unterschiede waren nicht signifikant.

Literatur

  • 1 Fukunaga A. et al . Povidone-iodine ointment and gauze dressings associated with reduced catheter-related infection in seriously ill neurosurgical patients.  Infect Control Hosp Epidemiol. 2005;  25 696-698

Hardy-Thorsten Panknin

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