Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2006-926988
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Regionale Sterblichkeitsunterschiede in Bayern
Regional Mortality Differences in BavariaPublication History
Publication Date:
13 October 2006 (online)

Zusammenfassung
Fragestellung: Ziel der Studie war eine aktualisierte Darstellung der regionalen Sterblichkeitsverhältnisse in Bayern in Umsetzung eines Beschlusses des bayerischen Landtags. Daten: Grundlage der Auswertung sind die Sterbefälle der bayerischen Bevölkerung für die Jahre 2000 - 2002. Als potenzielle Einflussfaktoren wurden regionale demografische und sozioökonomische Indikatoren herangezogen. Methode: Die Sterbefälle wurden diagnosebezogen nach regionaler Verteilung ausgewertet. Es wurden rohe und altersstandardisierte Raten betrachtet. Zusätzlich wurde der Indikator „Verlorene Lebensjahre” betrachtet, um Hinweise auf präventive Handlungsmöglichkeiten zu gewinnen. Der Zusammenhang mit potenziellen Einflussfaktoren wurde in Form einer ökologischen Analyse vorgenommen. Ergebnisse: Die regionalen Sterblichkeitsunterschiede in Bayern zeigen ein Nordost-Südwestgefälle, entsprechend der sozioökonomischen Situation. Dies ist vermutlich auf die langjährige Randlage Nordostbayerns durch die Teilung Europas zurückzuführen, durch die die Wirtschaftsverbindungen Nordostbayerns behindert waren. Zwischen der Sterblichkeit und einzelnen sozioökonomischen Faktoren zeigen sich starke bivariate Korrelationen (z. B. mit Pro-Kopf-Einkommen: negativ 0,582, mit Arbeitslosenrate: positiv 0,416, ebenfalls deutlich der Zusammenhang mit der Zuzugsrate: negativ 0,473). Explorative weiterführende Analysen legen nahe, dass sich ca. 50 % der regionalen Varianz der Sterblichkeit auf sozioökonomische Faktoren zurückführen lassen. Bei den „verlorenen Lebensjahren” stehen die Verletzungen, bösartigen Neubildungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Verdauungserkrankungen im Vordergrund. Diskussion: Die diagnosespezifischen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Verhaltensfaktoren im Zusammenhang mit den sozioökonomischen Faktoren eine Rolle spielen (ein weiteres Forschungsprojekt soll diese Fragen untersuchen).
Abstract
Objective: In completion of a decision of the Bavarian Parliament we examined the regional mortality differences within Bavaria. Data: The analysis was based on the number of deaths in Bavaria in the years of 2000 - 2002. Data on regional demographic and socioeconomic indicators were used to identify potential associations. Methods: Deaths were analysed by cause of death and region. Crude and age standardised mortality rates were calculated. Additionally, we assessed the potential years of life lost in order to obtain some indication of the potential effects of preventive action. The association with likely explanatory factors was investigated on an ecological level. Results: The regional mortality differences in Bavaria show a northeast-southwest gradient favouring the southwest, which reflects the socioeconomic situation within Bavaria. This may be due to the economic disadvantage northeast Bavaria had to endure as a result of its marginal location within a divided Europe. We found strong bivariate correlations of the mortality rate with individual socioeconomic factors (e. g. with available income: - 0.582; with unemployment: + 0.416; with the immigration rate: - 0.473). Exploratory analysis suggest that about 50 % of the regional variation in mortality could be explained by socioeconomic factors. Discussion: The results for cause of death indicate that behavioural factors in relation to socioeconomic aspects may well play a role in the mortality gradient. This will be the focus of a future piece of research of our unit.
Schlüsselwörter
Bayern - Sterblichkeit - sozioökonomische Faktoren
Key words
Bavaria - regional differences in mortality - socioeconomic factors
Literatur
- 1 Cromm J, Scholz R D. Regionale Sterblichkeit in Deutschland. Göttingen/Augsburg; WiSoMed 2002
MissingFormLabel
- 2 Wirth A, Hölzel D, Breu F. Untersuchung zur kleinräumigen Verteilung der Mortalität in München 1993. Cromm J, Scholz RD Regionale Sterblichkeit in Deutschland Göttingen/Augsburg; WiSoMed 2002: 175-204
MissingFormLabel
- 3 Theurl E. Regionale Unterschiede der Mortalität in Österreich - Ökonomische Relevanz, Bestandsaufnahme
und ökonomische Ursachen. Fickl S Bevölkerungsentwicklung und öffentliche Haushalte Frankfurt/New York; Campusverlag 2005: 169-203
MissingFormLabel
- 4 Benach J. et al . Examining geographic patterns of mortality. The atlas of mortality in small areas in Spain (1987 - 1995). Eur J Public Health. 2003; 13 115-123
- 5 Neubauer G. Regionale Sterblichkeit in Bayern. ngm. 1988; 2 49-59
- 6 Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit .Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern. München; Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit 1998
MissingFormLabel
- 7 Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit .Regionale Unterschiede der Sterblichkeit in Bayern. Im Internet: www.lgl.bayern.de, dort unter „Gesundheitsberichterstattung” Erlangen; Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 2004
MissingFormLabel
- 8 Wittwer-Backofen U. Disparitäten der Alterssterblichkeit im regionalen Vergleich. Biologische versus sozioökonomische
Determinanten. Regionale Studie für den Raum Hessen. Materialien zur Bevölkerungswissenschaft Wiesbaden; Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 1999 Heft 95
MissingFormLabel
- 9 Helmert U, Bamman K, Voges W. et al .Müssen Arme früher sterben? Soziale Ungleichheit und Gesundheit in Deutschland. Weinheim und München; Juventa 2000
MissingFormLabel
- 10 Mielck A. Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Empirische Ergebnisse, Erklärungsansätze, Interventionsmöglichkeiten. Bern u.a; Verlag Hans Huber 2000
MissingFormLabel
- 11 Kuhn J. Sterberaten bei Frauen stagnieren. LZG Info Gesund in Bayern. Landeszentrale für Gesundheit Bayern 2005: 11
MissingFormLabel
- 12 Wiesner G. Der Lebensverlängerungsprozess in Deutschland. Stand - Entwicklung - Folgen. Beiträge
zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin; Robert Koch-Institut 2001
MissingFormLabel
- 13 Schaffrath Rosario A, Heid I M, Kreienbrock L. et al .Bewertung des Lungenkrebsrisikos durch Radon in Wohnungen in Deutschland mit Hilfe
statistisch-epidemiologischer Modelle. Abschlußbericht an das Bundesamt für Strahlenschutz
und den Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Vorhaben St
Sch 4237. Neuherberg/Hannover; 2004
MissingFormLabel
- 14 Dalstra J A, Kunst A E, Borrell C. et al . Socioeconomic differences in the prevalence of common chronic diseases: an overview of eight European countries. Int J Epidemiol. 2005; 34 (2) 316-326
- 15 Avendano M, Kunst A E, van Lenthe F. et al . : Trends in socioeconomic disparities in stroke mortality in six european countries between 1981 - 1985 and 1991 - 1995. Am J Epidemiol. 2005; 161 (1) 52-61
- 16 Poundstone K E, Strathdee S A, Celentano D D. The social epidemiology of human immunodeficiency virus/acquired immunodeficiency syndrome. Epidemiol Rev. 2004; 26 22-35
- 17 Luy M. Warum Frauen länger leben. Erkenntnisse aus einem Vergleich von Kloster- und Allgemeinbevölkerung. Materialien
zur Bevölkerungswissenschaft Wiesbaden; Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2002 Heft 106
MissingFormLabel
- 18 Wildner M, Zöllner H, Caselmann H W. et al . Strategy for a public health initiative at regional level - the example of Bavaria. J Public Health. 2005; 13 318-324
- 19 Birkholz M. Problem Todesursache. Die Leichenschau in der hausärztlichen Tätigkeit. Notfallmedizin. 2003; 29 208-212
- 20 Stadt Wien .Lebenserwartung und Mortalität in Wien und Österreich - Internationaler Vergleich. Wien; Stadt Wien 2003
MissingFormLabel
Joseph Kuhn
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, GE 4
Veterinärstr. 2
85764 Oberschleißheim
Email: joseph.kuhn@lgl.bayern.de