Pneumologie 2006; 60(1): 3
DOI: 10.1055/s-2005-926215
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Lungenkrebs - Phytoöstrogene schützen

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Publication Date:
23 January 2006 (online)

 
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Getreide, Möhren, Spinat, Brokkoli und besonders Sojabohnenprodukte sind reich an pflanzlichen Hormonen, den Phytoöstrogenen. Sie sind gesund und können Organsysteme wie z.B. das Herz-Kreislauf-System schützen oder Osteoporose reduzieren. Nun wurde in einer amerikanischen Studie geprüft, ob Phytoöstrogene auch das Lungenkrebsrisiko reduzieren (JAMA 2005; 294: 1493-1504).

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Gemüsesorten wie Brokkoli oder Möhren enthalten viele Phytoöstrogene. Ihre Wirkungsweise bei Lungenkrebs ist bisher jedoch noch ungeklärt (Bild: Archiv).

Um die Zusammenhänge zwischen Phytoöstrogenen und der Reduktion des Lungenkrebsrisikos zu untersuchen, verglichen M. B. Schabath et al., Houston/USA, die Ernährungsgewohnheiten von 1674 Lungenkrebspatienten mit denen von 1735 gesunden Kontrollpersonen. Zwischen Juli 1995 und Oktober 2003 wurden die Studienteilnehmer hinsichtlich ihres demografischen und sozioökonomischen Status, ihres Tabakkonsums und zur Aufnahme verschiedener Phytoöstrogene mit der Nahrung befragt.

Im Allgemeinen war die Aufnahme an Phytoöstrogenen unter den gesunden Kontrollpersonen signifikant höher als unter den Lungenkrebspatienten. Die Studienteilnehmer, die die höchste Phytoöstrogenaufnahme hatten, reduzierten dadurch ihr Lungenkrebsrisiko um bis zu 46%. Dabei gab es geschlechtsspezifische Unterschiede. So profitierten Männer aus dieser Gruppe hauptsächlich von den Phytosterolen (Risikoreduktion um 24%) und den Isoflavonen (Risikoreduktion bis zu 44%), während Frauen eine Risikoreduktion von 34% in Abhängigkeit der totalen Phytoöstrogenaufnahme erreichten.

Eine Risikoreduktion für Lungenkrebs konnte für Nichtraucher und für Raucher, jedoch kaum für ehemalige Raucher nachgewiesen werden. Frauen unter Hormontherapie konnten in Kombination mit einer hohen Aufnahme der Phytoöstrogene Enterolakton und Enterodiol ihr Lungenkrebsrisiko um 50% reduzierten. Im Vergleich dazu minderte die alleinige Hormontherapie das Risiko um 26%, die alleinige Aufnahme von Enterolakton und Enterodiol das Risiko um 27%.

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Fazit

Phytoöstrogene sind in einer Dosis-Wirkungs-Beziehung mit einer Reduktion des Lungenkrebsrisikos assoziiert: Je mehr konsumiert werden, um so größer der Effekt. Wie Phytoöstrogene wirken ist noch unklar, allerdings besteht nach Meinung der Autoren kein Zweifel daran, dass sie wirken.

Dr. Sabine Adler, Mülsen St. Niclas

 
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Gemüsesorten wie Brokkoli oder Möhren enthalten viele Phytoöstrogene. Ihre Wirkungsweise bei Lungenkrebs ist bisher jedoch noch ungeklärt (Bild: Archiv).