Pneumologie 2005; 59(10): 674
DOI: 10.1055/s-2005-917981
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Allergien - Weiter umstritten: Rolle von Katzen bei Allergie-Entwicklung

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Publication Date:
12 October 2005 (online)

 
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Es gibt Hinweise, dass eine Sensibilisierung gegenüber Katzen im Kindesalter einen Risikofaktor für die Entwicklung eines allergischen Asthmas darstellt. Vergleicht man jedoch die Sensibilisierungsraten in Familien mit und ohne Haustierhaltung, lassen sich keine Unterschiede feststellen. In einer Geburtskohortenstudie wurde die Assoziation zwischen Langzeitexposition gegenüber Katzenallergenen, Sensibilisierung (IgE), katzenspezifischen IgG-Antikörpern und der Entwicklung eines allergischen Asthmas bei Kindern untersucht (Allergy 2005; 60: 766).

In die Studie (German Multicenter Allergy Study, MAS) waren im Jahr 1990 1314 Neugeborene aus 5 Städten aufgenommen worden, für 750 Kinder standen Follow-Up-Daten bis zum zehnten Lebensjahr zur Verfügung. Alle 750 Kinder waren jährlich auf katzenspezifische IgE- Antikörper untersucht worden. Zudem wurden im Alter von 6 und 18 Monaten bzw. 4 und 10 Jahren Messungen in Hausstaubproben (Matratzen, Teppiche) auf das Haupt-Katzenallergen (Fel d1) durchgeführt. 378 Serumproben von 207 Kindern (im Alter von 5, 7 bzw. 10 Jahren) wurden auf Fel d1-spezifische IgG-Antikörper untersucht. Ab dem vierten Lebensjahr komplettierten die Eltern der Kinder jährlich Fragebogen der International Study of Asthma and Allergy (ISAAC), worin beispielsweise die Häufigkeit von pfeifenden Atemgeräuschen und Asthma-Symptomen erfragt wurde.

Im Ergebnis zeigten sich große Unterschiede bezüglich der katzenspezifischen IgG-Serumkonzentrationen, wobei allerdings die Titer eines Individuums über längere Zeit ischen dem fünften und zehnten Lebensjahr hezu konstant geblieben waren. Bei Kindern, die in den ersten beiden Lebensjahren mit Katzen gelebt hatten, wurden im Schulalter in der Regel hohe Serum-IgG-Konzentrationen gemessen. Dabei hatte eine große Anzahl dieser Kinder mit hoher Exposition zwar hohe IgG-Werte, zeigte aber keine katzenallergenspezifischen IgE-Antworten. Katzenspezifische IgE waren klar assoziiert mit einem vergangenen oder gegenwärtigen Auftreten von Keuchatmung und bronchialer Hyperreagibilität (BHR). Kinder mit IgG, aber ohne IgE-Antikörper hatten trotz hoher Katzenallergenexposition in der Vergangenheit und Gegenwart am seltensten unter Keuchen gelitten, wobei diese Assoziation keine Signifikanz erreichte.

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Katzen lösen bei Kinder in den ersten 2 Lebensjahren hohe Serum-IgG-Spiegel aus. Die Faktoren, ob sich daraus dann auch eine Allergie entwickelt, sind weiterhin unklar. (Bild: Archiv)

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Fazit

In der Studie zeigten sich 2 verschiedene Möglichkeiten, wie eine Reaktion auf eine starke Katzenallergenexposition im frühen Kindesalter verlaufen kann: Eine Gruppe von Kindern war charakterisiert durch hohe katzenspezifische IgG-Antworten, aber keine Sensibilisierung (IgE) und Keuchatmung, die andere Gruppe durch IgG, Sensibilisierung und bronchiale Symptome. Welche Mechanismen, welche genetischen und Umweltfaktoren zu dieser Toleranzentwicklung beitragen, bleibt unklar.

Dr. Katrin Appel, Essen

 
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Katzen lösen bei Kinder in den ersten 2 Lebensjahren hohe Serum-IgG-Spiegel aus. Die Faktoren, ob sich daraus dann auch eine Allergie entwickelt, sind weiterhin unklar. (Bild: Archiv)