Mit der Zulassung und Chargenfreigabe von Tuberkulin PPD RT 23 SSI des Statens Serum
Instituts (Kopenhagen, Dänemark) im August/September 2005 steht nun in Deutschland
wieder ein Tuberkulin zur Testung nach Mendel-Mantoux zur Verfügung. Das PPD RT 23
SSI wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der International Union against
Tuberculosis and Lung Disease (IUATLD) als Standardtuberkulin für den Mendel-Mantoux-Test
empfohlen. Somit ist das weltweit am längsten angewandte Tuberkulin [1]
[2] und in der Mehrzahl der europäischen Länder bereits eingeführt. Somit steht jetzt
wieder ein einheitliches Tuberkulin für alle Regionen in Deutschland zur Verfügung,
wodurch ein standardisiertes Vorgehen und die Vergleichbarkeit auf nationaler Ebene
gewährleistet werden. Weitere Informationen zum PPD RT 23 sind auf der Homepage des
Statens Serum Instituts (www.ssi.dk) und des Paul-Ehrlich-Instituts (www.pei.de) abrufbar.
Nachdem Chiron Vaccines Behring, der Hersteller des einzigen bisher in Deutschland
für Intradermaltests nach Mendel-Mantoux verwendeten und zugelassenen Tuberkulins,
im vergangenen Jahr überraschend die Produktion des GT Behring Tuberkulins gänzlich
eingestellt hat, waren die Restbestände bereits Anfang 2005 erschöpft (ursprünglich
plante Chiron die Versorgung Deutschlands durch in Großbritannien produziertes Tuberkulin
(PPD Evans) ab Sommer 2006 sicherzustellen [1]; eine Wiederaufnahme der Tuberkulinproduktion ist nach Mitteilung von Chiron jetzt
nicht mehr geplant). Seitdem verfügte Deutschland über kein zugelassenes Tuberkulin,
und es war der Import anderer Tuberkuline aus dem Ausland per Einzelverordnung nach
§ 73 Abs. 3 Arzneimittelgesetz (AMG) erforderlich. Dies führte zu erheblichen praktischen
Schwierigkeiten und bei vielen Ärztinnen und Ärzten zu großer Verunsicherung [1].
Die Stempelteste sind seit Sommer 2004 in Deutschland nicht mehr verfügbar. Diese
wurden aufgrund mangelnder Standardisierbarkeit der Methode nach Mendel-Mantoux in
Sensitivität und Spezifität unterlegen.
Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) hat seit Herbst 2004
zusammen mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und dem Robert Koch-Institut (RKI) intensiv
an der Sicherstellung der kontinuierlichen Tuberkulinversorgung Deutschlands zu diagnostischen
Zwecken und auch im Rahmen von Umgebungsuntersuchungen gearbeitet.
Es wird angenommen, dass die Tuberkuline folgender Dosen bioäquivalent sind: 5 TU
PPD-S mit 2 TU RT 23 (SSI) sowie 10 TE Behring (TU = Tuberculin Units = TE = Tuberkulineinheiten).
Bioäquivalenz der Tuberkulinreaktion bedeutet nach Hirtl, dass ein hochgereinigtes
Tuberkulin eine Hautreaktion hervorruft, die die gleiche Größe ± 20 % der Hautreaktion
auf 5 TU PPD-S aufweist [2].
Das PPD RT 23 wurde 1955 entwickelt und weiter standardisiert [2]
[3]. In Übereinstimmung mit UNICEF und der WHO wurde 1958 das PPD RT23 vom Statens Serum
Institut in Kopenhagen, Dänemark hergestellt, und zwar unter Zusatz von Phosphatpuffer
und Polysorbat 80 (Tween 80) aus einer Kultur sieben verschiedener M. tuberculosis-Stämme [2]
[4]
[5]. Seit 1963 wird es von der WHO als Standardtuberkulin für den Mendel-Mantoux-Test
empfohlen [2]
[6].
Sowohl die WHO als auch die IUATLD empfehlen 2 TE PPD RT 23 SSI, das auch für die
individuelle Diagnostik angewandt werden kann [2], für alle epidemiologischen Untersuchungen/Studien [2]
[5]. Die von der WHO und IUATLD empfohlene Standarddosis beträgt 2 TE in 0,1 ml von
PPD RT 23. Das Tuberkulin sollte im Idealfall bei 2 - 8 °Celsius gelagert werden (nur
kurzfristig über 20 °Celsius), nicht gefroren und vor direkter Sonnenbestrahlung geschützt
sein. Entsprechend den Empfehlungen der IUATLD sollen geöffnete Ampullen in Studien
nicht länger als 2 Tage verwendet und nicht länger als 1 Jahr gelagert werden [5]. Nach Herstellerangaben können geöffnete Ampullen, nach Vorschrift aufgelöst und
gekühlt, normalerweise nicht mehr als 24 Stunden nach Entnahme der ersten Dosis verwendet
werden, und die Lagerdauer beträgt 36 Monate. Das SSI liefert 1,5 ml-Ampullen (evt.
auch 5 ml-Ampullen). Da stets Tröpfchen in der Kanüle und Ampulle verbleiben, gelingt
nach Herstellerangaben schätzungsweise die Entnahme von mindestens zehn Testdosen
aus den 1,5 ml SSI-Ampullen. Die Tuberkulinreaktion sollte etwa 3 Tage nach der intradermalen
Tuberkulininjektion abgelesen werden. Nach Herstellerangaben wird für das PPD RT 23
SSI ein Indurationsdurchmesser von 0 - 5 mm als negativ, von 6 - 14 mm als positiv
und von 15 mm oder mehr als stark positiv bewertet [7]. Das DZK weist ergänzend darauf hin, dass ein Durchmesser von mindestens 15 mm als
Starkreaktion bezeichnet wird. Die Bewertung der Induration unter Berücksichtigung
des individuellen Risikos (Interventions-Cut-off) sollte nach den bisherigen Empfehlungen
des DZK [8]
[9] erfolgen.
Abweichend von der Produktinformation empfiehlt das DZK bei begründetem Verdacht auf
eine falsch negative Reaktion (Durchmesser unter 6 mm) nach 72 Stunden den Test zunächst
mit 2 TE umgehend zu wiederholen (Booster-Reaktion).
Zunächst sind die Beschriftungen des in Deutschland erhältlichen Tuberkulins PPD RT
23 SSI nicht in vollem Umfang auf Deutsch verfügbar, jeder Packung liegt jedoch eine
deutschsprachige Produktinformation zum Tuberkulin PPD RT 23 SSI bei. Diese entspricht
der Übersetzung des englischen Textes, wie er dem Präparat in zahlreichen Ländern
Europas und der Welt beigepackt ist [10].
Das Präparat kann in Deutschland über alle Apotheken oder direkt über die Pharmore
GmbH, den Exklusiv-Vertriebspartner des Statens Serum Instituts, bezogen werden:
Pharmore GmbH
Gildestr. 75
49479 Ibbenbüren
Tel.: 0180 - 2-74 27 66 73
Fax: 0180 - 1-74 27 66 73
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