Psychiatr Prax 2005; 32(6): 312-313
DOI: 10.1055/s-2005-915504
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Psychiatrie und Öffentlichkeit in den 50er-Jahren

Psychiatry and Public Awareness in the 1950's
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Publication Date:
23 August 2005 (online)

 

J. C. Nunnallys Popular Conceptions of Mental Health

Immer wenn die Psychiatrie im Umbruch ist, entwickelt sie eine verstärkte Sensibilität für die öffentliche Meinung. So war das in den USA in den 50er-Jahren vor der Kennedy-Botschaft vom Februar 1963; so war das in der Bundesrepublik zwei Jahrzehnte danach im Vorfeld der Psychiatrieenquete; so ist es auch jetzt wieder, wobei offen bleibt, worin der gegenwärtige Umbruch besteht: in der neurobiologischen Wende oder dem Anspruch von Kranken und Angehörigen auf Partizipation.

Die Popular Conceptions of Mental Health des Psychologen Jum C. Nunnally sind nach den Closed Ranks der Cummings die bekannteste Monografie zum Thema Psychiatrie und Öffentlichkeit aus jener Zeit. Bemerkenswert ist, dass in Nunnallys Buch, das 1961 vier Jahre nach dem der Cummings erscheint, jeder Bezug - und jeder Verweis - auf deren Arbeit fehlt. Das relativiert sich allerdings bei einem Blick in dessen Literaturverzeichnis, das mit 15 Referenzen auskommt, davon 7 von ihm selber und einigen weiteren von Mitgliedern seiner Arbeitsgruppe.

Nunnallys vollständiger Verzicht auf die Auseinandersetzung mit dem damaligen Forschungsstand ist zweifellos ein Mangel seines Werkes. Dennoch gelingt ihm aus der Zusammenschau von etwa 20 Einzeluntersuchungen, die zwischen 1954 und 1959 entstanden, eine überzeugende Darstellung des damaligen Bildes der Öffentlichkeit von der Psychiatrie: des Informationsstandes, der Einstellungen und Meinungen und der Rolle der Massenmedien.

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