Pneumologie 2005; 59(6): 363-368
DOI: 10.1055/s-2005-872005
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie, 16.-19. März in Berlin - Neues aus der Pneumologie - Sektionsberichte der DGP

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01 July 2005 (online)

 
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In dieser und der nächsten Ausgabe der "Pneumologie" veröffentlichen wir wie jedes Jahr die "take home messages" der einzelnen Sektionen - die Quintessenz des diesjährigen Kongresses in Berlin. Die Sektionssprecher fassen die Veranstaltungen des Kongresses zusammen und geben einen Ausblick auf künftige Pläne und Veranstaltungen der Sektionen.

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Sektion Endoskopie

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Der Kongress in Berlin war ein Höhepunkt des Jahres. Der Schwerpunkt unserer Sektion liegt bei den endoskopischen und bioptischen Verfahren. So waren am ersten Tag die "klassischen" Kurse Bronchoskopie für Fortgeschrittene und internistische Thorakoskopie (neuerdings "Pleuroskopie") vertreten. Dabei standen die interventionellen Verfahren neben der Anästhesie und dem Monitoring in diesem Jahr im Vordergrund, bei der Thorakoskopie auch die Abgrenzung oder Überschneidung mit der Thoraxchirurgie.

Das komplexe Thema der Karzinom-Früherkennung war Gegenstand eines eigenen Postgraduiertenkurses. Dabei wurden Themen aus der Zytologie, Pathologie und Radiologie ausführlich diskutiert. Die bioptischen Methoden kommen ohne Bildgebung nicht aus. Deshalb wurde ein Postgraduiertenkurs zur Thoraxsonographie und erstmals zu radiologischen Verfahren in der Pneumologie organisiert. Moderne Entwicklungen wirken sich auch auf die Endoskopie aus. So wurden in einem gemeinsamen Kurs mit der Infektiologie Aspekte des DRG-Systems und die Konsequenzen dargestellt und diskutiert. Die Kernfrage nicht nur des Endoskopikers lautet: Gibt es eine Zukunft für hohe medizinische Standards?

In Frühseminaren wurden einzelne Themen vertieft: Grundlagen der bronchoskopischen Materialentnahme, interventionelle Verfahren wie Atemwegsstents und Elektrochirurgie in der Bronchoskopie wurden von Experten dargestellt und diskutiert. Das maligne Mesotheliom war ein weiteres Schwerpunktthema. Die Diagnose in einem frühen Stadium ist schwierig und fordert Bildgebung und Zytologie in besonderem Maße. Gerade in der Zytologie wurden neue Entwicklungen herausgestellt, die es erlauben, eine Verdachtsdiagnose schon beim rezidivierenden kleinen Erguss mit hoher Wahrscheinlichkeit zu stellen. Die Thorakoskopie spielt eine große Rolle bei der definitiven Diagnosestellung und Stadieneinteilung. Eine kurative Operation ist nur bei einer vergleichsweise kleinen Zahl von Patienten möglich. Schließlich wurde der Nutzen von Chemotherapieansätzen dargestellt. Moderne endoskopische Verfahren wurden beim Emphysem diskutiert. Insbesondere Ventile wären eine Alternative zur Operation beim inhomogenen Emphysem.

Das Symposium Bronchoskopie in Klinik und Praxis hat niedergelassene Kollegen besonders angesprochen. Neben den Mindestvoraussetzungen wurden auch finanzielle Aspekte diskutiert und ein internationaler Vergleich versucht. Erstmals gab es eine Veranstaltung gemeinsam mit dem Assistenzpersonal der Endoskopie. Der klinische Vormittag war Endoskopieschwestern/-pflegern und endoskopierenden ärztlichen Kollegen gleichermaßen wichtig. Fünf Schwerpunktthemen wurden aus Sicht des Assistenzpersonals wie aus Sicht des Endoskopikers beleuchtet.

Im Sektionstreffen wurden auch weitere Aktivitäten koordiniert. Gegenwärtig werden die "Empfehlungen zur internistischen Thorakoskopie" erarbeitet, ferner sollen Empfehlungen zur flexiblen und starren Bronchoskopie erstellt werden. Im kommenden Jahr wird es erstmals Bronchoskopiekurse unter dem Dach der Sektion Endoskopie der DGP geben. Ein Thorakoskopiekurs wurde abgehalten.

Wesentlich waren auch Beiträge der Sektion in der Zeitschrift "Pneumologie": Empfehlungen zur Sicherung der Qualität in der Bronchologie, Originalarbeiten (5), Editorials (3), Übersichten (3) und Kasuistiken (2) wurden neben Literaturbewertungen (22 Arbeiten) publiziert.

F. Stanzel, Gauting

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Sektion Epidemiologie, Arbeits-, Umwelt- und Sozialmedizin

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Ein erstmals auf dem DGP-Kongress im März 2005 in Berlin durchgeführter Postgraduiertenkurs beschäftigte sich mit der Bildgebung arbeitsbedingter Lungenkrankheiten. Die radiologische Basisuntersuchung bleibt die Thoraxaufnahme in 2 Ebenen. Weiterhin spielt (nur) die Computertomographie in hochauflösender Technik (HRCT) eine wesentliche Rolle. Die Auflösung des CT-Schichtbildes ist wegen seiner überlagerungsfreien Darstellung dem Summationsbild deutlich überlegen. Da der Gesetzgeber eine Anerkennung einer BK 4112 vom Nachweis einer Silikose der Streuung 1/1 im p.a. Thoraxbild abhängig macht, muss zukünftig geklärt werden, ob und wie die Erkenntnisse der CT/HRCT in Korrelation zur Thoraxübersichtsaufnahme dargestellt werden können. Neben der Möglichkeit, pathologische Großschnitte zu röntgen und Vergleiche darzustellen, besteht die Überlegung, das kürzlich entwickelte HRCT-Beurteilungsschema mit seinem 18-Punkte-System für die exakte Darstellung des Streuungsmaßes zu nutzen (Hering, Dortmund).

Die Asbest-Staublungenfibrose und die pleuralen Läsionen nach Inhalation von Asbestfeinstäuben sind die benignen Folgeerscheinungen einer Faserstaubexposition. Als Zielorgan maligner Entartung gelten beim Menschen die Lunge, das Rippenfell sowie in selteneren Fällen auch das Peritoneum, das Perikard und der Larynx. Charakteristisch ist die zeitliche Verzögerung zwischen Beginn des Faserkontaktes und dem Schadensnachweis (=Latenzzeit). Für die fibrogene Wirkung beträgt die Latenzzeit etwa 15 bis 20 Jahre, für die kanzerogene Wirkung 25 bis 40 und mehr Jahre. Für die parenchymalen Veränderungen kann der Kausalzusammenhang zwischen HRCT-Befunden und einer Asbest-Feinstaub-Exposition nicht zweifelsfrei zugeordnet werden, da sie auch Ausdruck einer ätiologisch völlig differenten Lungenfibrose sein können. Die ILO 2000 ist mittlerweile eingeführt, der Beurteilungsbogen der ZAs wurde angeglichen. Die ILO-Standardfilme stehen als kompletter Satz in Großformat oder als so genannter Quadrantensatz mit reduzierter Filmzahl und Darstellung einzelner Kategorien (z.B. p oder s) mit 4 Bildausschnitten pro Film zur Verfügung. Die ILO hat angekündigt, dass zukünftig bei allen Kodierungen diese Sätze alternativ zur Verfügung stehen sollen. Die Möglichkeit der digitalen Radiographie wird akzeptiert, ebenso verkleinerte Aufnahmen als Filmkopie (Hardcopy), wenn die Verkleinerung nicht unter 2 Drittel der Originalgröße geht.

Unbrauchbar für die Klassifikation sind Papierausdrucke. Die Monitorbefundung erfordert einerseits einen so genannten "Befundungsmonitor" (z.Z. werden 2 K- Monitore diskutiert), andererseits sind in den Richtlinien die technischen Erfordernisse noch nicht endgültig festgelegt und die Lebensdauer der digitalen Kopien bislang nicht für 30 Jahre (wie für Berufserkrankungen erforderlich) garantiert. Auch aus diesen Gründen muss die Hardcopy derzeit erhalten bleiben. Bei Vermeidung von kantenbetonten Algorithmen entspricht das Bild in der Regel einer Analogaufnahme, die nach gültigen Qualitätsrichtlinien erstellt wurde. Kantenbetonte Filme werden im Alltag nur zur Nachbearbeitung bei individueller Auswertung durch den Beurteiler ausgespielt. Bei älteren Systemen erfolgte ein Doppelausdruck, dabei kann aber der geübte Betrachter ohne weiteres die Nachbearbeitung erkennen. Die visuelle Adaptation an das Röntgenbild unterschiedlicher Qualität war schon immer erforderlich. Gleiches gilt auch für den Vergleich mit den digitalen Kopien und teils verkleinerten Aufnahmen.

In einem zum zweiten Mal gemeinsam mit dem HVBG organisierten "Berufskrankheitenforum" waren Mediziner und Juristen zu Stellungnahmen zu ausgewählten Fragestellungen über Berufskrankheiten aufgefordert. Vertieft wurde die 2004 bereits diskutierte Anwendung des § 3 KV bei obstruktiven Atemwegserkrankungen. Mit seinem Urteil vom 9.12.2003 hat das Bundessozialgericht die Möglichkeit geschaffen, Berufskrankheiten auch dann anzuerkennen, wenn im Tatbestand der Berufskrankheit als versicherungsrechtliche Bedingung der Zwang zur Aufgabe der schädigenden Tätigkeit aufgeführt ist (z. B. BK 4301 und 4302), aber der Versicherte bei wirksamer Prävention die Tätigkeit fortsetzen kann. Voraussetzung hierfür ist, dass den vom Gesetzgeber mit dem Unterlassungszwang verfolgten Zielen Prävention (Verhindern weiterer Schädigungen durch die bisherige Tätigkeit) und Ausschluss von Bagatellerkrankungen Rechnung getragen wird. Dies ist der Fall, wenn zum einen eine rentenberechtigende Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) besteht (und damit keine Bagatellerkrankung vorliegt) und zum anderen durch wirksame Präventionsmaßnahmen die Gefahr der Entstehung, Verschlimmerung oder des Wiederauflebens einer Berufskrankheit beseitigt ist. § 3 BKV ist nicht Entschädigungsrecht, sondern dient der Gefahrenabwehr. Er ist daher so auszulegen, dass ein frühes Handeln möglich ist. Letzteres beinhaltet aber beim Versicherungsträger auch das Recht auf Irrtum, d. h. jede neue Maßnahme erlaubt eine erneute Prüfung, ob tatsächlich die Voraussetzungen des § 3 BKV vorliegen. § 3 BKV beinhaltet eine Vielzahl von Maßnahmen (technischer, organisatorischer, medizinischer Art). Dabei steht die Aufforderung zur Aufgabe der Tätigkeit regelmäßig am Ende des Maßnahmenkataloges. Gefahr und Maßnahme müssen in einem angemessenen Verhältnis stehen (Grundsatz der Verhältnismäßigkeit). Als Faustregel ist davon auszugehen, dass mit der Höhe der Exposition, der Stärke der Symptome und dem Ausmaß des Bezuges zum Arbeitsplatz die Gefahr, dass eine Berufskrankheit entsteht, wächst. Diskutiert wurde weiterhin die "neue Berufskrankheit" 4112 (Lungenkrebs durch die Einwirkung von kristallinem Siliziumdioxid (SiO2) bei nachgewiesener Quarzstaublungenerkrankung [Silikose oder Siliko-Tuberkulose]). So stellt sich die Frage a) nach der Spezifität der Silikose-Diagnose und b) nach der bislang fehlenden Gültigkeit für den Steinkohlenbergbau. Ferner ist unklar, wie bei untertägigen Tätigkeiten mit überwiegender Tätigkeit vor Stein zu verfahren ist. Die Spezifität des radiologischen Kriteriums einer Streuung von 1/1 wird kritisch diskutiert. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, bei Beschäftigten im untertägigen Steinkohlenbergbau ein "Narben-assoziertes" Karzinom als Berufskrankheit nach Nr. 4101 anzuerkennen. Dies ist möglich u.a. bei Entwicklung eines Karzinoms in enger räumlicher Beziehung zu einer silikotischen Herdbildung.

In einem "Bäckersymposium" wurden die im Rahmen eines EU-Projektes optimierten und standardisierten Verfahren des Expositionsmonitorings von Mehlstauballergenen vorgestellt. Es besteht eine anhaltend hohe Inzidenz von Mehlsensibilisierungen und deren enge Beziehung zu inzidenten arbeitsbezogenen Beschwerden bei Bäckerlehrlingen. Vorträge zur Diagnostik der Mehlallergie zeigten, dass große Unterschiede in der diagnostischen Effizienz von Mehl-Pricktestextrakten verschiedener Hersteller bestehen und dass Inhibitionstests bei gleichzeitig gegen Mehle und Gräser sensibilisierten Personen zwischen Bäckern und gräsersensibilisierten Kontrollpersonen unterscheiden können. In standardisierten Expositionstests mit Mehlen können hochgradig Gräser-sensibilisierte Patienten mit einer bronchialen Obstruktion reagieren.

Ein weiterer Höhepunkt aus unserer Sektion war das Symposium "Aktuelle Aspekte asbestbedingter Erkrankungen" mit einem Vortrag zu den Expositionsbedingungen bei Tätigkeiten mit Asbestkontakt und deren Quantifizierung. Historische Bilder von Asbestarbeitsplätzen waren mit korrespondierenden Messwerten für die Asbestbelastung versehen. Diese Informationen sind für die Qualität der Berufs- und Expositionsanamnese und für die Meldung bei Verdacht auf eine Berufskrankheit bzw. das Begutachtungsverfahren von großer Bedeutung. Grundsätzlich ist beim diffusen malignen Pleuramesotheliom (DMPM) die prophylaktische Bestrahlung der thorakalen Zugangswege mit 21 Gy in 3 Tagen oder 5-mal 4 Gy indiziert, wodurch die Rate der Thoraxwandrezidive im Wundbereich von 50 und mehr Prozent auf unter 3% abgesenkt werden kann. Eine zunehmende Bedeutung gewinnt die intensitäts-modulierte konformale Bestrahlung jedoch im Rahmen multimodaler Therapiekonzepte für das DMPM. Mit einer Kombination aus dem Multi-Target-Enzym-Inhibitor Pemetrexed und Cisplatin steht erstmals eine wirksame First-line- Therapie zur Verfügung. In einer multizentrischen Studie waren mit Pemetrexed/ Cisplatin im Vergleich zu Cisplatin alleine signifikante Verbesserungen erzielbar. Diese viel versprechenden Ergebnisse gelten zwar für das epitheloid differenzierte DMPM, nicht aber für den biphasischen oder sarkomatoiden Tumortyp. So gibt es mittels Gentechnik Möglichkeiten zur immunmodulatorischen Therapie beim malignen Pleuramesotheliom (MPM). Die intrakavitäre Gabe eines adenoviralen Vektors, der für das Interferon-ß-Gen kodiert, nicht aber die Verwendung des Interferon-ß-Proteins alleine, führte in Mesotheliom-Mausmodellen zur vollständigen Tumor-Eradikation. In diesem Modell sind tumorspezifische CD4+ und CD8+ T-Zellen die vorrangigen Effektorzellen. Die erworbene Immunität soll vor einer erneuten Tumorgabe im Mausmodell schützen und ist übertragbar. Diese ermutigenden Daten werden zurzeit in einer Phase-I-Studie in den USA überprüft.

R. Merget, Bochum

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Sektion Intensivmedizin

Aus praktischen und inhaltlichen Gründen beschränkt sich unser Bericht in diesem Jahr auf Aktivitäten außerhalb des Kongresses:

  • Seit dem letzten Kongress fand 2-mal ein einwöchiges intensivmedizinisches Einführungsseminar der Sektion in Frankfurt statt. Diese Seminare, die immer in den letzten März- und Septemberwochen abgehalten werden, sollen zur Kompetenzverbesserung der neu auf den internistischen Intensivstationen eingesetzten Weiterbildungs-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter beitragen. Für das weite Spektrum der ärztlichen Problemfelder einer internistischen Intensivstation wird hier ein theoretisches (inklusive einer 6-stündigen Einführung in die Ventilatortherapie) wie praktisches Training (Intubation, Reanimation, Beatmung) geboten. Die Seminare werden auch in Zukunft fortgeführt. Interessenten können sich an Prof. T.O.F. Wagner wenden.

  • Eine angedachte Winterschool konnte im Winter 2004/2005 nicht realisiert werden.

  • Die Diskussion der Sektions-Arbeitsgruppe "Respiratorische Intermediärstation" ist eingeflossen in ein Manuskript mit dem Arbeitstitel "Ort der Beatmung aus pneumologischer Sicht" von B. Schönhofer et al. zur Publikation in der "Pneumologie".

  • Sektionsmitglied T. Welte ist Herausgeber des Thieme-Lehrbuchs "Intensivmedizin" und hat weitere Mitglieder der Sektion darin eingebunden. Außerdem ist er Herausgeber der neuen Zeitschrift "Intensivmedizin up2date".

Ansonsten wiederholten Frau Dr. Karg und andere den NIV-Kurs auf praktisch allen wichtigen Intensivkongressen mit großem Erfolg. Zudem war die Sektion auf dem DIVI-Kongress 2004 mit diversen Sitzungen und Beiträgen gut vertreten.

T.O.F. Wagner, Frankfurt

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Sektion Kardiorespiratorische Interaktion

Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Gesellschaft für Kinderkardiologie hat die Sektion eine Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der pulmonal-arteriellen Hypertonie verabschiedet, eine ausführliche Version und eine Kitteltaschenversion.

Es ist hierbei gelungen, einen Konsens aller an der Behandlung von Patienten mit pulmonalem Hochdruck beteiligten Gruppierungen in Deutschland zu erreichen. Hierzu hat wesentlich die Sektion "Kardiorespiratorische Interaktion" mit dem ersten Entwurf zur Leitlinie unter Federführung von Prof. Horst Olschewski beigetragen. In der Leitlinie wird die Klassifikation der pulmonalen Hypertonie in Anlehnung an die dritte PAH-Weltkonferenz in Venedig zugrunde gelegt.

Die pulmonale Hypertonie wird in die pulmonal-arterielle Hypertonie, die pulmonale Hypertonie bei Linksherzerkrankungen, die pulmonale Hypertonie in Assoziation mit Hypoxie sowie die pulmonale Hypertonie aufgrund chronischer thrombotischer und/oder embolischer Erkrankungen eingeteilt. Eine weitere Gruppe umfasst die pulmonale Hypertonie bei Sarkoidose, Histiozytosis X, Lymphangioleiomyomatose, Gefäßkompression von außen. Die ehemals primär pulmonale Hypertonie wird als idiopathische pulmonal-arterielle Hypertonie bezeichnet.

Detailliert wird die Diagnostik des pulmonalen Hochdrucks beschrieben. Empfohlen wird vor Einsatz einer medikamentösen Therapie der schweren pulmonal-arteriellen Hypertonie die pharmakologische Testung mittels Rechtsherzkatheteruntersuchung, um Responder zu identifizieren, die von einer hochdosierten Therapie mit Calcium-Antagonisten profitieren.

Als Responderkriterien gelten eine akute Abnahme des pulmonal-vaskulären Widerstandes um mehr als 20% und des mittleren pulmonal-arteriellen Mitteldrucks um mindestens 10 mmHg (bei Verwendung von Adesonin und Prostacyclin) bzw. mindestens 20% (bei Verwendung von NO), wobei ein pulmonal-arterieller Mitteldruck von 40 mmHg unterschritten werden soll. Als Testsubstanzen werden inhalatives NO (10 - 50 ppm über 5 bis 10 Minuten) und/oder inhalatives Iloprost (Ventavis, 2,5 - 7,5 µg verwendet) bevorzugt. Die Testung soll in spezialisierten Zentren erfolgen.

Ausführlich wird unter Berücksichtigung der vorhandenen Evidenz auf die Medikamente zur gezielten Therapie der schweren pulmonal-arteriellen Hypertonie eingegangen: Bosentan, Epoprostenol, Sildenafil, Iloprost, Treprostinil, Beraprost sowie auf die Calcium-Antagonisten. Auch operative Verfahren werden in einem Algorithmus der verschiedenen Therapieoptionen dargestellt.

Ein weiterer Schwerpunkt der Sektion während der Tagung der DGP in Berlin war eine kritische Bestandsaufnahme zu den Belastungsuntersuchungen in der Pneumologie. Ferner wurde in einem Symposium zur Herzinsuffizienz deutlich, dass auch bei der schweren Linksherzinsuffizienz spiroergometrische Kenngrößen zur Beurteilung der Prognose der Patienten von hoher Bedeutung sind.

Schließlich ist mitzuteilen, dass zum neuen Vorsitzenden der Sektion Prof. Dorow aus Berlin und zu seinem Stellvertreter Prof. Ewert aus Greifswald gewählt wurden.

H. Wort, Fürth

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Klinische Pneumologie

Die Sektion Klinische Pneumologie hat beim diesjährigen DGP-Kongress insgesamt 9 Symposien ausgerichtet. Die meisten der Symposien wurden in Zusammenarbeit mit anderen Sektionen veranstaltet. Die behandelten Themen reichten von der Früherkennung pulmonaler Erkrankungen über die Diagnostik entzündlicher Atemwegsveränderungen bis hin zu Spätformen pulmonaler Erkrankungen mit den dafür spezifischen zur Verfügung stehenden Therapiemodalitäten.

Im Symposium "Früherkennung pulmonaler Erkrankungen" wurde über die Bedeutung verschiedener Screeningverfahren wie Spirometrie, humangenetische und molekularbiologische Methoden für die Frühdiagnose von chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen sowie bei Risikokollektiven für das Bronchialkarzinom (CT, Sputumzytologie) berichtet. Die Quintessenz des Symposiums war, dass bislang eigentlich nur gute Argumente für die Durchführung eines Spirometriescreenings bei Risikokollektiven für eine obstruktive Lungenerkrankung bestehen. Alle anderen Verfahren bedürfen noch einer kritischen Überprüfung im Rahmen von großen Studien.

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Im Symposium "Die verschiedenen Ebenen der Diagnostik bei entzündlichen Atemwegserkrankungen von der Zellbiologie bis zur Atemfunktionsdiagnostik" wurde über verschiedene Möglichkeiten des nicht invasiven Monitorings vom Atemkondensat bis zur online-Analyse verschiedener Parameter in der Ausatemluft berichtet. Dabei zeigte sich, dass mit Ausnahme der Messung von NO in der Ausatemluft bislang keine weiteren Analysen gut etabliert sind.

Im Symposium "Fortgeschrittenes Lungenemphysem" wurden insbesondere bewährte und innovative Therapieansätze dargestellt. Besonderes Interesse fand dabei die Darstellung der endoskopischen Lungenvolumenreduktion durch verschiedene Ventilsysteme, deren Wertigkeit aber derzeit noch nicht definitiv zu beurteilen ist.

Alle aktuellen Aspekte der Transplantation von Indikationen über optimalen Zeitpunkt, Immunsuppression, Infektionen und Kosten wurden im Symposium "Lungentransplantation" dargestellt.

Im Symposium "Pulmonale Hypertonie: Differenzialdiagnostik und -therapie" wurde nicht über die seltene primär pulmonale Hypertonie berichtet, vielmehr wurden wesentlich häufigere sekundäre Hypertonieformen und deren diagnostische und therapeutische Besonderheiten dargestellt.

Ein hoch aktuelles Thema in der Pneumologie ist die integrierte Versorgung. Auch dieser Thematik wurde beim DGP-Kongress ein eigenes Symposium gewidmet. Dabei wurden verschiedene Modelle aus Oldenburg und Berlin vorgestellt und die Vor- und Nachteile der integrierten Versorgung umfassend diskutiert.

Ein Symposium war der Bedeutung der Pneumologen im Zusammenhang mit der "Tabakepidemie" gewidmet. Die hierbei dargestellten Themen reichten von epidemiologischen Fragen, über die Rolle des Passivrauchens bis hin zu politischen Maßnahmen und medizinischen Ansatzpunkten für die Tabakentwöhnung. Die Quintessenz war, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, um zu wirksamen Konzepten für die Tabakentwöhnung und Prophylaxe zu kommen. Dabei wurde erneut konstatiert, dass die Unterstützung der Politik in diesen Fragen bislang nur als unzureichend eingestuft werden kann.

Ein weiteres Symposium war Begutachtungsfragen in der Pneumologie gewidmet. Hier wurden pneumologische und arbeitsmedizinische Aspekte dargestellt und Fragen der Bildgebung und insbesondere juristische Mängel diskutiert.

Wie jedes Jahr wurden bei dem Symposium "Seltene Lungenkrankheiten" faszinierende ungewöhnliche Fälle vorgestellt. Neben den Symposien war die "Klinische Pneumologie" an der Ausrichtung von 4 Workshops maßgeblich beteiligt. Diese reichten von den Zusammenhängen von Infektion und Obstruktion über die Zytologie von Pleuraerkrankungen und die Thoraxsonographie bis zur sehr beliebten Kasuistikkonferenz. Schließlich hielt die Klinische Pneumologie 2 Frühsemiare über den Umgang mit Thoraxdrainagen und inhalative Drogen ab.

Claus Vogelmeier, Marburg

Tom Schaberg, Rotenburg

 
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