Rofo 2005; 177(6): 787
DOI: 10.1055/s-2005-870040
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Sympathische Reflexdystrophie - Radiologischer Konsens via Power-Point

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Publication Date:
19 May 2005 (online)

 
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    Die Diagnose einer Sympathischen Reflexdystrophie (SRD, früher Morbus Sudeck, Algodystrophie) kann zwar allein aufgrund von Anamnese und klinischem Befund gestellt werden. Ein szintigraphischer Befund wird jedoch von den meisten Klinikern als hilfreich angesehen, vorausgesetzt das Erkrankungsbild zeichnet sich eindeutig ab.

    Dies ist allerdings nicht immer der Fall. Typisch für die SRD sind bandenförmige periartikuläre Mehranreicherungen in den betroffenen Regionen, die aber sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. Marianne Tondeur von der Universitätsklinik Saint Pierre in Brüssel wollte wissen, wie sehr die belgischen Radiologen in der Diagnose des SRD übereinstimmen. Die wählte deshalb 10 szintigraphische Befunde aus dem Archiv der Klinik. Die Bilder wurden zu einer Power-Point-Präsentation zusammengestellt einschließlich eines Multiple-Choice-Fragenkatalogs und dann per E-Mail an 54 Nuklearmediziner des Landes verschickt.

    28 Kollegen, also etwas mehr als die Hälfte, antworteten (Clinical Nuclear Medicine 2005; 30: 4-10). Eine nahezu 100%ige interpersonelle Übereinstimmung ergab sich bei den Bildern, die Normalbefunde in der seriellen Tc-99m-Szintigraphie zeigten. Auch die Bilder, die eine diffuse periartikuläre Anreicherung zeigten, wurden übereinstimmend als Zeichen einer SRD gedeutet. Das Gleiche traf auf fokale Hyperaktivitäten im Bereich des früheren Traumas und vermutlichen Auslösers der SRD zu. Weniger gut war die Übereinstimmung, wenn die szintigraphischen Signale eher schwach waren oder wenn eine diffuse Hypoaktivität zu sehen war.

    Natürlich ist der Aussagewert einer retrospektiven kleinen Fallserie mit ausgesuchten Bildern letztlich sehr gering. Die Publikation zeigt jedoch, dass die E-Mail-Kommunikation und allgemein zugängliche Software für den Informationsaustausch sehr gut genutzt werden können. Die Idee ist einfach und ohne zusätzliche Kosten für Software oder Rechner umzusetzen, so dass man Marianne Tondeur nur zustimmen kann, wenn sie die Methode auch als Instrument für die medizinische Fortbildung (Continuing Medical Education, CME) vorschlägt.

    Rüdiger Meyer, Hannover