ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2005; 114(4): 127
DOI: 10.1055/s-2005-868172
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die richtige Motivation

Cornelia Gins
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Publication Date:
14 April 2005 (online)

Am 12. April öffnet sie wieder ihre Tore, die Internationale Dentalschau, die Messe aller Messen schlechthin. Sie versteht sich nicht mehr nur als Schaustelle für dentale Arbeitsmittel, sondern sie ist zur Fortbildungs- und Kommunikationsplattform der globalen Welt avanciert. Mit über 1400 Unternehmen aus 50 Ländern ist die Entwicklung im Vergleich zu den letzten Jahren außerordentlich dynamisch. Interessant wird sein, ob und inwieweit die EU-Osterweiterung das Messebild verändern wird.

Funktion, Ästhetik unter maximalem Erhalt der Zahnsubstanz lautet das diesjährige Motto für den fachlichen Bereich. Ein zweiter Schwerpunkt wird in Informations-, Kommunikations- sowie Organisationssystemen und -mitteln liegen. Wir dürfen gespannt sein, wie die Industrie die letzten beiden Jahre für ihre Entwicklungen genutzt hat. Allerdings - trotz aller Euphorie über den dentalen Fortschritt - findet die Messe vor dem Hintergrund von über 5 Millionen Arbeitslosen statt. Die neuen gesundheitspolitischen „Errungenschaften” geben uns zwar vordergründig mehr Spielraum, nichtsdestotrotz berühren die veränderten sozialen Strukturen auch unser Patientenklientel. Die Zukunft der zahnärztlichen Versorgung muss also vor diesem Hintergrund gesehen werden. Viele Kollegen werden das bereits in den ersten 3 Monaten dieses Jahres gespürt haben. Die rückläufigen Patientenzahlen könnten die Investitionsfreude also durchaus beeinträchtigen. Mitnichten sollte nun aber der Rückschluss gezogen werden, auf den Messebesuch ganz zu verzichten.

Für die noch arbeitenden und vor allem die wieder arbeiten wollenden Menschen wird sich ein Paradigmenwechsel in Bezug auf den Sinn der Arbeit nicht vermeiden lassen. Ihn ausschließlich darin zu sehen, zu arbeiten, um viel Geld zu verdienen, sollte wohl überdacht werden. Denn die gleiche Arbeit wird künftig für weit weniger Geld erbracht werden müssen. Lebensqualität wurde vor allem in den letzten 20 Jahren hauptsächlich durch Konsum ohne Ende definiert. Viele Industriezweige sind entstanden, um die Lust am Kaufrausch zu befriedigen und natürlich auch zu fördern. Was auf der Strecke geblieben ist: dass „zu arbeiten” auch eine andere Befriedigung geben kann, als nur Geld zu verdienen. Sie kann nämlich Freude machen und ist in allen Berufsgruppen möglich, von der Kassiererin bis zum Manager. Es kommt eben auf die Motivation an.

Die finanziellen Möglichkeiten der Bürger, unserer Patienten, lassen nicht mehr viel Spielraum. Ausgaben werden anders gewichtet werden. Zusätzliche, vor allem außervertragliche Investitionen für Zähne werden vermutlich bei den meisten nicht ganz oben auf der Ausgabenskala stehen. Das wird für uns bedeuten, dass nicht jede Anschaffung in unseren Praxen 1:1 auf den Patienten umgeschlagen werden kann. Heißt das nun, auf den Messebesuch zu verzichten? Nein, in gar keinem Fall. Investieren Sie mit Freude in Ihren Arbeitsplatz. Die meiste Zeit des Tages verbringen wir nun mal in unseren Praxen. Sie ist nach wie vor die beste Anlage für die Zukunft, und der Patient weiß inzwischen eine gut ausgestattete und fortschrittliche Praxis richtig zu schätzen. Wenn uns die Arbeit Spaß macht, fördert das das Vertrauen und somit auch die Patientenbindung - ganz ohne Aufpreis.

Gerne würde ich einmal mit Ihnen darüber diskutieren. Vielleicht am Thieme-Stand: Halle 13.1, Gang F, Stand 011. Ich freue mich auf Ihren Besuch.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

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