Zusammenfassung
Mit diesem Beitrag möchte ich mich damit auseinander setzen, wie sich der Umgang der
Psychiatrie mit den Angehörigen entwickelt hat und mit welchem Bild von psychischer
Erkrankung und Psychiatrie sie umworben werden. Dabei möchte ich werben für eine wissenschaftlich
fundierte Sicht, die nicht dem Hang zur (somatischen) Vereinfachung erliegt und Psychotherapie
als integrierten Bestandteil der Behandlung ansieht und Angehörige dabei ebenso selbstverständlich
einbezieht. Für die affektiven und kognitiven/schizophrenen Psychosen will ich meine
Überlegungen konkretisieren: Warum ist es z. B. gerade bei bipolaren Patienten und
bei schizophrenen Ersterkrankten so wichtig, Angehörige von Anfang an einzubeziehen?
Welchen Stellenwert hat dabei Psychotherapie mit den und für die Angehörigen? Welche
Unterschiede gilt es für Eltern, Geschwister und Kinder zu beachten? Zugleich möchte
ich mit Blick auf die künftige Entwicklung fragen: Kann eine stärkere Beachtung der
anthropologischen Aspekte psychischer Erkrankungen Brücken bauen zwischen somatischer,
sozialer Psychiatrie und Psychotherapie sowie zwischen Erfahrenen, Angehörigen und
Profis? Können die Psychoseseminare auch den psychiatrischen/psychotherapeutischen
Alltag im Sinne von mehr Dialog und gleichberechtigter Kooperation beeinflussen?
Schlüsselwörter
Psychotherapie - Angehörigenarbeit - Psychosentherapie - bipolare Psychosen - Sozialpsychiatrie
- anthropologische Sicht
Literatur
- 1 Aderhold V. Psychotherapie der Psychosen. Gießen; ed. Psychosozial 2003
- 2 BApK (Hrsg) .Mit psychisch Kranken leben - Rat und Hilfe für Angehörige. Bonn; Psychiatrieverlag
2002
- 3 Bauer J. Warum ich fühle, was Du fühlst. Hamburg; Hoffmann und Campe 2005
- 4 Bock T. Lichtjahre - Psychosen ohne Psychiatrie. Bonn; Psychiatrieverlag 1998
- 5 Bock T. Achterbahn der Gefühle. Bonn; Psychiatrieverlag 2004 a
- 6 Bock T. Basiswissen: Umgang mit psychotischen Patienten. Bonn; Psychiatrieverlag
2004 b
- 7 Bock T, Deranders J E, Esterer I. Stimmenreich. Bonn; Psychiatrieverlag 2001
- 8 Bock T, Deranders J E, Esterer I. Im Strom der Ideen. Bonn; Psychiatrieverlag 1998
- 9 Bock T, Koesler A. Bipolare Störungen - Manie und Depression verstehen und behandeln. Bonn;
Psychiatrieverlag 2005
- 10
Bock T, Naber D.
Antistigmaarbeit an Schulen.
Psychiat Prax.
2003;
30
402-408
- 11 Dörner K. u. a. .Freispruch der Familie. Bonn; Psychiatrieverlag 2001
- 12 Fritz-Krieger S. Situation und Perspektive von Geschwistern schizophrener Patienten. Universität
Hamburg; Psycholog. Diplomarbeit 1998
- 13
Higgins J. u. a. .
Effects of child-rearing by schizophrenic mothers: a 25-year follow-up.
Acta psychiatr Scand.
1997;
96
402-404
- 14 Hoff K.
Subjekte der Psychiatrie. In: Bock T, Dörner K, Naber D Anstöße - zu einer anthropologischen Psychiatrie. Bonn;
Psychiatrieverlag 2004
- 15 Huether G.
Die neurobiologische Verankerung von Erfahrung. In: Bock T, Dörner K, Naber D Anstöße - zu einer anthropologischen Psychiatrie. Bonn;
Psychiatrieverlag 2004
- 16 Knuf A. u. a. .Empowerment fördern. Bonn; Psychiatrieverlag 2004
- 17
Leff J. u. a. .
The international pilot study of schizophrenia: Five-year follow-up findings.
Psychological Medicine.
1992;
22
131-145
- 18 Meißel T.
Verantwortung, Schuld und Schuldgefühle in der Familie. In: Bock T, Dörner K, Naber D Anstöße - zu einer anthropologischen Psychiatrie. Bonn;
Psychiatrieverlag 2004
- 19 Möhlenkamp G.
Über den Nachteil eines Vorteils - psychotische Reizoffenheit und menschliche Evolution. In: Bock T, Dörner K, Naber D Anstöße - zu einer anthropologischen Psychiatrie. Bonn;
Psychiatrieverlag 2004
- 20
Roessler W.
Does the place of treatment influence the quality of life of schizophrenics?.
Acta Psychiatrica Scand.
1999;
100
142-148
- 21 Sielaff G. Kinder psychisch kranker Eltern. Universität Hamburg; Psycholog Diplomarbeit
1994
- 22 Stielow K. Situation und Perspektive von Geschwistern schizophrener Patienten. Universität
Hamburg; Psycholog Diplomarbeit 2002
- 23 Zaumseil M, Leferink K (Hrsg). Schizophrenie in der Moderne, Modernisierung der
Schizophrenie. Bonn; Psychiatrieverlag 1997
Korrespondenzadresse:
PD Dr. Thomas Bock
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg