Klinische Neurophysiologie 2005; 36(2): 104-105
DOI: 10.1055/s-2005-866861
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Professor Dr. med. Heinz Caspers

* 22. September 1921, † 15. Februar 2005E.-J.  Speckmann1
  • 1Institut für Physiologie I, Neurophysiologie, Universitätsklinikum Münster
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Publication Date:
01 June 2005 (online)

Heinz Caspers wurde in Husbäke (Oldenburg) geboren. Nach dem Studium der Medizin an den Universitäten Marburg und Münster legte er 1949 das Staatsexamen ab und erhielt die Approbation als Arzt. An der medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität wurde er im Jahr 1950 zum Dr. med. promoviert.

Heinz Caspers begann seine wissenschaftliche Laufbahn im Physiologischen Institut der Universität Münster, wo er 1952 eine Assistentenstelle übernahm. Im Jahr 1955 habilitierte er sich für das Fach Physiologie. Die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor erfolgte 1961 und die Berufung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor 1963. Im Jahr 1964 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Arbeitsphysiologie an der Technischen Universität München, den er jedoch ablehnte. Kurze Zeit später übernahm er einen außerordentlichen Lehrstuhl für Neurophysiologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität, der zwei Jahre später in einen ordentlichen Lehrstuhl umgewandelt wurde. Gleichzeitig wurde Heinz Caspers zum Mitdirektor des Physiologischen Instituts ernannt. Im Jahr 1986 erfolgte die Emeritierung. Heinz Caspers verstarb nach kurzer Krankheit im 84. Lebensjahr in seiner Wohnung in Münster.

Die wissenschaftliche Arbeit von Heinz Caspers war in der Neurophysiologie angesiedelt. Im Rahmen dieses Gebietes befasste er sich mit Problemen des Schlaf-Wach-Rhythmus, mit Wirkungen von Gasdruckänderungen (pO2 und pCO2) auf die Aktivität des Zentralnervensystems und mit den Funktionen des motorischen Systems, insbesondere der funktionellen Ankopplungen des primären motorischen Kortex an die Motoneurone für die distalen Muskelgruppen der vorderen Extremität, die die Feinmotorik vermitteln. Einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit stellte die Epilepsieforschung dar. Im Rahmen seiner epileptologischen Tätigkeit galt sein besonderes Interesse den Mechanismen, die zu einer Beendigung epileptischer Anfälle führen; dabei fand er, dass eine metabolische Erschöpfung keine essenzielle Voraussetzung für die Anfallsbeendigung ist. Auf dem Gebiet der neurophysiologischen Forschung zur Entstehung kortikaler Feldpotenziale ist der Name Heinz Caspers nicht wegzudenken. Besonders die langsamen Komponenten des EEG fanden in theoretischen und experimentellen Ansätzen stets seine besondere Aufmerksamkeit. Der Wechsel in der Bezeichnung dieser bioelektrischen Phänomene vom „kortikalen Bestandpotenzial” über „kortikale Gleichspannung” zur „Gleichspannungskomponente des EEG” - was in der Kombination von nieder- und hochfrequenten Potenzialänderungen unseren heutigen Vorstellungen schon sehr nahe kommt - und zur praxisorientierten Benennung als „DC-Potenzial” sind ein beredtes Zeichen seiner Bemühungen. Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Tätigkeit, die wesentlich zur Interpretation langsamer EEG-Phänomene beigetragen haben, sind wie selbstverständlich weltweit in große Bereiche der neuropsychologischen Arbeiten eingeflossen. Das große Engagement von Heinz Caspers auf dem Gebiet der EEG-Forschung kommt auch darin zum Ausdruck, dass er der erste Träger des „Hans-Berger-Preises” war, mit dem die Deutsche EEG-Gesellschaft seit 1960 hervorragende Beiträge auf dem Gebiet der Neurophysiologie würdigt. Darüber hinaus gehört er zu den Gründungsherausgebern der Zeitschrift „EEG-EMG: Zeitschrift für Elektroenzephalographie, Elektromyographie und verwandte Gebiete” (heute: „Klinische Neurophysiologie”). Seine hohes wissenschaftliches Renommee brachten Heinz Caspers zahlreiche Einladungen zu wissenschaftlichen Symposien und Mitgliedschaften in internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften ein.

Im Bereich seines akademischen Wirkens war Heinz Caspers auch dem studentischen Unterricht sehr verbunden. Seine klar strukturierten Vorlesungen und seine Fähigkeit, physiologische Funktionszusammenhänge in einen ärztlichen Kontext zu stellen, sind seinen Hörern bis auf den heutigen Tag in lebendiger Erinnerung und seinen akademischen Schülern ein permanentes Vorbild.

Die deutsche Neurophysiologie verliert mit Heinz Caspers einen ärztlich orientierten Naturwissenschaftler, einen engagierten Lehrer, einen hoch geschätzten Menschen und Kollegen, der sich bleibende Verdienste in der Hirnforschung erworben hat.

E.-J. Speckmann, Münster im April 2005

Prof. Dr. med. E.-J. Speckmann

Institut für Physiologie I - Neurophysiologie · Universitätsklinikum Münster

Robert-Koch-Straße 27 a

48149 Münster

Email: speckma@uni-muenster.de

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