Etwa die Hälfte der Asthma-Patienten werden nicht wie in den Leitlinien empfohlen
behandelt. Dies hat eine Studie in den Niederlanden ergeben. Gleichzeitig wurde nachgewiesen,
dass die Lebensqualität der korrekt behandelten Patienten deutlich höher ist (Eur Respir J 2004; 23: 718-722).
An der im Jahr 2000 an der Universität Groningen vorgenommenen Studie nahmen 146 Asthma-Patienten
teil. Sie waren im Mittel 40 Jahre alt. Die Einsekunden-Kapazität (FEV1) der Patienten
wurde gemessen. Außerdem wurden die Studienteilnehmer per Fragebogen zu ihren Beschwerden,
den Medikamenten, die sie zur Zeit einnahmen, und zur Lebensqualität befragt. Die
Asthma-Beschwerden der Patienten wurden entsprechend der US-Empfehlungen der National
Institutes of Health aus dem Jahr 1997 in 4 Schweregrade eingeteilt. Das derzeitige
Therapieregime wurde mit den Empfehlungen verglichen.
Wie die Wissenschaftler berichten, wurden 72 Patienten, also nur knapp die Hälfte,
gemäß dem 4-stufigen US-Therapieschema behandelt. Am besten wurden die Leitlinien
bei Patienten mit intermittierendem Asthma (Stufe I) umgesetzt. 35 der 51 Patienten
(69%) wurden entsprechend der Empfehlungen behandelt. Bei den Patienten mit dem schwersten
Asthma (Stufe IV) lag der Anteil nur bei 19% (3 von 16). Insgesamt nutzten etwa ein
Drittel der befragten Asthmatiker kein kurz wirksames β-2-Mimetikum. Besonders häufig
war dies bei Patienten mit schwerem Asthma der Fall. Stattdessen erhielten die Patienten
oft lang wirkende β-2-Mimetika oder Ipratropiumbromid. Häufig wurde auch die anti-inflammatorische
Therapie vernachlässigt, vor allem bei Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Asthma.
26 der 70 Patienten mit mittelschwerem Asthma erhielten zum Beispiel kein inhalatives
Steroid. 6 von ihnen benutzten auch kein kurz wirkendes β-2-Mimetikum. Von den 16
Patienten mit schwerem Asthma erhielten immerhin 3 keine anti-inflammatorische Medikation.
Die Lebensqualität der Patienten, die nach dem AQLQ(Adult Asthma Quality of Life Questionnaire)-Fragebogen
bestimmt wurde, wurde signifikant von der Umsetzung der Therapieempfehlungen beeinflusst,
betonen die Pneumologen. Der Gesamt-Score für Lebensqualität betrug bei den wie empfohlen
behandelten Patienten im Mittel 5,7 im Vergleich zu nur 5,3 bei den übrigen Patienten.
Besonders deutlich waren die Unterschiede in den 2 Kategorien "Symptome" und "Umgebungsexposition".
Fazit
Diese Daten sind für Ärzte und andere Beschäftigte im Gesundheitswesen ein erneuter
Beleg, wie wichtig es ist, evidenzbasierte Therapie-Richtlinien in die Praxis umzusetzen,
schreiben die Autoren.