Die Behandlung affektiver Störungen mit Antiepileptika gehört mittlerweile zum klinischen
Alltag. Vor allem werden bipolare affektive (manisch-depressive) Erkrankungen sowohl
in der Akuttherapie als auch in der Phasenprophylaxe mit diesen Substanzen behandelt.
Carbamazepin und Lamotrigin sind zur Behandlung bipolarer Störungen in Deutschland
zugelassen, Valproinsäure nicht, obwohl vor allem dessen antimanische Wirksamkeit
gut belegt ist. Topiramat spielt keine, Gabapentin nur eine untergeordnete Rolle bei
der Behandlung bipolarer Störungen. Levetiracetam scheint nach kasuistischen Hinweisen
bei Rapid Cycling Verläufen zu wirken. Weil die meisten Antiepileptika nach wie vor
off-label verordnet werden, ist es von großer Bedeutung, ihr gesamtes Nebenwirkungsspektrum
speziell bei der Patientengruppe der bipolar affektiv Erkrankten zu erfassen.
Die bipolare Störung beginnt meist um das 20.-24. Lebensjahr, Frauen und Männer sind
gleich häufig betroffen. Bipolare Frauen befinden sich zum Zeitpunkt des Krankheitsbeginns
also meist im gebärfähigen Alter und haben häufig Kinderwunsch oder werden ungewollt
schwanger. Dann stellt sich die Frage nach dem teratogenen Risiko der verordneten
Antikonvulsiva, zum einen aus juristischen, vorrangig aber auch aus Gründen der Patientinnensicherheit
und dem Schutz des ungeborenen Kindes.
Bisher gibt es keine Daten zur Teratogenität von Antikonvulsiva speziell bei Frauen
mit psychiatrischen Erkrankungen. Deswegen ist es von großer Wichtigkeit, eine systematische
Erfassung von Frauen, die unter der Behandlung mit diesen Substanzen schwanger werden,
durchzuführen. Das European Registry for Anticonvulsants in Pregnancy (EURAP) ist
eine Möglichkeit für Ärzte, ihre Patientinnen, die eine (bipolare) affektive Störung
haben und mit Antikonvulsiva behandelt werden, registrieren zu lassen. Die Fragebögen
können auch in deutscher Sprache über die Webseitewww.eurapger many.de heruntergeladen
oder bei unten genannter Adresse angefordert werden. Dabei geht es lediglich um eine
Dokumentation, nicht um eine Intervention in die bestehende Behandlung. Mit der Aufnahme
möglichst vieler Frauen mit einer bipolaren Störung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt
(bis 16. SSW) können die teratogenen Risiken der Antikonvulsiva bei dieser Patientengruppe
umfassend dokumentiert werden. Das kommt der Aufklärung der Patientinnen und dem sicheren
Umgang mit diesen Substanzen in der Schwangerschaft zugute.
Korrespondenzadresse
PD Dr. med. Stephanie Krüger
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinik Carl-Gustav Carus
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
Email: Stephanie.Krueger@uniklinikum-dresden.de
Weiterführende Literatur :
PD Dr. Stephanie Krüger. Bipolare Störung und Kinderwunsch. Informationen für Ärzte.
ISBN 3-8330-0663-3