ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2005; 114(1/02): 3
DOI: 10.1055/s-2005-864085
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Auf den Hund gekommen

Cornelia Gins
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Publication Date:
24 February 2005 (online)

Der Jahreswechsel ist üblicherweise besonders strapaziert mit den besten aller Vorsätzen: endlich Sport, nicht mehr Rauchen, Alkohol nur noch in therapeutischen Dosen und endlich die Diät für den Jahresspeck. Auch wollte man doch die Feiertage intensiv dazu nutzen, dem Geheimnis der Festzuschüsse auf den Grund zu gehen. Nun ist das neue Jahr schon gute 4 Wochen alt, und wo sind die guten Vorsätze geblieben? Na? Jawohl, verschwunden wie der Schnee in der Frühjahrssonne. Selbstverständlich nicht einfach so, sondern unter Zuhilfenahme stichhaltiger Argumente, denen man sich einfach nicht entziehen konnte. Grundsätzlich steht man natürlich voll hinter seiner Vorsatzverweigerung, doch in stillen Stunden nagt das schlechte Gewissen an einem, dass man es wieder mal nicht geschafft hat, ihn zu überwinden. Wen wohl? Genau, den inneren Schweinehund. Dieses possierliche Tierchen wird vielleicht auch einmal im Pschyrembel zu finden sein, gleich auf mit Loriots Steinlaus.

Dass der innere Schweinehund ein kolossales Eigenleben führt, davon konnten sich neben meiner Person noch 900 weitere Teilnehmer des 11. Marketingkongresses überzeugen, der wie jedes Jahr Ende Januar von DeguDent in Frankfurt veranstaltet wurde. Jener taucht immer dann auf, wenn Veränderungen welcher Art auch immer anstehen. Unabhängig von beruflichen oder privaten Entscheidungen liegt er auf der Lauer, uns genial verführerisch von unserem Vorhaben abzubringen. Der Verdacht liegt nahe, dass er eine zertifizierte Schulung besucht hat, so erfinderisch und überzeugend sind seine Ausreden und Argumente. Sein Trick ist: Solange man ihn nicht erkennt, kann er ungestört agieren.

Doch es gibt Möglichkeiten, sich mit ihm zu arrangieren. Wir können ihm nicht davonlaufen. Vertreiben lässt er sich auch nicht. Er ist ein Teil unserer Persönlichkeit, und er sollte so auch akzeptiert werden. Bei jedem Menschen äußert sich der innere Schweinehund anders, und so unterschiedlich sind daher auch seine Agitationsmuster. Das bewusste Wahrnehmen seines Daseins ist der wichtigste Schritt. Doch zur Beruhigung, er hat nicht nur negative Seiten. Oft schützt er uns auch vor Überforderung oder Überanstrengung. Um dieses zu vermeiden könnte ein Arrangement mit ihm so aussehen, dass man bei einem neuen Vorhaben erst einmal des Gefühl des Machbaren vor seinem geistigen Auge entwickelt. Das Bild, das von einem Projekt im Kopf entsteht, entfaltet ungeheure Kraft. Je intensiver also die Vorstellung oder das Bild, desto leichter lässt er mit sich reden.

Wer Lust bekommen hat, seinem Schweinehund auf der Spur zu bleiben, kann unter www.vonmuenchhausen.de weitere Anregungen finden.

Unterstützt wurde dieser sehr heitere Vortrag mit lustigen Zeichnungen vom Schweinehund. Ich glaube, es gab kaum einen Teilnehmer, der hernach nicht eine persönliche Beziehung zu diesem Tier aufgebaut hat. Und das ist gut so. Schließlich ist er ein Teil von uns. Lassen Sie ihn also ruhig auch einmal gewinnen. Beim nächsten Mal sind Sie wieder dran.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

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