Asthma verschlimmert sich nicht plötzlich, sondern meist innerhalb von Tagen, so dass
die Möglichkeit zum Gegensteuern von Seiten des Patienten gegeben ist. Wie Studien
zeigten, können dem Patienten mitgegebene schriftliche Anweisungen Klinik- und Notfalleinweisungen
vermeiden. Welches dabei die wichtigsten Elemente sind, war Thema der Arbeit von Dr
P. G. Gibson et al., Newcastle/Australien (Thorax 2004; 59: 94-99).
Die Autoren analysierten 26 randomisierte kontrollierte Studien aus dem Cochrane Airways
Group Clinical TrialsRegister, die sich mit schriftlich mitgegebenen Asthma-Notfallplänen
befassten. Die Studien wurden als "individuell angepasst" und "vollständig" bewertet,
wenn der Patienten erfuhr, wann und wie er seine Medikamentendosis steigern sollten,
wie lange er dies tun und wann er medizinische Hilfe suchen sollte. Arbeiten galten
als "unspezifisch", wenn sie nur generelle Informationen über eine Verschlimmerung
von Asthma gaben, und als "unvollständig", wenn der Gebrauch von inhalativen Kortikosteroiden
zur Frühtherapie nicht näher spezifiziert wurde. Die Autoren betrachteten den Zeitpunkt,
ab dem der Plan in Aktion treten sollte, und ob dieser von Symptomen, dem prozentuell
errechneten Peak-flow oder in Abhängigkeit von dem persönlichen Bestwert des Peak-flow
bestimmt wurde. Auf ihre Effektivität hin wurde auch die Anzahl der Anweisungen für
den Notfall überprüft. Als aussagekräftige Resultate für die Qualität eines Notfallplans
galten die Verbesserung des Peak- flow-Werts sowie die Vermeidung von Krankenhaus-
und Notfalleinweisungen.
17 der 26 Studien, die Asthma-Notfallpläne verglichen, wurden als vollständig und
individuell angepasst bewertet. 15 der Notfallpläne legten den Zeitpunkt zur Erhöhung
der inhalativen (ICS) und oralen Kortisontherapie (OCS) auf einen Peak-flow-Wert von
70 bis 85% fest. Bereits diese Notfallvorschrift senkte ein Anzahl der Krankenhauseinweisungen
um 34 bis 54%. Einweisungen in die Notfallaufnahme konnten jedoch nur durch Notfallpläne,
die sich am persönlich besten Peak-flow-Wert orientierten, um 22% verringert werden.
Dies ist nach Ansicht der Autoren aufgrund der großen Variationsbreite der Peak-flow-Werte
bei unterschiedlichen Obstruktionsursachen und -graden verständlich. Es zeigte sich,
dass 2 bis 3 Notfallanweisungen die besten Ergebnisse erzielten und eine vierte keine
weitere Verbesserung brachte. Pläne, die das "Ampelschema" benutzten, schnitten eher
schlecht ab. Dagegen ergab sich für Notfallpläne, die eine kombinierte Dosiserhöhung
von ICS und OCS empfahlen, ein besserer Effekt auf die Lungenfunktion.
Schriftlich mitgegebene, individuell angepasste Notfallpläne können die Lungenfunktion
von Asthmapatienten verbessern und Krankenhaus- und Notfalleinweisungen verringern.
Am effektivsten sind Pläne, die ab einer bestimmten Verschlechterung des persönlich
besten Peak-flow-Wert nur 2 bis 3 Anweisungen geben, darunter die Einnahme von ICS
und OCS.
Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden