Pneumologie 2005; 59(2): 93-94
DOI: 10.1055/s-2005-863758
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Asthmatherapie - Individuell angepasste Pläne mit wenigen Notfallanweisungen sind die besten

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Publication Date:
21 February 2005 (online)

 
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    Asthma verschlimmert sich nicht plötzlich, sondern meist innerhalb von Tagen, so dass die Möglichkeit zum Gegensteuern von Seiten des Patienten gegeben ist. Wie Studien zeigten, können dem Patienten mitgegebene schriftliche Anweisungen Klinik- und Notfalleinweisungen vermeiden. Welches dabei die wichtigsten Elemente sind, war Thema der Arbeit von Dr P. G. Gibson et al., Newcastle/Australien (Thorax 2004; 59: 94-99).

    Die Autoren analysierten 26 randomisierte kontrollierte Studien aus dem Cochrane Airways Group Clinical TrialsRegister, die sich mit schriftlich mitgegebenen Asthma-Notfallplänen befassten. Die Studien wurden als "individuell angepasst" und "vollständig" bewertet, wenn der Patienten erfuhr, wann und wie er seine Medikamentendosis steigern sollten, wie lange er dies tun und wann er medizinische Hilfe suchen sollte. Arbeiten galten als "unspezifisch", wenn sie nur generelle Informationen über eine Verschlimmerung von Asthma gaben, und als "unvollständig", wenn der Gebrauch von inhalativen Kortikosteroiden zur Frühtherapie nicht näher spezifiziert wurde. Die Autoren betrachteten den Zeitpunkt, ab dem der Plan in Aktion treten sollte, und ob dieser von Symptomen, dem prozentuell errechneten Peak-flow oder in Abhängigkeit von dem persönlichen Bestwert des Peak-flow bestimmt wurde. Auf ihre Effektivität hin wurde auch die Anzahl der Anweisungen für den Notfall überprüft. Als aussagekräftige Resultate für die Qualität eines Notfallplans galten die Verbesserung des Peak- flow-Werts sowie die Vermeidung von Krankenhaus- und Notfalleinweisungen.

    17 der 26 Studien, die Asthma-Notfallpläne verglichen, wurden als vollständig und individuell angepasst bewertet. 15 der Notfallpläne legten den Zeitpunkt zur Erhöhung der inhalativen (ICS) und oralen Kortisontherapie (OCS) auf einen Peak-flow-Wert von 70 bis 85% fest. Bereits diese Notfallvorschrift senkte ein Anzahl der Krankenhauseinweisungen um 34 bis 54%. Einweisungen in die Notfallaufnahme konnten jedoch nur durch Notfallpläne, die sich am persönlich besten Peak-flow-Wert orientierten, um 22% verringert werden. Dies ist nach Ansicht der Autoren aufgrund der großen Variationsbreite der Peak-flow-Werte bei unterschiedlichen Obstruktionsursachen und -graden verständlich. Es zeigte sich, dass 2 bis 3 Notfallanweisungen die besten Ergebnisse erzielten und eine vierte keine weitere Verbesserung brachte. Pläne, die das "Ampelschema" benutzten, schnitten eher schlecht ab. Dagegen ergab sich für Notfallpläne, die eine kombinierte Dosiserhöhung von ICS und OCS empfahlen, ein besserer Effekt auf die Lungenfunktion.

    Schriftlich mitgegebene, individuell angepasste Notfallpläne können die Lungenfunktion von Asthmapatienten verbessern und Krankenhaus- und Notfalleinweisungen verringern. Am effektivsten sind Pläne, die ab einer bestimmten Verschlechterung des persönlich besten Peak-flow-Wert nur 2 bis 3 Anweisungen geben, darunter die Einnahme von ICS und OCS.

    Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden