Wenn ein neues inhalatives Kortikoid zur Behandlung von Asthma verfügbar wird, sollte
dessen zeitlicher Wirkverlauf zuvor mit dem eines etablierten Kortikoids in einer
Pilotstudie verglichen werden. Das könnte helfen, Vergleichsstudien effektiver durchzuführen.
Verschiedene inhalative Kortikoide sind sehr effektiv zur Behandlung von Asthma. Sie
unterscheiden sich jedoch stark hinsichtlich ihrer pharmakokinetischen Profile. Um
so wichtiger ist es, ihre Effektivität und ihre systemischen Effekte vergleichen zu
können. Ihr langsamer Wirkeintritt macht es jedoch äußerst schwierig, die maximale
Response auf eine gegebene Dosis zu messen. Andererseits könnten submaximale Wirkreaktionen
verglichen werden, wenn der zeitliche Wirkverlauf der zu vergleichenden inhalativen
Kortikoide ähnlich wäre. Dr. K. Phillips vom City Hospital in Nottingham und Kollegen
stellten sich die Aufgabe, den zeitlichen Wirkverlauf von Fluticason und Budesonid
zu vergleichen (Thorax 2004; 59: 26-30). Dazu maßen sie das Ansprechen auf die Inhalation als Veränderung in derjenigen
Provokationsdosis von Adenosinmonophosphat, die eine 20%ige Senkung der Sekundenkapazität
(PD20AMP) hervorruft.
An der randomisierten Studie nahmen 18 Patienten mit leichtem Asthma im Alter von18
bis 65 Jahren teil. Jeder erhielt jeweils 4 Wochen lang täglich 1500 µg Fluticason,
1600 µg Budenosid und Plazebo. Zwischen den jeweiligen Behandlungen lagen Auswaschperioden
von mindestens 2 Wochen. Die Messungen von PD20AMP und Sekundenkapazität (FEV1) erfolgten vor und nach der Behandlung. Die Zeit bis zum Erreichen von 50% der maximalen
Response (T50%) wurde als Maß für den Wirkeintritt berechnet.
Anstieg von PD20AMP bei beiden Kortikoiden
Während der 4-wöchigen Behandlung kam es unter beiden Kortikoiden, nicht jedoch unter
Plazebo, zu einer progressiven Steigerung des PD20AMP-Werts. Für Fluticason betrug der Anstieg nach einer bzw. 4 Wochen 2,3 bzw. 4,5
und für Budesonid entsprechend 2,5 bzw. 3,7 Verdopplungsdosen. T50% wurde unter Fluticason
nach 9,3 Tagen und unter Budesonid nach 7,5 Tagen erreicht. Dabei betrug die mittlere
Differenz zwischen beiden Kortikoiden 0,1 Tag. Es gab einen breiten Responsebereich
auf beide inhalative Kortikoide, jedoch bestand eine gute Korrelation zwischen der
Response auf Fluticason und Budesonid innerhalb der Patienten. FEV1 und morgendlicher maximaler expiratorischer Atemstrom (PEFR) erhöhten sich während
der ersten Woche unter beiden Kortikoiden und blieben danach stabil. Unter beiden
aktiven Behandlungen trat eine leichte progressive Verbesserung der nächtlichen Symptome
auf.
Die Autoren stellten fest, dass PD20AMP ein sensitiverer Marker für die Response auf eine inhalative Kortikoidbehandlung
ist als FEV1 oder PEFR. Der zeitliche Wirkverlauf von Fluticason und Budesonid, gemessen am PD20AMP, ist ähnlich. Das lässt darauf schließen, dass Vergleichsstudien zu ihrer Wirksamkeit
mit ein- oder 2-wöchigen Behandlungsperioden gültig sind.
Dr. Volker Kriegeskorte, Martinsried