Zusammenfassung
Postsuizidale Patienten in der intensivmedizinischen Betreuung bedürfen aufgrund der
komplexen psychosozialen Ursachen der Pathogenese des Krankheitsgeschehens einer Behandlung,
die weit über die somatische Versorgung hinausreicht. Ziel sollte es im Rahmen der
intensivmedizinischen Behandlung sein, den postsuizidalen Patienten im Rahmen eines
bio-psychosozialen Behandlungskonzeptes einer weiteren therapeutischen Betreuung zuzuführen.
Die hierfür erforderliche Zusatzausbildung wird jedoch in der Krankenpflegeausbildung
nicht unterrichtet, sodass das Personal weder bezüglich der Psychodynamik der Suizidalität
hinreichend ausgebildet ist noch über Zusatzausbildungen für eine psychosoziale Begleitung
verfügt. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit drei Konzepten der Psychodynamik
der Suizidalität, dem psychoanalytisch-tiefenpsychologischen Konzept, dem Narzissmuskonzept
der suizidalen Krise sowie dem präsuizidalen Syndrom. Sie liefern als theoretische
Grundlage einen Einblick in eine mögliche Krankheitsdynamik der Betroffenen und dienen
primär dem globalen Gesamtverständnis für den Suizidenten. Im Anschluss daran wird
auf mögliche Fehler im Umgang und im Gespräch mit suizidalen Patienten eingegangen,
wie zum Beispiel das Erteilen vorschneller Ratschläge, Belehrungen, dem Herunterspielen
von Problemen, Beurteilungen oder dem Ausfragen und Analysieren des Betroffenen. Dies
sind mögliche Ursachen für einen erschwerten Zugang zu dem Patienten. In Form eines
Fallbeispiels wird eine beziehungsfördernde Grund- und Gesprächshaltung aufgezeigt,
wie es im Umgang mit Postsuizidenten sinnvoll wäre, sowie auf die Notwendigkeit von
Zusatzausbildungen des Personals hingewiesen, die täglich Umgang mit postsuizidalen
Patienten haben. Als besonders wichtig ist hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit
mit Psychologen und Psychotherapeuten hervorzuheben, die eine lückenlose Betreuung
des Betroffenen gewähren und die primäre Versorgung zusätzlich erleichtern würden.
Eine handlungs- und zielgerichtete Versorgung ist unerlässlich für die Betroffenen
und schafft die Voraussetzung für den weiteren Verlauf der Genesung.
Literatur
- 1 Geisler L. Das Gespräch mit dem suizidalen Patienten. 3. Auflage. Frankfurt; Pharma
Verlag 1992
- 2 Haenel T. Suizidhandlungen. Berlin; Springer-Verlag 1989
- 3 Okonek S. Vergiftungen - Entgiftung - Giftelimination. Berlin; Springer-Verlag 1981
- 4 Reimer C. Psychotherapeutischer Umgang mit suizidalen Patienten. 2. Auflage. Berlin;
Springer-Verlag 2000
- 5 Reiner A, Kulessa C. Ich sehe keinen Ausweg mehr. Mainz; Matthias-Grünewald-Verlag
1981
- 6 Wolfersdorf M. Der suizidale Patient in Klinik und Praxis. Stuttgart; Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft mbH 2000
Lena Falkenberg
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