Sportverletz Sportschaden 2005; 19(4): 187-190
DOI: 10.1055/s-2005-858817
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stressinduzierte Aufmerksamkeitsänderungen beim Würgen im Judo

Stress-Induced Changes of Attention during Choking in JudoC. Raschka1, 2 , R. Mangold3
  • 1Helios St. Elisabeth Klinik, Hünfeld
  • 2Institut für Sportwissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main
  • 3Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Fulda
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Publication Date:
21 December 2005 (online)

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Zusammenfassung

Analysiert werden sollten die Verlaufsmerkmale selektiver Aufmerksamkeitsprozesse in der Alarmphase der Stressreaktion. Zur Stressprovokation wurde ein konventionelles Judowürgemanöver ausgewählt. 57 Judoka (41 Männer; 16 Frauen; Durchschnittsalter 23,1 ± 6,7 Jahre) unterzogen sich einem standardisierten Kreuzwürgen (Juji-jime), das von einem ärztlichen Danträger durchgeführt wurde und durchschnittlich 6 - 8 s bis zum Abschlagen dauerte. Vor dem Würgen sowie zu 2 weiteren Messpunkten danach wurde der Interferenzversuch des Stroop-Tests zur Messung der selektiven Aufmerksamkeit eingesetzt. Die Lesegeschwindigkeit im Interferenzversuch beschleunigte sich unmittelbar nach dem Würgen von durchschnittlich 77,4 s auf 74,4 s (p < 0,01), während die Fehlerzahl von durchschnittlich 2,9 auf 2,1 (p < 0,01) abfiel und dann wieder auf 2,4 anstieg. Die stressinduzierte Leistungsverbesserung bei den männlichen Judoka findet in einem Zeitfenster bis maximal 25 Sekunden nach dem Würgen statt. Bei den Frauen konnte bereits 25 Sekunden vor dem Würgen eine Leistungsverbesserung beobachtet werden, die dann ebenfalls noch ca. 25 s nach dem Ende des Würgens anhielt. Die Alarmreaktion auf den potenziell lebensbedrohlichen Stressor mit einem Angriff auf den Hals führte zu einer antizipatorischen (Frauen) und reaktiven Beschleunigung (Frauen und Männer) der selektiven Aufmerksamkeitsprozesse, wobei sich systematische Geschlechtsdifferenzen zeigen.

Abstract

The aim of the investigation is the registration and analysis of cognitive parameters in the alarm phase of the stress reaction during a conventional judo cross choking technique. 57 judoka (41 males, 16 females; mean age 23.1 ± 6.7 years) underwent a standardized cross-choking maneuvre (juji-jime), which lasted for 6 - 8 s until giving up, carried out by a black belt physician. The Stroop inference test was performed before and twice after the intervention. The reading velocity of the interference task was reduced by an average of 77.4 s to a mean of 74.4 s (p < 0.01), and the number of reading errors decreased by a mean from 2.9 to 2.1 (p < 0.01), finally increasing to 2.4 s. The data show the most important improvement in performance in 25 s after choking in the male judoka. In the female judoka increasing performance started already 25 s before choking and continued 25 s after the intervention. The alarm reaction following the potential life threatening stressor with an attack upon the throat improves selective attention before (female subjects) and after choking (female and male subjects) depending on gender.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. med. Dr. rer. nat. Dr. Sportwiss. Christoph Raschka

Edith-Stein-Straße 34

36100 Petersberg

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