Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2004; 30(9): B 400
DOI: 10.1055/s-2004-837098
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Vitamin-Diskussion geht in die nächste Runde - American Heart Association lehnt Empfehlung für Vitamin-Präparate ab

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Publikationsdatum:
22. Dezember 2004 (online)

 
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Befürworter von Vitamin-Präparaten geraten weiter unter Druck. In einer aktuellen Stellungnahme spricht sich die American Heart Association deutlich gegen eine Empfehlung von Extra-Vitaminen bei kardiovaskulären Erkrankungen aus. Dabei verweist die Organisation nicht nur auf mangelnde Beweise, sondern auch auf Studien, in denen über potentielle Nebenwirkungen berichtet wurde.

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Derzeitige Datenlage rechtfertigt keine routinemäßige Einnahme

Schon seit vielen Jahren sind Vitamin-Präparate als Schutz vor Herzerkrankungen im Gespräch. Allen voran Vitamin C, Beta-Karotin und Vitamin E, die als so genannte antioxidative Substanzen zum Beispiel vor Herzinfarkten schützen sollen. Nach Ansicht der American Heart Association rechtfertigt die derzeitige Datenlage jedoch keine routinemäßige Einnahme antioxidativer Vitamin-Präparate zur Vorbeugung gegen kardiovaskuläre Erkrankungen oder deren Therapie.

In der offiziellen Stellungnahme (Penny M. Kris-Etherton et al., Circulation 2004; 110: 637-641) beruft sich die American Heart Association auf kontrollierte klinische Studien der letzten Jahre. Alle größeren Untersuchungen dieser Art hätten für antioxidative Präparate keinen Nutzen hinsichtlich verschiedener kardiovaskulärer Endpunkte nachgewiesen. Lediglich ein paar kleinere Untersuchungen dieser kontrollierten Studien hätten einen Benefit bei kardiovaskulären Krankheiten gezeigt. Andererseits habe es aber in ebenfalls kleineren Studien auch Indizien für mögliche unerwünschte Nebenwirkungen antioxidativer Nahrungsergänzungen gegeben, so der Hinweis der American Heart Association. Als Beispiel wird dabei unter anderem die Women's Angiographic Vitamin and Estrogen Study (Waters DD et al., JAMA 2002; 288: 2432-2440) genannt, in der bei postmenopausalen Frauen mit einer KHK potentiell schädliche Effekte unter einer hochdosierten Einnahme von Vitamin E plus Vitamin C im Vergleich zu Plazebo angedeutet wurden.

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Obst und Gemüse statt Vitamin-Tabletten

Zusammenfassend betont die American Heart Association, dass die aktuelle Datenlage statt künstlich zugeführter Vitamine jedoch die Empfehlung für eine Ernährung stütze, die reich an Antioxidantien, beziehungsweise anderer kardioprotektiver Substanzen sei. Also zum Beispiel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Nüsse.

Karl Eberius, Heidelberg