War früher Methotrexat wesentlicher Bestandteil bei der Therapie des Mammakarzinoms,
haben heute modernere Zytostatika seinen Wert etwas in den Hintergrund gerückt", sagte
Prof. Dr. A. du Bois, Wiesbaden. Zu diesen Substanzen zählt Gemcitabin (Gemzar®),
das seit seiner Einführung Mitte der 90er Jahre seinen Zulassungsstatus stetig ausgebaut
hat: Mit der Zulassung für die Behandlung des anthrazyklinvorbehandelten metastasierten
Mammakarzinoms im letzten Jahr und der Zulassung zur Therapie des Ovarialkarzinomrezidivs
im Mai dieses Jahres ist Gemcitabin das erste moderne Zytostatikum, das bei fünf verschiedenen
Tumoren zugelassen ist.
Auch in diesen neuen Indikationen ist die Kombination mit Gemcitabin eine effektive
zytostatische Therapieoption, die tumorspezifische Beschwerden reduziert. Die hohe
Wirksamkeit und das moderate Nebenwirkungsprofil wirken sich positiv auf die Lebensqualität
der Patientinnen aus.
Ein neuer Standard beim metastasierten Brustkrebs
Ein neuer Standard beim metastasierten Brustkrebs
Ob man bei Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom lieber eine Mono- oder eine
Kombinationstherapie einsetzen sollte, wurde lange Zeit kontrovers diskutiert. Die
hohe Effektivität der Kombination ging bisher meist mit einer hohen Nebenwirkungsrate
und deutlich verminderter Lebensqualität einher. Mit der Kombination von Gemcitabin
und Paclitaxel hat sich die Situation nun geändert. Laut einer aktuellen Phase-III-Studie
verlängert diese Kombination die Überlebenszeit von Patientinnen mit anthrazyklinvorbehandeltem
metastasierten Mammakarzinom im Vergleich zu einer Paclitaxel-Monotherapie um rund
drei Monate (18,5 versus 15,8 Monate).
Die Ansprechraten haben sich unter der Kombination etwa verdoppelt: So waren unter
der zusätzlichen Gabe von Gemcitabin signifikant mehr Remissionen zu verzeichnen (40,8
versus 22,1%), und blieb bei 30% der Patientinnen unter der Taxan-Monotherapie die
Erkrankung über sechs Monate stabil, war dies unter der Kombination bei 44% der Fall.
Auch die Zeit bis zur Progression verlängerte sich durch den Gemcitabin-Zusatz von
2,9 auf 5,2 Monate. Dementsprechend erhöhte sich die Einjahresüberlebensrate der Patientinnen
von 60,9 auf 70,7%, und das relative Risiko, an der Erkrankung zu versterben, reduzierte
sich um etwa ein Viertel.
Diese höhere Wirksamkeit geht jedoch nicht mit gesteigerten Nebenwirkungsraten einher.
Die nichthämatologische Toxizität (Grad 3 und 4) war in beiden Studienarmen vergleichbar
gering. Auch bezüglich der hämatologischen Toxizität gab es keinen signifikanten Unterschied
- mit Ausnahme der Neutropenien. "Klinisch, also in einem Anstieg der febrilen Neutropenien,
hat sich dies jedoch nicht ausgewirkt", meinte PD G. von Minckwitz, Neu Isenburg.
"Bedingt durch die hohen Ansprechraten und die seltener auftretenden Nebenwirkungen
verbesserte sich zudem die Lebensqualität der Patientinnen unter der Kombinationstherapie
signifikant", so von Minckwitz.
Ovarialkarzinom: Kombination mit besseren Resultaten
Ovarialkarzinom: Kombination mit besseren Resultaten
Anders als der Brustkrebs ist das Ovarialkarzinom ein relativ seltener Tumor - jedoch
mit schlechter Prognose: In 70% der Fälle kommt es zu einem Rezidiv, 75-80% davon
sind platinsensibel. Dabei lassen sich mit einer Kombinationstherapie mit Paclitaxel
und Carboplatin bessere Resultate erzielen als mit einer Carboplatin-Monotherapie,
weshalb diese Kombination seit gut einem Jahr als Standard gilt. Allerdings weist
diese Therapieoption eine relevante Neurotoxizität auf. Besonders problematisch ist
dies bei Patientinnen, die aufgrund der Vortherapie noch entsprechende Symptome aufweisen.
Daher startete die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) im Jahr 2001
eine Studie mit der Kombination Gemcitabin plus Carboplatin beim platinsensiblen Ovarialkarzinomrezidiv.
Aufgrund dieser Studie erhielt Gemcitabin die Zulassung zur Therapie des Ovarialkarzinoms
nach einem behandlungsfreien Intervall von mindestens sechs Monaten: Die Kombination
zeigte sich einer alleinigen Carboplatintherapie in ihrer Wirkung überlegen.
So verlängerte die Kombinationstherapie das progressionfreie Intervall um fast drei
Monate auf 8,6 Monate, die Ansprechrate war bei zusätzlicher Gabe von Gemcitabin mit
47,2% signifikant höher als bei derCarboplatin-Monotherapie (30,9%). Diese Überlegenheit
war unabhängig von Alter, Performance-Status, Länge des therapiefreien Intervalls
oder vorheriger Therapie mit Carboplatin oder der Carboplatin-Paclitaxel-Kombination.
Im Vergleich zur Carboplatin-Monotherapie verstärkte die zusätzliche Gemcitabin-Applikation
die nichthämatologischen Toxizitäten nicht signifikant. Anämien, Thrombozytopenien
und auch Neutropenien (Grad 3 und 4) waren zwar unter der Kombination häufiger zu
verzeichnen, jedoch blieb dies ohne klinische Relevanz. Und - was für die Patientinnen
ein wichtiger Faktor ist - mit einer Rate von nur etwa 15% ist eine Alopezie unter
der gemcitabinhaltigen Therapie zwar häufiger als unter einerCarboplatin-Monotherapie,
deutlich seltener jedoch als unter der Paclitaxel-Carboplatin-Therapie (100%).
"Damit steht mit Gemcitabin der zweite effektive Kombinationspartner für Carboplatin
zur Behandlung des platinsensiblen Ovarialkarzinoms zur Verfügung, sodass heute eine
individualisierte Therapieentscheidung möglich ist", fasste Prof. J. Pfisterer, Kiel,
die Studienergebnisse zusammen.
Quelle: Pressekonferenz "Gemzar in der Therapie gynäkologischer Tumoren - Zulassung
beim Ovarialkarzinom und Überlebensvorteil beim Mammakarzinom" veranstaltet von der
Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg