DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2004; 2(04): 4-5
DOI: 10.1055/s-2004-836009
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Stuttgart

Im Gespräch mit... Michael Patterson

Marina Fuhrmann
D.O. M.R.O., Marktstr. 32, 65183 Wiesbaden
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Publication Date:
30 May 2005 (online)

MF: Michael, wie siehst du die Entwicklung der internationalen Beziehungen zwischen der AAO und den europäischen Osteopathen?

MP: Ich werde immer mehr in die internationale Gemeinschaft der Osteopathen eingebunden, hauptsächlich durch meine Vorträge in den verschiedenen Ländern. So wie sich die Osteopathie weltweit ausbreitet, wächst auch mein Interesse daran. Dies ist eine unwahrscheinlich aufregende Zeit für uns Osteopathen.

Mein Hauptinteresse gilt natürlich der Forschung im weitesten Sinne, aus Sicht der Studenten und aus professioneller Sicht. Ich glaube, dass die AAO in diesen Jahren zu einer guten und vitalen Autorität geworden ist, die das Ziel verfolgt, die verschiedenen osteopathischen Bewegungen aus den vielen Ländern zusammenzubringen, damit diese möglichst friedfertig miteinander agieren können, um die politischen und vielleicht auch die philosophischen Unterschiede zu untersuchen und Wege aufzuzeigen, wie zwischen den verschiedenen Gruppen in einem Land und zwischen den Ländern Brücken gebaut werden können.

Es ist nicht lange her, dass ich mich für die WOHO als internationale osteopathische Bewegung begeistert habe und nun deren Forschungskommission leite. Ich hatte die Ehre, bei einem Treffen in Portugal dabei zu sein, wo das Konzept zuerst entwickelt und diskutiert wurde. Zusammenfassend glaube ich, dass die Beziehungen zwischen der AAO und den osteopathischen Gruppierungen außerhalb der USA gut sind. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass nun die Zeit gekommen ist, dass eine internationale Organisation die führende Rolle in der weltweiten osteopathischen Bewegung übernehmen sollte.

MF: Wie sind deine Erfahrungen mit deutschen Osteopathen?

MP: Ich habe Erfahrungen durch meine verschiedenen Vorträge in Deutschland sammeln können. Ich kenne die unterschiedlichen berufspolitischen Entwicklungen und bin trotzdem sehr zufrieden mit der Entwicklung der Osteopathie in Deutschland. Ich sehe hier eine glänzende Zukunft, sowohl für eine ärztlich wie auch für eine manuell geprägte Osteopathie.

MF: Was sind aus deiner Sicht die Perspektiven und die Risiken in Bezug auf die aktuellen Entwicklungen in Europa?

MP: Ich wünsche mir ein gesundes Wachstum der Osteopathie, das heißt, dass sie korrekt praktiziert wird, ihre Vision erhalten bleibt und ihre Philosophie weiter verkündet wird. Die Osteopathie darf sich nicht in dem einen oder anderen Gebiet zu eng eingrenzen lassen, sondern sollte ihren treibenden, alternativen Einfl uss auf die Medizin in Europa und anderen Ländern wie Russland, Japan, usw. ausüben. Es ist schön, mitzuerleben, wie eine Sache, an die ich glaube, ihren Platz auf der weltweiten Bühne einnimmt.

Nun zu den Risiken: Ich weiß nicht, ob es überhaupt welche gibt. Ich persönlich profi tiere sehr von Gesprächen und Interaktionen mit Osteopathen weltweit. Dieses Wissen integriere ich wiederum in meinen Lehrstoff und gleichzeitig fördert dies meine eigenen Forschungsinteressen. Möglicherweise ist die Entwicklung dieser Bewegung manchen Leuten überhaupt nicht recht, aber das ist nicht mein Problem.

MF: Lass uns über deine Vita reden: Welche Person hatte den größten Einfl uss auf deine professionelle Entwicklung?

MP: Meine Eltern hatten sicherlich den größten Einfl uss. Mein Vater ist ein ausgezeichneter Arzt und hat 51 Jahre in unserer Heimatstadt in Iowa, wo ich aufgewachsen bin, eine Praxis geführt. Er und meine Mutter, die Krankenschwester ist, waren, wie das so üblich ist, meine Vorbilder. Ursprünglich wollte ich Osteopath werden, als ich aber auf dem College war, erwachte mein Interesse für die Forschung und es folgte die Entscheidung, weiter zu studieren. Auf der Universität hatte ich zwei wundervolle Mentoren, die mir während meiner Studienzeit beibrachten, die Forschung - korrekt durchgeführte Forschung - zu würdigen. Natürlich waren auch meine osteopathischen Mentoren wichtig, da ich meine Laufbahn in Kirksville an der OsteopathieSchule begonnen hatte. Dort begann ich 1971. J.S. Denslow und Kim Korr wurden dort meine Mentoren, sowohl auf dem Gebiet der Osteopathie als auch auf dem der Forschung.

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Dozent auf dem diesjährigen VOD-Kongress: Michael M. Patterson, Ph.D., ist Professor für “Osteopathische Prinzipien und Praxis” am College of Osteopathic Medicine der Nova Southeastern University in Fort Lauderdale, Florida. Als Präsident leitet er die Forschungskommission der WOHO (World Osteopathic Health Organisation). Das folgende Interview führte Marina Fuhrman mit Michael M. Patterson während der AAO-Konferenz 2004 in Colorado Springs.

Ich hatte dort noch einen weiteren Mentor, Paul Kimberly. Er war Direktor der Abteilung für osteopathische Lehre und Praxis und brachte mich dazu, mit einer Anfängerklasse den Zweijahreskurs mitzumachen, so dass ich begreifen konnte, um was es sich bei Manipulation und Palpation wirklich handelt. Natürlich gab mir dies einen Ansporn, in eine weitere Richtung, diesmal als Dozent für Manipulation und Palpation, tätig zu werden, was ich auch jetzt noch ausübe.

All diese Personen haben in meiner beruflichen Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt.

MF: Und wo siehst du dich in den nächsten 5 Jahren?

MP: Ich bin jetzt Professor und stellvertretender Leiter in der Abteilung für Osteopathische Lehre und Praxis in Nova South Eastern University. Wir erweitern den Umfang unseres Lehrstoffs und entwickeln neue Programme in der Forschung, speziell Sportmedizin, die an der Universität eine große Bedeutung hat. Unsere Mediziner sind die offi ziellen Betreuungsärzte der Sportler an der Universität. Ich arbeite an neuen Forschungsprojekten auf dem Gebiet der Osteopathie in der Sportmedizin. Ich glaube, dass ich in den nächsten Jahren als Lehrer an der Universität etwas weniger tätig sein werde und mich dafür intensiver um die Stipendiaten kümmern sowie mich mehr mit den Doktoranden der Philosophie beschäftigen werde.

MF: Was machst du, wenn du dich nicht mit Osteopathie beschäftigst?

MP: Nun, wir sind vor vier Jahren nach Florida umgezogen, das war eine große Umstellung für mich und meine Frau. Wir hatten uns entschieden, wo immer wir uns befi nden, all das aufzugreifen, was uns dort angeboten wird. Obwohl meine Frau zuerst sehr skeptisch war und ich sie dazu überreden musste, haben wir dann beide unsere Tauchscheine gemacht. Jetzt gehen wir ab und zu tauchen.

Ich lese sehr gerne, Science-Fiction-Romane und ähnliches. Wir reisen gerne und meine Frau begleitet mich auf meinen Vortragsreisen, obwohl dies nicht immer möglich ist.

Zudem gibt es eine neue Art der “Freizeitbeschäftigung”, die in eine ganz andere Richtung geht: Wir haben zwei Söhne, einer ist Osteopath und hat gerade eine Praxis für Innere Medizin nördlich von Detroit, Michigan, eröffnet. Seine Frau ist Krankenschwester und wir besuchen sie dort so oft wie möglich. Zur Zeit ist aber etwas anderes aktuell: Unser jüngster Sohn ist Börsenmakler und Finanzplaner in Columbus, Ohio. Letzten August bekamen sie unser erstes Enkelkind, ein Mädchen, Emma. Meine Frau ist gerade dort auf Besuch. Also wächst jetzt unsere Familie. Wir lieben es, sie zu besuchen und gemeinsam mit ihnen etwas zu unternehmen.

MF: Was machst du sonst in deiner Freizeit, etwa im Urlaub?

MP: Weißt du, Urlaub - meine Frau und ich haben nicht so viele Urlaube gemacht, wie wir es vielleicht hätten machen sollen - Zeiten, in denen wir einfach wegfahren. Wir würden gerne eine Kreuzfahrt von Florida aus machen, viele Kreuzschiffe starten von Fort Lauderdale aus. Ich versuche mich gerade zu erinnern, wann wir das letzte Mal einen echten Urlaub hatten. Wenn ich an einem schönen Ort einen Vortrag halte, nehmen wir uns oft die Zeit und bleiben einige Tage länger. Wir fahren nicht gerne mit dem Auto in den USA in Urlaub, wir fl iegen normalerweise einfach irgendwohin, um uns einige Tage zu entspannen.

MF: Du bist schon oft in Deutschland gewesen, was gefällt dir so an diesem Land?

MP: Ich habe in der Tat schon etwas Erfahrung sammeln können. Als ich als Student das College besuchte, habe ich in Norddeutschland, im Kreis Herford, einen Sommer lang auf einem Bauernhof gearbeitet.

MF: Ja, diese Geschichte hast du mir schon früher erzählt.

MP: Ich bin nicht oft zurückgekommen, nur ein paar Reisen mit der Familie. Einmal war ich wieder dort, ansonsten haben wir meinen Schwager und seine Familie besucht. Er war Chirurg bei den US-Streitkräften an einem großen Luftwaffenstützpunkt in der Nähe von Frankfurt.

In letzter Zeit bin ich am Chiemsee gewesen und bei der DGOM-Gruppe in Bad Rippoldsau. Deutschland ist ein so wunderschönes Land. Ich liebe die Landschaft und vor allem die Unterschiede zu Fort Lauderdale, wo ich jetzt wohne. So bieten sich mir immer wieder einzigartige Gelegenheiten, dieses Land kennen zu lernen und dort zu agieren.

MF: Was möchtest du während deiner nächsten Reise nach Deutschland am liebsten unternehmen?

MP: Am Chiemsee gibt es einen Koch, der betreibt eine Kochschule. Wenn es nach mir ginge, würden wir dort eine Woche bleiben und einen Kochkurs belegen. Das wäre wunderbar für mich, denn es ist ayurvedische Küche, zu der wir bisher wenig Kontakt hatten. Das wäre wundervoll!

MF: Lieber Michael, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.