Sz war “DIE” Seiz. Dorothee Seiz, Cheflektorin beim Hippokrates Verlag. Mit “Ihre
Sz” endeten stets die E-Mails an alle, die mit ihr zusammenarbeiteten. Sz war der
kreative Motor des Verlags, “Frau Hippokrates”, verantwortlich für die Naturheilkunde
- nicht nur, aber im Laufe der Jahre immer mehr.
Sz war die Entdeckerin der Talente “ihrer” Autoren, die sie motivierte, herausforderte
und sich in sie hineinlebte, um die besten Seiten aus ihnen herauszuholen. Sie konnte
gut das Gefühl vermitteln, dass man der wichtigste Autor sei, den der Verlag hat -
und das für den Verlag alles entscheidende Buch schreibt. Im Sinne des Lesers stellte
sie sich völlig in den Dienst eines Autors und des jeweiligen Buches. Sie war die
erste Leserin. Seite für Seite ging sie durch - forderte eine Sprache, die auch andere
verstehen. Mit Kreativität, Behutsamkeit und wohltuendem, echtem Interesse ließ sie
eine berufl iche Nähe entstehen, die die Autoren durch die Arbeit trug.
Berühmt waren ihre Scribbles, Zeichenentwürfe und Ideen, die dem Grafi ker als Vorlage
dienten, Mitarbeiter ermunterten oder ermahnten, sowie manch brisante Situation entschärften.
Sie liebte es beispielsweise, die Wichtigkeit von “Brandbriefen” durch Strichzeichnungen
zu unterstreichen: Sz als Lektorin mit Dutt und Brille, die in ihrer Not oder aus
Verzweifl ung in den Stuttgarter Neckar springt, bzw. in ein Fass, oder sich in einem
Mauseloch verkriecht.
Mit Sz konnte man herrlich streiten, im Streit auf eine Blödelei, ein Wortspiel verfallen
- um dann wieder von ihr auf den Punkt gebracht zu werden. Gespräche und Verhandlungen
führte sie taktisch äußerst geschickt, diplomatisch und hartnäckig. Für das, was ihr
wichtig war, konnte sie kämpfen wie ein Drache.
Ihr eigen war die fanatische Liebe zur Arbeit und zum Einsatz, die totale Identifi
kation. Zu Unzeiten war sie im Verlag erreichbar, scheute weder Mühen noch weite Reisen.
Selbst nach einem Kongresstag forschte sie beim Abendessen hellwach mit geradezu investigativen
Fragen nach Trends im jeweiligen Naturheilkunde-Segment. Für ihre Verdienste um die
Naturheilverfahren zeichnete sie der “Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren”
Anfang der 1990er Jahre mit der goldenen Ehrennadel aus.
Persönliches ist wenig bekannt. Selbst leisesten Versuchen, sie hierzu auszuhorchen,
begegnete sie mit einem charmanten Lächeln, mit vielsagendem Schweigen oder sie brachte
ihre Gesprächspartner mit bestimmendem Ton wieder auf das geschäftliche Thema. Deswegen
soll hier die “private” Dorothee Seiz auch nicht interessieren.
Die DO ist ein junges Kind der Sz. Zusammen mit Frau Horbatsch brachte sie das Projekt
noch auf den Weg, freute sich “wie verrückt”, als das Herausgeber-/Redakteur-Team
wie erhofft das erste Mal zusammen kam und nordete die gesamte Mannschaft ein. Die
Zeitschrift trägt unverkennbar ihre Handschrift. Am 15. Juli 2004 verstarb Dorothee
Seiz. Die DO sagt: Danke, Sz!
Die Herausgeber und stellvertretend für die Autoren des Hippokrates Verlages
Volker Fintelmann, Markus Wiesenauer, Beate Strittmatter und Karlheinz Bayer.