Dr. med. Guido Saxler
Die Implantation einer Hüftgelenktotalendoprothese (H-TEP) gilt heute als ein Standardverfahren.
Grundlegend für eine erfolgreiche H-TEP-Implantation ist neben werkstoff- und konstruktionsbedingten
Einflüssen die exakte Positionierung der Hüftpfanne und des Hüftschaftes.
Luxations- und Lockerungsrisiko durch Fehlpositionierung
Luxations- und Lockerungsrisiko durch Fehlpositionierung
Die Fehlpositionierung einer oder beider Komponenten steigert die Gefahr des Implantatversagens
und kann zu Komplikationen wie dem vermehrtem Komponentenabrieb, Frühlockerungen und
Luxationen führen. Daneben variiert die Luxationshäufigkeit auch in Abhängigkeit vom
Zugangsweg, dem Alter des Patienten und der Größe des Prothesenschaft-CCD-Winkels.
Sie wird in der Literatur zwischen 1 und 10% angegeben. Die höhere Flächenbelastung,
insbesondere bei zu steil gestellten Pfannen, führt innerhalb des künstlichen Hüftgelenkes
zu vermehrtem Abrieb. Die dadurch freigesetzten Fremdkörper können zu einer entsprechenden
Immunreaktion und lokaler Osteolyse führen und damit die Prognose der Endoprothese
verschlechtern.
Computersysteme zur Positionsplanung
Computersysteme zur Positionsplanung
Eine wesentliche Voraussetzung für die exakte Implantatpositionierung ist die Fähigkeit
des Operateurs, sich im Situs räumlich zu orientieren. Zum einen sind die Neigung,
Drehung und Kippung des Beckens auf dem Operationstisch während der Implantation nur
schwer abschätzbar, zum anderen kann sich die Position des Beckens während der H-TEP-Operation
signifikant verändern. Zur weiteren Optimierung der intraoperativen Implantationsgenauigkeit
wurden Computersysteme für das menschliche Becken entwickelt. Dabei werden dem Operateur
alle wichtigen klinischen Parameter zur Positionierung der Implantate im Verhältnis
zum Patientenbecken zur Verfügung gestellt. Hierbei kann exakt die Position des Beckens
über ein Koordinatensystem festgelegt werden, welches durch die beiden Spinae iliacae
anteriores und Tubercula pubica definiert wird.
Konventionell vs. computernavigiert
Konventionell vs. computernavigiert
In einer multizentrischen Studie wurde die Pfannenpositionierung anhand von angefertigten
Becken-CTs untersucht. Dabei wurden konventionell eingebrachte Pfannenprothesenkomponenten
(n=105) und mit Computernavigation positionierte Pfannenimplantate (n=80) miteinander
verglichen. Die konventionell eingebrachten Pfannen zeigten eine mittlere Inklination
von 45,8°, bei einer Standardabweichung von 10,1° (min. 23°, max. 71,5°). Die mittlere
Inklination der computerassistierten Pfannenimplantationen wurde mit 43,2°, bei einer
Standardabweichung von 3,6° (min. 35°, max. 53°), bemessen. 34 (32,38%) der Fälle
mit konventioneller OP-Technik zeigten größere Inklinationswinkel als 50°. Vergleichend
dazu wurden in der Kontrollgruppe der computerassistiert implantierten Pfannen nur
2 (2,50%) Fälle oberhalb von 50° festgestellt.
Keine "Extreme" bei computerassistierter Implantation
Keine "Extreme" bei computerassistierter Implantation
Acht (7,62%) freihändig implantierte Pfannen zeigten Inklinationswinkel über 60°.
Im Gegensatz dazu keine der computerassistiert eingebrachten Hüftpfannen.
Der Mittelwert der konventionell eingebrachten Pfannen betrug bezüglich der Anteversion
27,3° bei einer Standardabweichung von 15° (min. 23,5°, max. 59,0°). Die mittlere
Anteversion der computerassistierten Pfannen lag bei 26° mit einer Standardabweichung
von 6,9° (min. 12°, max. 38°).
Es fielen in der Gruppe der freihändig implantierten Pfannen drei retrovertierte Positionierungen
auf, in einem Fall mit einer Retroversion von 23,5°. Eine Pfanne dieser Gruppe hatte
einen Anteversionswinkel von 59°. Die Variabilität der Positionierung war sowohl bezüglich
Inklination als auch Anteversion in der Gruppe der konventionell eingebrachten Pfannenimplantate
signifikant höher.
Demnach ergab sich insgesamt eine höhere Reproduzierbarkeit der Pfannenpositionierungen
in der Gruppe der computerassistierten Implantationen. "Extreme" Positionierungen
wurden, im Gegensatz zu den konventionell eingebrachten Pfannen, in der Gruppe der
navigierten Komponenten nicht gefunden. Klinische Langzeitstudien mit Standzeitbestimmungen
der Implantate müssen klären, ob dauerhafte Vorteile durch computerassistierte Pfannenpositionierungen
zu erzielen sind.
Literatur beim Verfasser.
Dr. med. Guido Saxler
Klinik und Poliklinik für Orthopädie
Universität Duisburg-Essen
Mein besonderer Dank gilt allen an der multizentrischen Studie beteiligten Kollegen
und Kliniken, insbesondere Herrn Prof. Dr. K. Bernsmann, Essen, der durch seinen unermüdlichen
Einsatz das Gelingen der Studie ermöglichte.