Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55(7): 331-338
DOI: 10.1055/s-2004-834745
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gewichtssorgen und Diätverhalten bei Kindern in der 3. und 4. Klasse

Weight Concerns and Dieting among 8 to 12-Year-Old ChildrenUwe  Berger1 , Carolin  Schilke2 , Bernhard  Strauß3
  • 1Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • 2Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Hildburghausen, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
  • 3Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Die dargestellte Studie beruht auf der unveröffentlichten Diplomarbeit von Dipl.-Psych. Carolin Schilke mit dem Titel „Prädiktoren von Gewichtssorgen und Diätverhalten bei Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Klasse” am Institut für Medizinische Psychologie des Klinikums der Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Publication History

Eingegangen: 24. November 2004

Angenommen: 16. Februar 2005

Publication Date:
07 April 2005 (online)

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Zusammenfassung

Nach einer aktuellen Studie [1] zeigt sich bereits bei über einem Drittel der Schülerinnen und bei mehr als 20 % der Schüler im Alter zwischen 14 und 18 Jahren ein gestörtes Essverhalten im Sinne eines mittleren oder hohen Risikos nach dem standardisierten Eating-Attitudes-Test (EAT [2]) für Essstörungen wie Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, inwiefern auch bereits bei Jüngeren Gewichtssorgen und Diätverhalten als Ausdruck eines problematischen Essverhaltens auftreten. Hierzu wurden 230 Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse (8 - 12 Jahre) sowie deren Eltern mit standardisierten und speziell angepassten Messinstrumenten in Thüringen befragt. Größe und Gewicht zur Berechnung des Bodymass-Index (BMI) wurden direkt gemessen und zu den am häufigsten diskutierten Einflussfaktoren Eltern, Peers (Gruppe der Gleichaltrigen) sowie Medien und zu den berichteten Verhaltensweisen in Beziehung gesetzt. Es zeigte sich, dass 42 % der Jungen und 53 % der Mädchen ein dünneres Idealbild bevorzugen und 32 % der normalgewichtigen (!) Kinder lieber dünner wären. 18 % der Jungen und 19 % der Mädchen versuchten im Moment abzunehmen. Dabei spielte das von den Kindern wahrgenommene, weniger das tatsächliche Diätverhalten der Eltern eine Rolle. Der BMI erwies sich als signifikanter Prädiktor für Gewichtssorgen: Insgesamt glaubten 85 % der übergewichtigen aber auch 17 % der normalgewichtigen Kinder, zu dick zu sein. Den größten Einfluss auf das Essverhalten hatten bei den Mädchen die Peers und bei den Jungen die Kritik der Eltern. Es zeigte sich durchweg ein signifikanter Einfluss der Medien auf den Wunsch, dünner sein zu wollen.

Abstract

According to a recent study [1] it could be shown that more than one third of female high school students and more than 20 % of male students in the age of 14 to 18 years indicated an impaired eating behaviour, expressed as a medium or high risk to develop eating disorders based upon the standardized Eating Attitudes Test (EAT) [2]. The current study tested the prevalence of weight concerns and dieting as an indicator of problematic eating behaviour among younger children. 230 Thuringian female and male students in the 3rd and 4th year (between 8 and 12-years-old) as well as their parents were investigated using standardized and modified instruments. Weight and height were measured directly to determine the Body Mass Index (BMI) that was put into relation to some factors of potential influence such as parents, peers, media and eating behaviours. It could be shown that 42 % of the boys and 53 % of the girls preferred a thin ideal body image; 32 % of the children revealing normal weight expressed the wish to be thinner. 18 % of the boys and 19 % of the girls tried to lose weight at the time of the investigation. Dieting was influenced by the perceived (not actual) dieting behaviour of the parents. The BMI significantly predicted weight concerns: In total, 85 % of the overweight children but also 17 % of the children with normal weight were convinced to be overweight. The girls' eating behaviour was mostly influenced by the peers, the boys' behaviour by criticism of the parents. Generally, a significant influence of the media could be demonstrated.

Literatur

Dr. phil. Dipl.-Psych. Uwe Berger

Institut für Medizinische Psychologie · Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Steubenstraße 2

07740 Jena

Email: uwe.berger@uni-jena.de