Der Klinikarzt 2004; 33(8/09): IV
DOI: 10.1055/s-2004-834378
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Tumortherapie - Mehr Lebenszeit, mehr Lebensqualität

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Publication Date:
23 September 2004 (online)

 
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Trotz spürbarer Fortschritte in der Diagnostik und in den Therapiekonzepten ist bei vielen Krebserkrankungen bislang eine wesentliche Verbesserung der Prognose ausgeblieben. Neue klinische Studien, die auf der diesjährigen Tagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt wurden, können hier in einigen Bereichen aber vorsichtigen Optimismus vermitteln.

Neues Wirkprinzip: Tyrosinkinase-Hemmung

Die BR.21-Studie vom National Cancer Institute Canada zum Beispiel dokumentiert, dass unter der Therapie mit dem neu entwickelten Tyrosinkinase-Hemmer Erlotinib (Tarceva®) - einem völlig neuen, gut verträglichen Wirkprinzip - das Überleben von Patienten mit Lungenkrebs verlängert werden kann. In dieser plazebokontrollierten, randomisierten Phase-III-Studiewurden 731 Patienten mitnichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC)im Stadium IIIB/IV, die bereits eine oder zweiChemotherapien erhalten hatten, nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe erhielt täglich eine Tablette Erlotinib (150 mg), die andere Plazebo, erläuterte Prof. C. Manegold, Heidelberg. Entscheidendes Studienziel (primärer Endpunkt) war der Vergleich der beiden Gruppen hinsichtlich der Überlebenszeit. Außerdem wurden tumorbedingte Symptome, die progressionsfreie Überlebenszeit, Ansprechraten und die Verträglichkeit untersucht (sekundäre Endpunkte).

Die Ergebnisse bezeichneten die Experten als "ermutigend". Denn unter Plazebo betrug die Überlebenszeit der Patienten im Median 4,7 Monate, wohingegen sie unter der Therapie mit Erlotinib 6,7 Monate erreichte. Dies entspricht einem statistisch hochsignifikanten Unterschied von 43%. Mehr noch: Nach zwölf Monaten lebten noch 31% der Patienten aus der Erlotinib-Gruppe (Plazebo: 22%). Eine Voll- bzw. Teilremission erreichten 9% der Patienten, die den Tyrosinkinase-Hemmer erhielten, unter Plazebo waren dies weniger als 1%.

Aufgrund der guten Verträglichkeit des Wirkstoffes wurde die Überlebenszeitverlängerung ohne Einbußen an der Lebensqualität erreicht. Manegold resümierte: "Erlotinib wirkt nicht nur krankheitsstabilisierend und lebensverlängernd, sondern kann Tumoren auch verkleinern." Untersucht werden muss jetzt, welche Patienten am besten auf das Medikament ansprechen und ob eine Kombination mit Chemotherapeutika möglich ist und sogar die Wirkung noch verstärken könnte.

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Kolonkarzinom: Orale Therapieoption ebenbürtig

Ebenso optimistisch bewerten die Experten die Ergebnisse der X-ACT1-Studie beim Kolonkarzinom, die primär die Zeitspanne des krankheitsfreien Überlebens nach erfolgter Operation untersuchte. Besondere Beachtung fand hier die Gleichwertigkeit des Therapieeffektes von Capecitabin (Xeloda®) mit dem etablierten Behandlungsschema der Mayo-Klinik (5-FU/FA) bei Patienten mit Darmkrebs im Stadium III. Die Behandlung wurde in dieser Studie über 24 Wochen durchgeführt. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 3,8 Jahren lebten noch 64,2% der Patienten aus der Capecitabin-Gruppe und 60,6% aus der Vergleichsgruppe ohne erneute Krankheitszeichen (ITT-Analyse).

Damit ist Capecitabin dem Mayo-Klinik-Schema mindestens ebenbürtig - tendenziell kann die Substanz sogar als überlegen gelten. Eindeutig war dies hinsichtlich des sekundären Endpunktes "rezidivfreies Überleben", denn hier wurde unter der capecitabinhaltigen Therapie im Unterschied zur Vergleichsgruppe ein signifikantes Ergebnis erreicht. Auch beim Drei-Jahres-Gesamtüberleben zeigte sich mit 81,3 versus 77,6% tendenziell eine Überlegenheit von Capecitabin ab (p = 0,706).

Hilmar Bierl, Berlin

Quelle: Fachpressekonferenz "Aktuelles vom ASCO: Innovative Wirkstoffe eröffnen neue Dimensionen in der Krebstherapie", veranstaltet von der Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen

1 xeloda adjuvant colon cancer therapy

 
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