Psychiatr Prax 2004; 31(6): 319-320
DOI: 10.1055/s-2004-832268
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Informativer Streifzug durch die psychiatrische Historie

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Publication Date:
25 August 2004 (online)

 

Unterhaltsames Feuilleton oder präzise informierendes Fachbuch? Dieses Buch kann beides sein: informativ, ohne theorielastig zu ermüden, und abwechslungsreich, ohne den großen Zusammenhang aus dem Auge zu verlieren. Interessante, heute aber belanglose historische Details fügen sich zusammen mit solider Recherche und Querverweisen auf die Gegenwartspraxis. Schon auf den ersten Seiten verbindet sich beispielsweise mühelos die Darstellung von urzeitlichem Schamanismus mit transkultureller Psychiatrie, heutiger Sozialpsychiatrie und psychoanalytischem Magieverständnis. Diese Integration von Gegenwart und Vergangenheit, von Theorie und Praxis über Epochen, wissenschaftliche Schulen und Methoden hinweg ist eine der großen Stärken dieses Buches.

Man kann das Werk von vorne nach hinten durchlesen. Es eignet sich aber auch zum Blättern oder Nachschlagen von Biografien und Stichworten, an deren Inhalt man sich nur noch dunkel erinnert. Wer aufgeschlossen ist, gewinnt auch so manchen Denkanstoß zur Reflektion der eigenen psychiatrischen Haltung und Alltagspraxis.

Bescheiden spricht der Autor, Chefarzt der psychiatrischen Abteilung an einem Allgemeinkrankenhaus, in seinem Vorwort von "subjektiv gewerteten historischen Streifzügen". Die Subjektivität ist kontrolliert und nützlich, indem Begeisterung und Interesse auf den Leser überspringen. Bebilderte Textkästen zu zentralen Konzepten und Personen, ein Stichwort- und Personenverzeichnis und eine Zeittafel legen nahe, dass mit diesen detailreichen Streifzügen eine nahezu vollständige Kartierung der unübersichtlichen Landschaft namens "Psychiatriegeschichte" gelang - allerdings unter weitgehender Aussparung der Psychotherapie.

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