Pneumologie 2004; 58(8): 541
DOI: 10.1055/s-2004-831266
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Tiotropium bessert Lungenfunktion bei COPD-Patienten

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Publication Date:
10 August 2004 (online)

 
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Patienten mit respiratorischen Erkrankungen beschreiben oft eine Verschlimmerung der Symptomatik während der Nacht, die sich in verschlechterten Lungenfunktionsparametern wie forcierte Einsekundenkapazität (forced exspiratory volume, FEV1) oder exspiratorischer Spitzenfluss (peak exspiratory flow, PEF) äußert. Dies könnte durch Kaliberschwankungen der Luftwege bedingt sein, die durch zentrale cholinerge Effekte vermittelt werden.

Kürzlich konnte nun gezeigt werden, dass eine morgendliche Gabe von Tiotropium den nächtlichen Abfall der FEV1 bei Patienten im Vergleich zu Plazebo reduziert. Bislang ist unklar, ob der Zeitpunkt der Tiotropium-Gabe den Effekt auf die FEV1 im Tagesverlauf beeinflusst. So hat sich bei Kortikosteroiden oder Theophyllin in der Asthmatherapie eine nächtliche Gabe effektiver als eine morgendliche Gabe gezeigt.

P.M.A. Calverley und A. Lee von der Universität Liverpool untersuchten im Rahmen einer multizentrischen, doppelblinden, 3-armigen, Plazebo-kontrollierten Studie die zirkadiane Variabilität der FEV1 bei 121 Patienten mit COPD (Thorax 2003; 58: 855-860). Sie analysierten den Effekt von Tiotropium auf die Lungenfunktion und welche Rolle der Zeitpunkt der Medikation spielt. Die Patienten erhielten entweder 18µg Tiotropium morgens (43 Patienten), abends (38 Patienten) oder Plazebo (26 Patienten). Alle Patienten inhalierten 2-mal täglich den Inhalt einer Kapsel, die entweder Plazebo oder Tiotropium enthielt. Die Wissenschaftler führten alle 3 Stunden über einen Zeitraum von 24 Stunden spirometrische Tests durch und wiederholten diese nach 6 Wochen.

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Kein Unterschied zwischen morgendlicher und abendlicher Tiotropium-Gabe

Alle Patienten zeigten eine signifikante zirkadiane Änderung der FEV1. Die besten Werte erzielten die Patienten morgens um 9 Uhr, die schlechtesten zwischen 3 und 6 Uhr morgens. In beiden Tiotropium-Gruppen war die FEV1 signifikant höher im Vergleich zu Plazebo zu allen Beobachtungszeiträumen. Patienten mit Tiotropium hatten eine signifikant höhere forcierte Vitalkapazität als Patienten der Plazebo-Gruppe (p=0,0001). Es zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Tiotropium-Gruppen hinsichtlich der zirkadianen FEV1-Rhythmik oder der Lungenfunktionsparameter. Der mittlere morgendliche PEF war ebenfalls in beiden Tiotropium-Gruppen signifikant besser als in der Plazebo-Gruppe. (p<0,002).

Patienten mit COPD zeigen einen zirkadianen Verlauf der FEV1. Die vorliegende Studie dokumentiert erstmals diese Variabilität durch kontinuierliche spirometrische Messungen während 24 Stunden. Die einmalige Gabe von Tiotropium führt zu einer verbesserten Lungenfunktion über 24 Stunden lang. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob der Bronchodilatator morgens oder abends inhaliert wird. Tiotropium verhindert den morgendlichen Abfall der FEV1, ohne die zirkadiane Rhythmik zu beeinflussen. Die Gabe von Tiotropium bei Patienten mit COPD könnte einen langdauenden positiven Einfluss auf die Lungenfunktion ausüben und somit zu einem ungestörten Schlaf der Patienten beitragen.

Dr. Felicitas Witte, Mannheim