Die mit bildgebenden Verfahren bestimmte Gefäßwanddicke scheint ein prädiktiver Faktor
für künftige kardiovaskuläre Ereignisse zu sein. Ob die Magnetresonanztomographie
ein geeignetes Messinstrument für diesen Parameter ist und ob sich die Gefäßwanddicke
in Bezug auf Alter, Geschlecht und Herkunftsland unterscheidet, überprüften Arthur
E. Li et al., Baltimore/USA, in einer prospektiven Studie (AJR 2004; 182: 593-597).
Die Autoren maßen die Gefäßwanddicke der thorakalen Aorta mittels MRT in axialen Bildern
in Höhe der rechten Pulmonalarterie an 196 ausgewählten Probanden aus der amerikanischen
Multiethnic Study of Atherosclerosis. Die Patienten - zwischen 45 und 84 Jahren -
boten keinen Hinweis auf eine koronare Herzkrankheit. Beide Geschlechter waren zahlenmäßig
gleich vertreten, ebenso Schwarze und Weiße.
Die Resultate der Aortenwandmessungen durch 2 Untersucher ergaben eine sehr hohe Übereinstimmung,
besonders in der Feststellung der durchschnittlichen Wanddicke. Die mittleren absoluten
Unterschiede der beiden Untersucher für die durchschnittliche und maximale Wanddicke
betrugen 0,07 und 0,11 mm.
Männer haben dickere Gefäßwände als Frauen
Männer haben dickere Gefäßwände als Frauen
Bei Männern wurde eine signifikant höhere Aortenwanddicke gemessen als bei Frauen,
was die durchschnittliche (2,32 vs. 2,11 mm) und maximale Wanddicke (3,85 vs. 3,31
mm) betraf. Schwarze Patienten wiesen eine höhere maximale Wanddicke als Weiße auf
(3,74 vs. 3,42 mm). Insgesamt stieg die durchschnittliche und maximale Wanddicke signifikant
mit dem Alter an, wobei 5 Lebensjahre einen Zuwachs von 0,1 mm an maximaler Aortenwanddicke
bedeuteten.
Nicht nur zur speziellen Diagnostik der Aortendissektion, wie hier im T1-gewichteten
transversalen Bild, ist die MRT hilfreich. Auch die Aorten-Wanddicke kann mittels
MRT genau bestimmt werden (Bild: MRT Basiskurs. Thieme 1999).
Wanddicke der Aorta und kardiovaskuläre Ereignisse korrelieren
Wanddicke der Aorta und kardiovaskuläre Ereignisse korrelieren
Die Autoren interpretieren, dass Männer jeden Alters tatsächlich eine höhere Rate
kardiovaskulärer Ereignisse als Frauen aufweisen. Dass die maximale Gefäßwanddicke
mit der Plaqueformation korreliere, passe zu der Beobachtung, dass für Schwarze eine
höhere Schlaganfallinzidenz und eine höhere kardiovaskuläre Mortalität als für Weiße
berichtet wird. Diese Hypothese müsse durch longitudinale Beobachtungsstudien erhärtet
werden, um den Einfluss sozialer Auswirkungen - geringerer Zugang zu Therapien und
Fachärzten - abzuschätzen. Da jedoch Schwarze überall in den USA häufiger unter Diabetes
und Bluthochdruck litten, sei ein bedeutender genetischer Einfluss anzunehmen, der
von anderen Forschern auf 75% geschätzt werde.
In künftigen Studien müsse untersucht werden, welche Aortendicke noch "normal" sei
und ab welcher kardiovaskuläre Ereignisse gefördert würden, so die Autoren. Die MRT
ermöglicht eine valide und reproduzierbare Bestimmung der Aortenwanddicke bei noch
asymptomatischen Patienten.
Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden