Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2004; 39(10): 583-584
DOI: 10.1055/s-2004-826008
Laudatio
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jochen Schulte am Esch: ein Visionär unseres Faches wird 65 Jahre

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jochen Schulte am Esch: A Visionary of Our Specialty Celebrates his 65th BirthdayC.  Krier, T.  Standl, M.  Goerig
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Publication Date:
15 October 2004 (online)

Am 5. Oktober 2004 begeht Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jochen Schulte am Esch, Ordinarius für das Fach Anästhesiologie an der Universität Hamburg und Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), seinen 65. Geburtstag. In Leipzig geboren, studierte er Humanmedizin in Bonn und Wien und legte 1966 das Staatsexamen in Bonn ab. 1969 trat er in die Abteilung für Anästhesiologie der Universität Bonn ein. Das wissenschaftliche Interesse von Jochen Schulte am Esch wurde bereits als studentische Hilfskraft am Max-Planck-Institut in Dortmund geweckt und nach Abschluss der Dissertation über Sauerstofftransport und Atmung durch eine einjährige wissenschaftliche Ausbildung am Institut für Pharmakologie in Bonn vertieft. Nach der Habilitation im Jahre 1977 wurde er 1980 zum Apl.-Professor ernannt und nahm 1982 den Ruf auf den Hamburger Lehrstuhl für Anästhesiologie an. Während die Verdienste seines Vorgängers Karl Horatz vor allem in der Gründung des Berufsverbandes und damit der Etablierung des jungen Faches Anästhesiologie lagen, ist die anschließende Zeitperiode unter Jochen Schulte am Esch vom konsequenten Ausbau des Faches im Bereich der Patientenversorgung eines universitären Krankenhauses, der Etablierung eines breiten Wissenschaftsspektrums und der kontinuierlichen Anpassung an wachsende Anforderungen auf dem Gebiet der Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Pflegekräften geprägt.

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jochen Schulte am Esch

Von Beginn seiner Tätigkeit in Hamburg an übernahm Jochen Schulte am Esch berufspolitische Aufgaben. So war er von 1989 - 2003 Landesvorsitzender der DGAI in Hamburg; seit 1989 gehört er dem Präsidium und seit 1995 dem Engeren Präsidium der DGAI an. 1997 wurde er zum Präsidenten der DGAI gewählt. Parallel dazu hat er auf nationaler wie internationaler Ebene wichtige und vielseitige Gremienaufgaben übernommen, so von 1990 - 1992 als Präsident der „World Society of Pain Clinicians” (WSPC).

Neben dem konsequenten Ausbau eines leistungsstarken Klinikbetriebs mit den vier Säulen des Faches Anästhesiologie gelang es Jochen Schulte am Esch mit Beginn seines Amtsantritts im UKE, durch seinen unermüdlichen Einsatz und sein bis zum heutigen Tage immer waches Interesse an wissenschaftlichen Fragestellungen zahlreiche erfolgreiche Arbeitsgruppen zu etablieren und zu fördern. Beispielgebend seien an dieser Stelle die Gebiete der Elektrophysiologie des Gehirns, der Malignen Hyperthermie, der transösophagealen Echokardiographie, der Regionalanästhesie und seit 1990 Arbeitsgruppen genannt, die sich mit dem Wirkmechanismus von Anästhetika, der Gewebeoxygenierung und mit künstlichen Sauerstoffträgern beschäftigen. Eine intensive Erforschung der Geschichte der Anästhesiologie gehört seit vielen Jahren ebenso zum wissenschaftlichen Spektrum der Klinik für Anästhesiologie des UKE wie moderne Fragestellungen zum postoperativen Outcome, zur Akutschmerztherapie und zur Ökonomie. Eine besonders erwähnenswerte Eigenschaft von Jochen Schulte am Esch ist sein unentwegt nach vorn gerichteter Blick, nicht nur bei wissenschaftlichen Projekten, sondern gerade auch bei klinischen Entwicklungen. So ist die Klinik für Anästhesiologie des UKE eine der ersten Einrichtungen, die ein maschinenlesbares Narkoseprotokoll und die EDV-gestützte papierlose Dokumentation in der Intensivmedizin eingeführt hat.

Sein Engagement für die Weiterentwicklung der Wissenschaft ehrte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina in Jena 1998 mit der Mitgliedschaft. 2001 wurde ihm von der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin der Medizinischen Pharmazeutischen Universität Cluj-Napoca, Rumänien, die Ehrendoktorwürde für sein jahrelanges persönliches Engagement um eine fruchtbare klinische und wissenschaftliche Zusammenarbeit verliehen, nachdem die Rumänische Anästhesiegesellschaft seinen Einsatz zur Annäherung an osteuropäische Fachgesellschaften schon 1998 mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt hatte.

Seine publikatorischen und herausgeberischen Aktivitäten sind vielfältig und sollen hier besonders erwähnt werden. Als Herausgeber bzw. Mitherausgeber zahlreicher nationaler und internationaler Fachzeitschriften und Monographien hat sich Jochen Schulte am Esch um Forschung und Lehre sowie in der Fort- und Weiterbildung bleibende Verdienste erworben. Neben unzähligen wissenschaftlichen Symposien und Kongressen hat er sich als Verfasser von Lehrbüchern einen Namen gemacht. In diesem Zusammenhang muss an das in Zusammenarbeit mit seinen Schülern verfasste und 2000 erstmals erschienene Kurzlehrbuch der Anästhesie erinnert werden, das trotz zahlreicher anderer hervorragender Fachbücher bei Studierenden und Anästhesisten eine hohe Akzeptanz gefunden hat. Als einer der Gesamtherausgeber der Lehrbuchreihe AINS - ein Projekt das aus der gleichnamigen Zeitschrift hervorgegangen ist - hat er mit dem von 1999 - 2002 erschienenen vierbändigen Lehrbuch einen neuen Standard auf dem Gebiet der deutschsprachigen Anästhesieliteratur geschaffen, der trotz zunehmender Möglichkeiten der Internet-Recherche auch in den kommenden Jahren ein bewährtes Nachschlagewerk bleiben und in keiner Krankenhausbibliothek fehlen wird. Neben der Gesamtherausgeberschaft hat er den Band 4 „Schmerztherapie” in besonderem Maße gestaltet.

1995 erfolgte aufgrund des Ausscheidens von Peter Lawin und Horst Stoeckel aus der von Otto Just gegründeten Zeitschrift AINS der dritte Generationswechsel in dieser Zeitschrift. Zusammen mit Gunter Hempelmann und Claude Krier, später dann mit Hans-Anton Adams, wurde die Zeitschrift nach den neuen Bedürfnissen und Erwartungen der Leser gestaltet. Dieser Wechsel an der Spitze der Herausgeberschaft von AINS kann im Nachhinein als außerordentlich gut gelungen bezeichnet werden, hat sich doch die Zeitschrift sehr erfreulich entwickelt und genießt hohe Anerkennung und Vertrauen bei den Lesern. Die sehr erfreuliche Zusammenarbeit mit Jochen Schulte am Esch in der Schriftleitung der Zeitschrift über jetzt fast 10 Jahre war die Basis für eine solide Weiterentwicklung von AINS - orientiert an den Zielen der Leser und der Autoren - und hat sie zu einer exzellenten Plattform des wissenschaftlichen Austausches und einer qualifizierten Weiterbildung in unserem Fach gemacht.

Ein Ausruhen auf Lorbeeren und bisher Erreichtem ist Jochen Schulte am Esch ebenso fremd wie die Akzeptanz von augenscheinlich unlösbaren Problemen oder äußeren Zwängen. Hier paart sich sein unermüdlicher Kampfgeist mit einer visionären Primärpersönlichkeit, wichtige Charakterzüge, die trotz der aktuellen schwierigen Situation der klinischen Medizin in Deutschland in den letzten Jahren viele positive Entwicklungen in der eigenen Klinik ermöglicht und gefördert haben.

Die schriftführenden Herausgeber von AINS und die Mitarbeiter der Klinik für Anästhesiologie des UKE wünschen Jochen Schulte am Esch für die weiteren Jahre neben Gesundheit und Zufriedenheit die Bewahrung seiner Dynamik und seines kritischen Geistes - und vielleicht etwas mehr Ruhe, um die vergangenen erfolgreichen Jahre hin und wieder Revue passieren zu lassen. Allen guten Wünschen zum Geburtstag schließt sich die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin an - verbunden mit einem herzlichen Dank für das in vielen Jahren Geleistete im Interesse unseres Fachgebietes.

Für die schriftführenden Herausgeber
Claude Krier
Präsident der DGAI

Für die Mitarbeiter der Klinik
Thomas Standl und Michael Goerig

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