Thematisch ähnliche Publikationen
Thematisch ähnliche Publikationen
1. Kattan M.W., Reuter V., Motzer R.J., Katz J., Russo P. A postoperative prognostic
nomogram for renal cell carcinoma. J Urol 2001; 166: 63-67.
2. Frank I., Blute M.L., Cheville J.C., Lohse C.M., Weaver A.L., Zincke H. An outcome
prediction model for patients with clear cell renal cell carcinoma treated with radical
nephrectomy based on tumor stage, size, grade and necrosis: the SSIGN score. J Urol
2002; 168: 2395-2400.
3. Leibovich B.C., Blute M.L., Cheville J.C., Lohse C.M., Frank I., Kwon E.D., Weaver
A.L., Parker A.S., Zincke H. Prediction of progression after radical nephrectomy for
patients with clear cell renal cell carcinoma: a stratification tool for prospective
clinical trials. Cancer 2003; 97: 1663-1671.
4. Zisman A., Pantuck A.J., Wieder J., Chao D.H., Dorey F., Said J.W., deKernion J.B.,
Figlin R.A., Belldegrun A.S. Risk group assessment and clinical outcome algo-rithm
to predict the natural history of patients with surgically resected renal cell carcinoma.
J Clin Oncol 2002; 20: 4559-4566.
Hauptaussage des Artikels
Hauptaussage des Artikels
Das operierte Nierenzellkarzinom lässt sich in seinem Verhalten anhand einer Kombination
klinischer Parameter wie Robson-Klassifikation, Grading, Zelltyp, Wachstumsmuster
und Patientenalter "vorhersagen". Jedem Parameter wird ein Punktwert nach dem folgenden
Schema zugeordnet:
Abb. 1 Flexible Endoskopfixierung (sog. Affenschaukel).
Die Addition ergibt einen Gesamtpunktwert (Störkel-Score“), aus dem sich 3 Prognosegruppen
ableiten:
-
5-9 Punkte = gute Prognose: 42% aller Patienten, 4% Mortalität, mittleres Überleben
137 Monate, 93% 5-Jahres- Überleben.
-
0-14 Punkte = intermediäre Prognose: 45% aller Patienten, 28% Mortalität, mittleres
Überleben 73 Monate, 63% 5-Jahres-Überleben.
-
15-17 Punkte = schlechte Prognose: 13% aller Patienten, 76% Mortalität, mittleres
Überleben 27 Monate, 13% 5-Jahres-Überleben.
Diese prognostischen Aussagen lassen sich mit einer Sicherheit von mehr als 80% treffen.
In der hier analysierten Gruppe von 431 Patienten verstarben bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit
von 28 Monaten 104 Patienten (24%) und bei 64 der 327 überlebenden Patienten (19,6%)
kam es zu einer Metastasierung. Das mittlere Gesamtüberleben wurde mit 95 Monaten
berechnet und die 5- und 10-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten mit 63% bzw. 50%.
Warum dieser Artikel wichtig ist
Warum dieser Artikel wichtig ist
Die Arbeit kombiniert relevante Parameter für die Prognose des Nierenzellkarzinoms
und operiert jenseits der heute immer noch verbreiteten Ansicht, die Prognose eines
am Nierenzellkarzinom operierten Patienten könne mit dem T-Stadium und dem G-Stadium
ausreichend beschrieben werden. Auch wenn die medikamentösen Therapiemöglichkeiten
im adjuvanten Bereich und nach Metastasierung begrenzt sind, hat die Kenntnis der
Prognose eine eigenständige Bedeutung. An dieser Stelle sei nur die individuelle -
und damit effektive - Nachsorge der Patienten erwähnt. Ein weiteres Argument betrifft
die Durchführung von klinischen Studien mit Berücksichtigung entsprechender Einschlußkriterien,
die sich u.a. an der Prognose des Patienten orientieren.
Stärken der Arbeit
Stärken der Arbeit
Die verwendeten Parameter sind einfach zu erheben. Alle zum Einsatz kommenden Parameter
besitzen auch heute noch ihre Berechtigung. Die Prognose des Patienten mittels des
Störkel-Scores“ lässt sich bei Kenntnis der notwendigen Parameter schnell berechnen.
Schwächen der Arbeit
Schwächen der Arbeit
Die mittlere Beobachtungszeit lag bei lediglich 28 Monaten. In dieser Zeit verstarben
104 Patienten (24%). Von den 327 Patienten wurde bei 64 eine Metastase nachgewiesen.
Die Autoren machen keine Angaben über Zahl und Lokalisation der Metastasen und Therapie
derselben. In der Gruppe mit schlechter Prognose waren 13% der Patienten. Heutzutage
dürfte der Anteil noch geringer ausfallen, so dass lediglich zwei Prognosegruppen
verbleiben würden. Es fehlt eine Verteilung über die verschiedenen Altersgruppen,
die auch die unterschiedliche Bewertung (siehe Tabelle) erklären könnte.
Relevanz
Relevanz
Der ”Störkel-Score“ hat sich in der internationalen Literatur leider nicht durchsetzen
können. Gleichwohl findet er in einigen nationalen Studien seine Anwendung. Seiner
Verwendung steht jedoch auch in heutiger Zeit prinzipiell nichts entgegen. Demgegenüber
ist die Übertragbarkeit der Ergebnisse nordamerikanischer Studien zur Thematik auf
europäische oder deutsche Verhältnisse nicht überprüft (1-4).
Die Arbeit spiegelt den frühen Versuch wider, den Verlauf des Nierenzellkarzinoms
nach erfolgter operativer Therapie berechenbarer zu machen.
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Kommentar
Kommentar
Die Arbeit von Störkel et al. ist nunmehr 15 Jahre alt. Gleichwohl spiegelt sie den
frühen Versuch wider, den Verlauf des Nierenzellkarzinoms nach erfolgter operativer
Therapie berechenbarer zu machen. Dieses ist insbesondere deswegen sinnvoll, weil
heutzutage immer noch 40% aller Patienten mit einem Nierenzellkarzinom innerhalb von
5 Jahren versterben. Mitte der 70er-Jahre lag diese Rate bei 50%. Ferner ist die Nachsorge
beim operativ behandelten Nierenzellkarzinom nicht standardisiert und schon gar nicht
auf das individuelle Risikoprofil des Patienten zugeschnitten. Ändert sich dann auch
noch die TNM-Klassifikation wie beim Nierenzellkarzinom wird die Vergleichbarkeit
von Untersuchungen zur Thematik zusätzlich erschwert, zumindest bei alleiniger Betrachtung
des T-Stadiums zur Prognoseabschätzung.
Die letzten Jahre belegen die Notwendigkeit der Risikoabschätzung für das nichtmetastasierte
und metastasierte Nierenzellkarzinom. Kattan et al. entwickelten anhand der Ergebnisse
von 601 Patienten nach operativer Therapie eines Nierenzellkarzinoms eine Risikoanalyse
zum progressionsfreien Überleben (1). In diese Analyse wurden die Parameter Tumor-Symptomatik,
Histologie (klarzellig, papillär, chromophob), T-Stadium (TNM-Klassifikation 1997)
und Tumorgröße (cm) eingeschlossen. Eine Aussage zur Prognose ist jedoch nur bis zum
fünften Jahr nach Operation möglich. Der Differenzierungsgrad wurde mit dem Verweis
auf die Schwierigkeiten der pathologischen Gradings beim nichtklarzelligen Nierenzellkarzinom
nicht in das Nomogramm aufgenommen (1).
Frank et al. entwickelten anhand der Ergebnisse von 1801 Patienten nach radikaler
Nephrektomie eines klarzelligen Nierenzellkarzinoms eine Risikoanalyse zum tumorspezifischen
bzw. progressions- freien Überleben (2). In diese Analyse wurden die Parameter T-Stadium
(TNM 1997), N-Stadium, M-Stadium (nur beim tumorspezifischen Überleben), Tumorgröße
(< 5 cm vs. > 5 cm bzw. < 10 cm vs. > 10 cm), Grading (Fuhrmann) und Tumornekrose
(ja vs. nein) einbezogen. Nach diesen Parametern lassen sich die Wahrscheinlichkeiten
für das tumorspezifische und progressionsfreie Überleben nach 1, 3, 5, 7 und 10 Jahren
jeweils aus einer Tabelle ablesen. Dafür werden 10 bzw. 8 verschiedene Untergruppen
anhand eines Punktwertes gebildet (2, 3).
Zisman et al. entwickelten anhand der Ergebnisse von 814 Patienten nach Tumornephrektomie
eine Risikoanalyse für nichtmetastasierte (n = 468) und metastasierte (n = 346) Nierenzellkarzinome
nach operativer Therapie (4). In diese Analyse wurden die Parameter T-Stadium (TNM-Klassifikation
1997), Grading (Fuhrmann) und Allgemeinzustand (ECOG-Status) eingeschlossen. Bei nichtmetastasierten
Tumoren lag das 5-Jahres-Gesamtüberleben je nach Risikogruppe bei 84, 72 bzw. 44%
und das progressionsfreie 5-Jahres-Überleben bei 91, 64 bzw. 37%. Bei metastasierten
Tumoren lag das 5-Jahres-Gesamtüberleben bei 30, 19 bzw. 0% (4).
Inwieweit sich die Therapieerfolge des Nierenzellkarzinoms verbessern lassen, wird
auch von der Qualität der Patientenselektion anhand eines individuellen Risikoprofils
abhängen. Hierbei muss dem ”Störkel-Score“ zumindestens eine gewisse Vorreiterrolle
zugeschrieben werden.