Die chronisch obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem (COPD) sind Erkrankungen,
die zu den führenden Todesursachen gehören. Ihre Prävalenz wird in der Zukunft noch
zunehmen. Trotz einer optimalen medikamentösen Therapie leiden viele Patienten unter
Belastungs- oder gar Ruhedyspnoe mit einer entsprechenden Einschränkung der körperlichen
Belastbarkeit und der Lebensqualität.
Der Nutzen einer pneumologische Rehabilitation bei Patienten mit einer COPD ist gut
belegt, es kann eine Verbesserung der Dyspnoe, der körperlichen Belastbarkeit und
der Lebensqualität erreicht werden [1]
[2]
[3]
[4]. Bei einem Teil der Patienten mit einer klinisch relevanten Hyperkapnie und somit
einem Schweregrad IV der GOLD-Leitlinien ist jedoch allein durch eine pneumologische
Rehabilitation keine Verbesserung erreichbar [5].
Aufgrund der ausgesprochen guten klinischen Ergebnisse der nichtinvasiven Beatmung
bei hyperkapnischen Patienten mit einer restriktiven Ventilationsstörung wie der Kyphoskoliose,
dem posttuberkulösem Syndrom oder neuromuskulären Erkrankungen [6]
[7] wurde bereits frühzeitig versucht, die nichtinvasive Beatmung auch bei Patienten
mit einer COPD und Hyperkapnie einzusetzen.
Bei der akuten ventilatorischen Insuffizienz aufgrund einer Exazerbation der COPD
konnte durch eine Reihe von randomisierten Studien im Vergleich zur Standardtherapie
ein eindeutiger Überlebensvorteil durch die Anwendung der nichtinvasiven Beatmung
nachgewiesen werden und gilt daher mittlerweile als neue Standardtherapie [8]
[9]
[10].
Die nichtinvasive Beatmung wird auch bei Patienten mit einer stabilen Hyperkapnie
eingesetzt, ist aber in dieser Indikationsstellung umstritten. Während in den GOLD-Leitlinien
aus dem Jahr 2003 keine Indikation bei stabiler Hyperkapnie gesehen wird, empfehlen
die deutschen Leitlinien [11] bei Patienten mit einer ausgeprägten Hyperkapnie am Tage den Einsatz der nichtinvasiven
Beatmung (Heimbeatmung). Eine generelle Empfehlung wird jedoch noch nicht ausgesprochen.
Ursächlich für das ablehnende Statement der GOLD-Leitlinien waren eine Reihe von randomisierten
Studien, die im Vergleich zu den nur konservativ behandelten Patienten keinen nachweisbaren
Vorteil für die beatmete Gruppe erbringen konnten. Es gibt jedoch auch einige randomisierte
und eine Reihe von nicht randomisierten Studien, die positive Ergebnisse zeigen konnten.
Im Folgenden soll daher die Grundlage der nichtinvasiven Beatmung bei COPD dargestellt
werden, anschließend werden die vorliegenden Studienergebnisse kritisch interpretiert.
Physiologische Grundlagen der nichtinvasiven Beatmung
Physiologische Grundlagen der nichtinvasiven Beatmung
Hyperkapnische Patienten mit einer schweren COPD weisen in der Regel eine erhebliche
Belastung ihrer Inspirationsmuskulatur auf. Ursachen sind neben der Obstruktion u.
a. die erhöhte Totraumventilation und aufgrund der Überblähung ein ungünstiger Wirkungsbereich
des Zwerchfells und der Interkostalmuskulatur [12]. Hieraus resultiert eine chronische Überlastung und Erschöpfung der Atempumpe, die
als eine der Hauptursachen der Hyperkapnie angesehen wird [13].
Während des Schlafes kommt es zu einer weiteren Zunahme der Hypoventilation, insbesondere
im REM-Schlaf. Die Ursache ist zumeist eine Abnahme des Atemzugvolumens und nicht
das Auftreten von Apnoen [14]. Zusätzlich ist der Atemantrieb auf CO2 in der Nacht vermindert [15], der Widerstand der oberen Atemwege nimmt zu. Dies führt in der Summe zu einer weiteren
Verschlechterung der Hyperkapnie und der Hypoxie im Schlaf. Die nächtliche Hypoxie
kann zwar durch eine Sauerstoffgabe ausgeglichen werden, dies führt aber oft zu einer
Zunahme der Hyperkapnie, insbesondere in den frühen Morgenstunden [16]. Die Hyperkapnie kann wiederum eine weitere Verschlechterung der Zwerchfellfunktion
nach sich ziehen [17].
Es erscheint daher pathophysiologisch sinnvoll, bei Patienten mit COPD eine Entlastung
der Atemmuskulatur und eine Verbesserung der nächtlichen Ventilation anzustreben.
Entlastung der Atemmuskulatur unter nichtinvasiver Beatmung
Entlastung der Atemmuskulatur unter nichtinvasiver Beatmung
Eine Reihe von Studien haben die Effekte der nichtinvasiven Beatmung auf die Atemmuskulatur
untersucht. Zunächst wurde die Auswirkung der Negativdruckbeatmung auf die Reduktion
der Atemmuskelaktivität untersucht, es zeigte sich eine deutliche Abnahme der Zwerchfell-EMG-Aktivität
während der Beatmung [18]
[19]
[20]. Die Negativdruckbeatmung spielt jedoch als Dauertherapie keine Rolle mehr, u. a.
aufgrund der unkomfortablen Anwendung.
Die Reduktion der Atemmuskelaktivität ist auch für die Positivdruckbeatmung beschrieben
[19]
[21]
[22]
[23]
[24]
[25]
[26]. Unter einer kontrollierten Beatmung mit Volumenvorgabe gelang es, die Aktivität
des Zwerchfell-EMGs um 90 % zu reduzieren [25]. Wird stattdessen ein assistierter Beatmungsmodus gewählt, so ist die Reduktion
der Zwerchfell-EMG-Aktivität nicht so stark ausgeprägt [24]. Werden bei assistierter Beatmung nur niedrige Beatmungsdrücke verwendet, so ist
die Reduktion nicht mehr nachweisbar [22].
Diese Ergebnisse werden auch durch andere Untersuchungstechniken bestätigt. Bei ventilatorisch
insuffizienten Patienten gelingt es unter einer kontrollierten Beatmungsform, den
Gesamtsauerstoffverbrauch im Vergleich zur Spontanatmung um 25 ± 7 % zu reduzieren.
Dies entspricht dem Sauerstoffverbrauch der Atemmuskulatur. Wird hingegen ein assistierter
Modus gewählt, so ist lediglich eine Reduktion um 11 ± 8 % nachweisbar [27].
Auch die Atemarbeit kann bei hyperkapnischen Patienten mit COPD durch die Anwendung
von Beatmungsformen mit hohen Beatmungsdrücken signifikant gesenkt werden, das Ausmaß
der Absenkung korreliert mit dem effektiven Beatmungsdruck. Bei gleichem inspiratorischem
Spitzendruck führte die Zugabe eines positiv endexspiratorischen Druckes (PEEP) zu
einer Abnahme des Effektes, unter der Anwendung des CPAP-Modus war in einer Arbeit
von Vanpee u. Mitarb. [28] keine Abnahme der Atemarbeit mehr zu beobachten. Entscheidend ist der effektive
Beatmungsdruck (Differenz zwischen dem Druck inspiratorisch und exspiratorisch) [28].
Die hier beschriebenen Effekte auf die Entlastung der Atemmuskulatur führten jedoch
lediglich in einer Studie zu einer dauerhaften Zunahme der maximalen Inspirationskraft
[29], in den anderen Studien war keine Veränderung oder nur ein Trend zur Verbesserung
nachweisbar [24]
[30]
[31]
[32]
[33]
[34]
[35]
[36]. Es muss jedoch kritisch hinterfragt werden, ob die maximale Inspirationskraft der
richtige Parameter zur Beurteilung der Verbesserung der Atempumpfunktion ist. Möglicherweise
wären Untersuchungen zur Ausdauerfähigkeit der Atempumpe ein besseres Maß, entsprechende
Ergebnisse liegen aber nicht vor.
Veränderungen der Schlafes
Veränderungen der Schlafes
Veränderungen der Schlafes unter der nichtinvasiven Beatmung wurden in verschiedenen
kontrollierten Studien untersucht [30]
[31]
[33]
[37]
[38]
[39]. Die Ergebnisse sind jedoch nicht einheitlich und können nicht unabhängig von der
Patientenselektion und der Beatmungsart betrachtet werden.
In der ersten kontrollierten randomisierten Studie zur nichtinvasiven Beatmung bei
stabiler COPD von Strumpf u. Mitarb. [30] kam es in der Beatmungsgruppe in der Tendenz zu einer Abnahme der totalen Schlafzeit
und der Schlafeffizienz, allerdings waren nur 7 Patienten in der Beatmungsgruppe und
6 in der Kontrollgruppe. Lin [31] konnte in einem Crossover-Design eine Zunahme des Arousal- und des Movementindex
unter der Beatmung beobachten. Beide Studien zeichneten sich jedoch durch eine ausgesprochen
schlechte Toleranz der Beatmung mit einer hohen Abbrecherquote aus. Bei Strumpf u.
Mitarb. war der überwiegende Anteil der beatmeten Patienten nicht hyperkapnisch und
würde somit nach den heute akzeptierten Kriterien keine Beatmungsindikation haben
[40]. Lin beatmete mit niedrigen effektiven Beatmungsdrücken und ohne PEEP trotz Verwendung
eines BiPAP-Beatmungssystems, so dass eine unzureichende CO2-Elimination vermutet werden darf [41].
In der randomisierten Studie von Garrod u. Mitarb. [29] wurden überwiegend normokapnische Patienten ohne schwergradige nächtliche Hypoventilationen
beatmet, so dass wie erwartet eine Verbesserung der Schlafqualität nicht auftrat.
Hingegen konnten Elliott u. Mitarb. [37] eine Verbesserung der nächtlichen Oxygenierung, eine Absenkung des PCO2, eine Zunahme der totalen Schlafzeit und der Schlafeffizienz zeigen. In dieser Studie
wurde eine assistiert-kontrollierte Beatmung mit Volumenvorgabe angewendet, das Atemminutenvolumen
lag im Median bei 23 Litern, der Beatmungsdruck erreichte Werte von 30 - 40 cmH2O.
Auch in der kontrollierten randomisierten Studie von Meecham Jones u. Mitarb. [38] konnte sowohl eine Zunahme der totalen Schlafzeit als auch der Schlafeffizienz im
Vergleich zur alleinigen Sauerstofftherapie nachgewiesen werden. Die Abbrecherrate
in dieser Studie war gering, die Patienten waren bei Einschluss in die Studie deutlich
hyperkapnisch, der effektive Beatmungsdruck war mit 18 cmH2O höher. In der bislang größten randomisierten Studie zeigte sich ein Trend zu einer
besseren Schlafqualität, wenn auch nur nach den subjektiven Angaben der Patienten
auf einer semiqualitativen Skala [33].
Körperliche Belastbarkeit
Körperliche Belastbarkeit
Nur wenige Studien haben Veränderungen der Gehstrecke untersucht. Renston u. Mitarb.
[24] konnte nach 5 Tagen Beatmung am Tage eine signifikante Zunahme im 6-Minuten-Gehtest
von 780 auf 888 Fuß in der Beatmungsgruppe nachweisen, in der Kontrollgruppe trat
keine Veränderung auf. Garrod u. Mitarb. [29] untersuchten die Wirkungen der Beatmung zusätzlich zu einem Trainingprogramm und
konnten nach 8 Wochen eine Verbesserung im Vergleich zur Kontrollgruppe im Shuttle-Walking-Test
dokumentieren, allerdings wurden normokapnische Patienten beatmet, die tägliche Nutzung
der Beatmung war mit nur 2 h/d im Median gering. In 2 Studien mit längeren Beobachtungsdauern
von 3 bzw. 24 Monaten [33]
[38] konnte keine Verbesserung erzielt werden.
Lebensqualität
Lebensqualität
Die Verbesserung der Lebensqualität ist ein Hauptanliegen bei der Behandlung von Patienten
mit schwergradiger COPD und gilt als Erfolgsparameter, der noch vor der Reduktion
der Mortalität rangiert [42]
[43]. Die Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ist jedoch methodisch nicht
ohne Schwierigkeiten. In der Regel erfolgt dies über krankheitsübergreifende oder
krankheitsspezifische Fragebogen [44]. Verwendet wurden der krankheitsübergreifende Fragebogen MOS 36-Item Short-Form
Heath Survey (SF36) [45]
[46]
[47] und die krankheitsspezifischen Fragebogen St. George's Respiratory Questionnaire
(SGRQ) [33]
[38]
[48] und der Chronic Respiratory Disease Questionnaire (CRQ) [29]. Bei Clini u. Mitarb. [33] wurde zusätzlich ein speziell für Patienten mit einer chronischen respiratorischen
Insuffizienz entwickelter Fragebogen eingesetzt, der Maugeri Foundation Respiratory
item set (MRF-28). In allen Studien konnte eine Verbesserung der Lebensqualität nachgewiesen
werden, dies gilt auch für die randomisierten Studien [29]
[33]
[38]. Seit kurzem steht für Patienten mit einer ventilatorischen Insuffizienz ein deutscher
krankheitsspezifischer Fragebogen zur Verfügung, der Severe Respiratory Insufficiency
(SRI) Questionnaire (49). Er eignet sich insbesondere, wenn Patienten mit verschiedenen
Grundkrankheiten vergleichend betrachtet werden.
Mortalität
Mortalität
Während es hinreichende Daten zur Verbesserung der Lebensqualität gibt, ist die Datenlage
hinsichtlich der Mortalität deutlich geringer. Nur 2 Studien untersuchten prospektiv
randomisiert mit Kontrollgruppe den Einfluss der Heimbeatmung auf das Überleben. Weder
in der Studie von Casanova u. Mitarb. [32], die den Zeitraum von einem Jahr untersuchte, noch in der Studie von Clini u. Mitarb.
[33] (Zeitraum zwei Jahre) konnte ein Verringerung der Mortalität dokumentiert werden.
Kritisch angemerkt werden muss jedoch, dass in beiden Studien nur teilentlastende
Beatmungsverfahren mit niedrigen effektiven Beatmungsdrücken verwendet wurden, und
dass Casanova u. Mitarb. auch normokapnische Patienten eingeschlossen haben.
Aber auch die in den Studien ohne Kontrollgruppe hilfsweise durchgeführten Vergleiche
mit historischen Kontrollkollektiven, hier insbesondere die beiden Studien zur Langzeitsauerstofftherapie
[50]
[51], erbrachten keinen klaren Vorteil.
Eine Reduzierung der Mortalität konnte somit bisher nicht nachgewiesen werden. Ob
dies in der geplanten deutschen Multicenterstudie der Arbeitsgemeinschaft Heimbeatmung
und Respiratorentwöhnung e. V. gelingen wird, bleibt abzuwarten. In dieser Untersuchung
sollen im Gegensatz zu den bisherigen Studien hohe effektive Beatmungsdrücke verwendet
werden, um eine effektive Reduktion des PCO2 zu erreichen.
Pulmonalarteriendruck
Pulmonalarteriendruck
Schönhofer u. Mitarb. untersuchten die Langzeitwirkung der nichtinvasiven Beatmung
auf die pulmonale Hämodynamik [52]. Nach einen Jahr Beatmungstherapie konnte zwar bei Patienten mit thorakal-restriktiven
Erkrankungen der mittlere pulmonale Druck signifikant von 33,2 ± 10 auf 24,8 ± 6,2
mmHg gesenkt werden, bei den Patienten mit schwergradiger COPD blieb der pulmonale
Druck jedoch mit 25,3 ± 6,0 und 27,5 ± 6,0 mmHg unverändert, obwohl es in beiden Gruppen
zu einer signifikanten Verbesserung des PO2 und des PCO2 gekommen war. Allerdings muss angemerkt werden, dass nur wenige Patienten mit COPD
vor Beatmungsbeginn einen pulmonalen Hypertonus aufwiesen und somit, wie auch von
den Autoren diskutiert, wenig Spielraum für eine Verbesserung vorhanden war.
Patientenselektion und Beatmungsparameter
Patientenselektion und Beatmungsparameter
Die uneinheitliche Studienlage spiegelt sich auch in einer nicht einheitlichen Patientenselektion
und unterschiedlichen Beatmungsformen und -einstellungen wieder. Eine generelle Aussage
zur Wirksamkeit oder Unwirksamkeit der Beatmung lässt sich daraus nicht ableiten.
Zwar wurde der Versuch einer Metaanalyse unternommen [53], deren Nutzen bleibt aber bei insgesamt nur 4 eingeflossenen Studien [30]
[32]
[38]
[39] mit summativ 58 Beatmungspatienten fragwürdig, zumal in 2 dieser Studien die mittlerweile
allgemein als Eingangsvoraussetzung geforderte Hyperkapnie [40] kein Einschlusskriterium war, und in 3 Studien sehr niedrige Beatmungsdrücke verwendet
wurden. Auch wurde die bisher größte Studie [33] aufgrund des sich überschneidendenden Erscheinungsdatums nicht berücksichtigt.
Wenn man die Eckpunkte Hyperkapnie und Beatmungsparameter der randomisierten und nicht
randomisierten Studien in einer Tabelle zusammenführt (Tab. [1]), so zeigt sich, dass in den Studien ohne positive Effekte die Hyperkapnie weniger
stark ausgeprägt war als bei den positiven Studien. Auch war der effektive Beatmungsdruck
in den positiven Studien deutlich höher als in den negativen Studien. Wie bereits
dargestellt, bestimmt aber die Höhe des effektiven Beatmungsdruckes die Verbesserung
der Ventilation [28]
[41] und somit auch den Rückgang der Hyperkapnie während der Beatmung. Dies ist wiederum
notwendig, um eine Verbesserung der Hyperkapnie am Tage zu erreichen. Windisch u.
Mitarb. konnten zeigen, dass der PCO2 unter Spontanatmung mit den PCO2 unter Beatmung korreliert. Je niedriger der PCO2 unter Beatmung, desto niedriger ist dann auch der PCO2 unter Spontanatmung [36]. In einer Analyse der eigenen Daten konnten wir belegen, dass die Absenkung des
PCO2 unter Spontanatmung nach 3 Monaten mit der Absenkung des PCO2 während der Beatmung in Kombination mit der durchschnittlichen täglichen Beatmungszeit
korreliert [35] (Abb. [1]).
Tab. 1 Zusammenstellung der randomisierten und einiger nicht kontrollierter Studien zur Beatmung
bei COPD mit wichtigen Eckpunkten. Die Patientenanzahl bezieht sich auf die erfolgreich
beatmeten und in die in das Studienergebnis eingeschlossenen Patienten.
|
Patienten |
PaCO2
Beginn (mmHg) |
PaCO2
im Verlauf (mmHg) |
FEV1
(l)
|
Beatmungsdruck absolut (cmH2O) |
effektiv (cm H2O) |
|
kontrollierte randomisierte Studien ohne positive Ergebnisse
|
Strumpf
[30]
|
7 |
46 |
50 |
0,54 |
15/2 |
13 |
Lin
[31]
|
12 |
50 |
50 |
33 % |
12/1 |
11 |
Gay
[39]
|
7 |
55 |
|
0,62 |
10/2 |
8 |
Casanova
[32]
|
20 |
51 |
51 |
0,82 |
12/4 |
8 |
|
kontrollierte randomisierte Studien mit teilweise positiven Ergebnissen
|
Clini
[33]
|
39 |
53 |
51 |
27 % |
14/2 |
12 |
|
kontrollierte randomisierte Studien mit überwiegend positiven Ergebnissen
|
Meecham Jones
[38]
|
14 |
56 |
53 |
0,86 |
18/2 |
16 |
Diaz
[26]
|
18 |
56 |
48 |
0,72 |
18/2 |
16 |
|
nicht kontrollierte Studien mit überwiegend positiven Ergebnissen
|
Elliott
[34]
|
8 |
60 |
54 |
0,54 |
Volumenvorgabe |
30 - 40 |
Sivasothy
[45]
|
26 |
63 |
56 |
0,68 |
n. a. |
n. a. |
Schucher
[35]
|
41 |
57 |
49 |
0,72 |
21 |
21 |
Windisch
[36]
|
14 |
60 |
46 |
0,97 |
30 |
30 |
Abb. 1 Die Differenz zwischen dem initialen PaCO2 unter Spontanatmung und dem PaCO2 unter der Beatmung als Produkt mit der täglichen Nutzungsdauer korreliert signifikant
mit dem Absinken des PaCO2 unter Spontanatmung nach 3 Monaten [35].
Unklar bleibt aber weiterhin die langfristige Bedeutung des Rückganges der Hyperkapnie.
Compliance
Compliance
Die nasale oder oronasale Beatmung mit einer Maske ist eine Behandlungsform, die dem
Patienten unabhängig vom klinischen Nutzen auch mit Nebenwirkungen und Dyscomfort
belastet. Ernste Nebenwirkungen sind zwar eine Rarität, aber leichte Nebenwirkungen
wie Druckstellen durch die Maske oder ausgetrocknete oronasale Schleimhäute treten
häufig auf [6]
[54]. Aufgrund dieser unangenehmen Begleitumstände und der erforderlichen langen täglichen
Benutzungsdauer ist eine langfristige Compliance des Patienten nur dann zu erwarten,
wenn der subjektive Nutzen der Beatmung die Unannehmlichkeiten zumindest aufwiegt.
Im Gegensatz zur medikamentösen Therapie bietet die Beatmungstherapie den Vorteil
einer guten Complianceüberprüfung mittels des geräteinternen Stundenzählers.
Die vorliegenden Studiendaten zeigen eine hohe durchschnittliche tägliche Nutzung
der Beatmung, sie lag in der Regel im Mittel über 6 Stunden pro Tag [30]
[32]
[33]
[36]
[38]
[45]
[48]
[55]. In einer eigenen Studie stieg die Beatmungszeit von 7,0 ± 3,6 h/d nach 3 Monaten
auf 7,7 ± 4,2 h/d nach einem Jahr und 9,5 ± 4,4 h/d nach 2 Jahren Beatmungsdauer
[35].
Somit ist bei Patienten, die primär an die Beatmung adaptiert werden können eine gute
Therapiecompliance belegt. Die Verbesserungen der Beatmungsgeräte und der verfügbaren
Masken sowie die Auswahl der geeigneten Patienten haben hierzu beigetragen. Eine sichere
Vorabeinteilung in Responder und Non-Responder ist jedoch nach derzeitigem Kenntnisstand
nicht möglich. Schönhofer u. Mitarb. konnten in einer frühen Studie eine Responderrate
von 70 % belegen, wobei ledig 14 % der Patienten eine generelle Inakzeptanz zeigten,
weitere 16 % akzeptierten die Beatmung zwar, es ließ sich aber keine objektive oder
subjektive Verbesserung erreichen [56].
Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassung und Ausblick
Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Bedeutung der nichtinvasiven Beatmung als Dauertherapie
bei Patienten mit stabiler schwergradiger COPD noch nicht ausreichend wissenschaftlich
belegt. Nach den vorliegenden Studiendaten kann weder eine generelle Empfehlung ausgesprochen
werden, noch liegt ein Unwirksamkeitsnachweis vor. Die genaue Analyse der Studienlage
gibt jedoch Hilfestellung bei der Auswahl der potenziellen Beatmungspatienten. Das
Ausmaß der Hyperkapnie scheint hier der wesentliche Faktor. Dies wurde im Consensus
Conference Report [40] als Indikation zur Beatmung zusammengefasst:
-
Symptome der ventilatorischen Insuffizienz wie Müdigkeit, Dyspnoe, morgendliche Kopfschmerzen
etc.
-
a) Hyperkapnie ab 55 mmHg
b) Hyperkapnie zwischen 50 und 54 mmHg und nächtliche Entsättigungen über mindesten
5 Minuten < 88 % trotz der Gabe von 2 l/min Sauerstoff
c) Hyperkapnie zwischen 50 und 54 mmHg und mindesten 2 Hospitalisationen pro Jahr
aufgrund von hyperkapnischen Exazerbationen.
Nach eigenen Erfahrungen kann in Einzelfällen mit einer ausgeprägten Symptomatik auch
von diesen Grenzen abgewichen werden, allerdings war bei vollständig normokapnischen
Patienten in keinem Fall eine klinisch relevante und dauerhafte Besserung zu erzielen.
Im Consensus Report [40] wird in Hinblick auf Patienten mit COPD keine Empfehlung zur Beatmungseinstellung
gegeben, es wird jedoch die Abhängigkeit der Effektivität vom effektiven Beatmungsdruck
diskutiert. Nach derzeitiger Datenlage scheinen höhere effektive Beatmungsdrücke zu
besseren klinischen Ergebnissen zu führen. Auch gibt es Hinweise dafür, dass vollständig
entlastende Beatmungsverfahren Vorteile gegenüber teilentlastenden Verfahren haben.
Bis zur weiteren wissenschaftlichen Klärung sollte die Heimbeatmung bei dieser Patientengruppe
daher nur nach sorgfältiger Prüfung und in Anlehnung an die obengenannten Kriterien
durchgeführt werden. Eine kritische Beobachtung des individuellen Therapieerfolges
und auch der Therapiecompliance ist unabdingbar. Zur Vermeidung von unnötigen hohen
Kosten ist es ratsam, nach einer intensiven klinischen Adaptation an die Beatmung
zunächst eine Probetherapie für 1 - 2 Monate anzuschließen, erst danach sollte über
eine Langzeittherapie entschieden werden [43].