Der gegenwärtige Präsident der DGP wird 60 Jahre? Kaum zu glauben bei der ungebremsten
großen Aktivität, die wir seit vielen Jahren an ihm kennen und schätzen. Auch äußerlich
sieht man ihm die „Jahresringe” kaum an. Er scheint genetisch gut programmiert. Doch
das Geburtsdatum 11. Juni 1944 stimmt.
Helgo Magnussen stammt aus einem Offiziershaushalt. So überrascht auch der Geburtsort
Storkow/Beeskow, eine alte preußische Garnison im Brandenburgischen nicht. Viele seiner
Bekannten und Mitarbeiter meinen, dass auch Helgo Magnussen das Zeug zum General habe.
Wie alle ersten Söhne in der Familie nennt man ihn Helgo. Dieser Vorname wird auch
in Gesprächen mit ihm und über ihn - ob in Deutschland oder Übersee - am häufigsten
gebraucht. Nach dem Krieg wurde Niedersachsen die Heimat der Familie Magnussen. Das
Abitur legte Helgo jun. 1963 in Braunschweig ab. Es folgte eine zweijährige Ausbildung
in der Bundeswehr, Entlassung 1965 als Oberleutnant der Reserve. Von 1965 - 1971 studierte
Magnussen dann in Tübingen Medizin. Mit dem Staatsexamen 1971 erfolgte die Promotion
mit einer Arbeit zur Diffusionskapazität bei Sarkoidose. Bereits in der Studienzeit
experimentiert er im Anatomischen Institut mit Gefriertrocknung von Gewebeschnitten,
in den klinische Semestern beginnt sein Interesse für lungenphysiologische Phänomene.
Unter der Anleitung der Professoren Bock und Hilpert entstehen Arbeiten zur kollateralen
Ventilation und zur Diffusionskapazität der menschlichen Lunge. Beides interessiert
ihn noch heute brennend. In der Zeit von 1971 - 1972 arbeitet er als Medizinalassistent
in Berlin und in Oberhausen, anschließend als Wissenschaftlicher Assistent im Max-Planck-Institut
für Experimentelle Medizin in Göttingen bei Prof. Piiper. Diese Jahre haben ihn zurückschauend
sehr geprägt. Den wissenschaftlichen Anspruch, wie auch den Drang, den Dingen tief
auf den Grund zu gehen, hat er sich bis heute bewahrt.
In Göttingen lernt er seine Frau Dorothee kennen, die Mutter seiner drei munteren
und tüchtigen Kinder. Die Leser und Autoren der „Pneumologie” kennen sie alle durch
ihre liebenswürdige Art und Kompetenz, mit der sie ihren Mann während seiner Zeit
als Herausgeber tatkräftig unterstützt hat.
Es folgen die medizinischen Lehr- und Gesellenjahre in Bonn als Wissenschaftlicher
Assistent in der Medizinischen Poliklinik unter dem Direktorat von Prof. Krück. Hier
wird Magnussen Oberarzt, hier habilitiert er sich im Jahre 1979 mit Arbeiten zur Diffusionskapazität
bei Emphysem, hier wird er 1984 zum apl. Professor ernannt.
Mit Arbeiten zur Pathophysiologie des Gasaustausches, der Atemmechanik, zur Überempfindlichkeit
des Bronchialsystems, zum Anstrengungsasthma sowie ersten Arbeiten zu inhalativen
Schadstoffen macht Magnussen sich in der Pneumologie einen guten Namen. Bereits in
Bonn beginnt die jahrzehntelange fruchtbare Zusammenarbeit mit Rudolf Joerres.
1985 wechselt Magnussen als Nachfolger von Prof. v. Windheim als Ärztlicher Direktor
an die LVA Klinik Großhansdorf, Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie. Es erfolgt
die Umhabilitation nach Hamburg.
Er gründet mit Unterstützung der LVA Hamburg eine Forschungsabteilung am Krankenhaus
und bearbeitet lungenphysiologische und Umwelt-Fragestellungen wie auch klinische
Probleme, die sich aus der täglichen Arbeit ergeben. Es gelingt ihm mit den Drs. Siegfried
Liebig und nach dessen frühem Tod mit Detlev Branscheid (Thorax-Chirurgie), Jürgen
Klippe (Anästhesie) und Ullrich Gatzemeier (Pneumologische Onkologie) eine effektive
Arbeitsteilung herzustellen, die ihm wiederum den Freiraum gibt, seinen wissenschaftlichen
Neigungen nachzugehen. Dieses bis heute andauernde Interesse am Publizieren und der
medienwirksamen Darstellung neuer Erkenntnisse ist bei unserem Jubilar ein permanenter
Stimulus. Gleichwohl darf man ihm großen Dank zollen für seine Aktivitäten zum Wohl
der Pneumologie. Es gibt in Deutschland wohl kaum einen Pneumologen, der eine derartige
Außenwirkung für unser Fach hat.
In den 90iger-Jahren gilt sein besonderes Interesse den Fragen der Schadstoffwirkung
auf die Atemwege, zellulären Mechanismen der Atemwegsentzündung, sowie Methoden zum
nicht-invasiven Nachweis bronchialer Entzündungen. Daneben erscheinen aus seiner Klinik
Arbeiten zur Pathophysiologie von Asthma und COPD, insbesondere auch erste Arbeiten
zum so schwierigen Symptom der Dyspnoe bei Patienten mit COPD. Darauf aufbauend werden
Methoden zur Trainingstherapie bei chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen ausgearbeitet,
überprüft und publiziert. Einer logischen Konsequenz der sich bietenden Möglichkeiten
folgend, beschäftigen sich die forschenden Kollegen des Krankenhauses mit vielen nationalen
und internationalen Kooperationen unter seiner Leitung aktuell mit zellulären und
genetischen Grundlagen bei COPD und Lungenfibrose.
In 2 - 3 Jahresabständen zwingt er sich und seine Kollegen immer wieder zu Zusammenstellungen
der Arbeiten als Leistungskontrolle und setzt auch hier Maßstäbe. Die Liste der Aktivitäten
wäre unvollständig ohne auf die Bedeutung des Forschungsinstitutes am Krankenhaus
(mit Zweigstellen in Hamburg, Magdeburg und Berlin) hinzuweisen, das Helgo Magnussen
vor Jahren zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragen der Pneumologie und zur Durchführung
großer Medikamenten-Studien gründete.
Magnussen ist Mitglied in vielen nationalen und den für unser Fach entscheidenden
internationalen Fachgesellschaften. Er ist und war Mitglied und Beirat der großen
Zeitschriften für Pneumologie in Europa. Viele Jahre erschienen die Zeitschriften
LUNG und Pneumologie unter seiner Leitung.
1993 - 1994 war er Präsident der Norddeutschen Gesellschaft für Pneumologie. Im Jahr
2000 fand unter seiner Leitung der unvergessliche Jahreskongress der DGP in Hamburg
statt. Seit 2001 - 2002 war er stellvertretender und seit 2003 ist er Präsident der
DGP.
Viele Kollegen sind inzwischen in Großhansdorf ausgebildet worden. Sie alle erinnern
sich gern und dankbar an diese Zeit hier und die vielen klinischen und wissenschaftlichen
Möglichkeiten in der hier vorherrschenden arbeitsamen Atmosphäre, die Helgo Magnussen
geschaffen hat.
Eine seiner herausragenden Charaktereigenschaften neben der kritischen und sehr raschen
Analyse von Gehörtem und Gelesenem ist die Fähigkeit zum Hinterfragen der eigenen
Position und gegebenenfalls deren Korrektur. Helgo Magnussen hat einen ausgesprochenen
Instinkt für Situationen und für das Machbare.
Es wird in Großhansdorf zum 60. Geburtstag nicht die von vielen vermutete große Feier
geben! Hier wird nicht zum Halali geblasen! Hier geht es weiter. Wir, die Mitarbeiter
der Klinik und des Forschungsinstitutes sowie die ehemaligen Mitarbeiter in nah und
fern wünschen Ihnen, lieber Herr Magnussen, weiter ungebrochene Schaffenskraft bei
guter Gesundheit, die zwar nicht alles, aber ohne die alles nichts ist.