Pneumologie 2004; 58(4): 280-282
DOI: 10.1055/s-2004-818442
Workshop
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Pathologie der humanen Chlamydien-Infektionen

D.  Theegarten1
  • 1Abteilung für Pathologie, Ruhr-Universität Bochum
Weitere Informationen

PD Dr. med. Dirk Theegarten

Abteilung für Pathologie · Ruhr-Universität Bochum

44780 Bochum

eMail: dirk.theegarten@ruhr-uni-bochum.de

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Juli 2005 (online)

Inhaltsübersicht

Chlamydien sind obligat intrazelluläre Bakterien, die eine Vielzahl von Zellen infizieren, eine Fähigkeit zu langanhaltender Persistenz besitzen und die Familie Chlamydiaceae bilden. Chlamydien lösen bei den verschiedensten Tierarten und dem Menschen unterschiedlichste Krankheitsbilder aus. Hierzu zählen unter anderem insbesondere Erkrankungen des respiratorischen Systems, der Konjunktiven und des Urogenitalsystems. Als Spezies sind Chlamydia ( = C.) trachomatis, C. pneumoniae und C. psittaci relevant.

Chlamydia trachomatis

Klassische humane Infektionen mit C. trachomatis sind das Trachom und das Lymphogranuloma verum. Jedoch kommen auch afebrile C. trachomatis Pneumonien bei Säuglingen (meist 1 - 6 Monate alt) vor, bei deren Geburt ein offenbar infizierter Geburtskanal bestanden hatte [1]. Dieses ist häufig mit einer Konjunktivitis und dem zusätzlichen Nachweis respiratorischer Viren verknüpft. Hierbei kommen eine interstitielle oder alveoläre Pneumonie und eine Bronchiolitis vor. Das Infiltrat besteht aus Lymphozyten, Plasmazellen, Neutrophilen, Makrophagen und Eosinophilen. Bei Erwachsenen wurden derartige atypische Pneumonien gelegentlich beobachtet, wobei es sich einerseits um Laborinfektionen, Immumsupprimierte und einmal um eine Exazerbation einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung handelte [2]. Hierbei wurden auch hyaline Membranen und eine subakute organisierende Pneumonie gesehen [3].

Chlamydia pneumoniae

Im Jahre 1986 beschrieb Grayston die Spezies C. pneumoniae als eine Ursache respiratorischer Infektionen beim Menschen [4]. In der Zwischenzeit gilt C. pneumoniae als ein in der menschlichen Population weit verbreiteter Erreger. Nach Angaben von Hammerschlag ist C. pneumoniae für 5 - 20 % der ambulant erworbenen Pneumonien (community acquired pneumonia) bei Kindern und Erwachsenen verantwortlich [5]. Bei 2 - 25 % der Patienten kann eine C. pneumoniae-Infektion klinisch jedoch auch als akute Bronchitis in Erscheinung treten. Histologisch liegt wahrscheinlich eine akute bzw. chronische Bronchiolitis vor, aufgrund des milden Verlaufes fehlen nähere Untersuchungen. Auch extrapulmonale Manifestationen einer Infektion kommen vor.

Bei Exazerbationen einer COPD wird C. pneumoniae mit einer gewissen Häufigkeit nachgewiesen [6]. Insbesondere bei fortgeschrittenen Asthma- oder COPD-Erkrankungen wurden hohe Antikörpertiter (IgG und IgA) im Serum der betroffenen Patienten beobachtet [5] [7]. Wu u. Mitarb. wiesen aber auch im Lungengewebe von COPD-Patienten vermehrt C. pneumoniae nach [8].

Bei anderen chronischen Erkrankungen wie der Arteriosklerose [9] und der primären pulmonalen Hypertonie wurde ebenfalls C. pneumoniae gefunden [10].

Chlamydia psittaci

Alle Vögel können als potenzielle Reservoire gelten, die Ausscheidung erfolgt fäkal, die Übertragung auf den Menschen aerogen [11]. In verstorbenen Heimvögeln kann C. psittaci in 20 - 26 % der Fälle nachgewiesen werden. Manche Infektionen verlaufen asymptomatisch, andere grippeähnlich. Ansonsten stehen Pneumonien mit septischem Bild im Vordergrund. Bei tödlich verlaufenden Fällen finden sich ein Exsudat aus Fibrin, Neutrophilen, Hämorrhagien und ein diffuser Alveolarschaden. Dieses kann in ein rundzelliges Infiltrat mit Verbreiterung des Interstitiums und Pneumozytenproliferationen übergehen. Auch eine schwere Bronchiolitis kommt vor. Die Erreger werden in charakteristischer Weise in Pneumozyten nachgewiesen [3]. Ein Carrier-Status ist möglich [12].

In Material aus operativen Lungenvolumenreduktionen bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Emphysem konnten wir rasterelektronenmikroskopisch (Abb. [1 a]) in allen Fällen und mit der Transmissions-Elektronenmikroskopie in 81,1 % (Abb. [1 b]) eine persistierende chlamydiale Infektion nachweisen [13]. Weitergehende molekularbiologische Untersuchungen mittels PCR und die Sequenzierung der 16S rDNS ergaben, dass es sich bis auf einen Fall um C. psittaci handelte [14]. In allen Fällen war histologisch eine Entzündungsreaktion nachweisbar. Immunfluoreszenzmikroskopisch konnten die Chlamydien hauptsächlich in Alveolarmakrophagen, bronchiolären Epithelzellen, glatten Muskelzellen und Pneumozyten Typ II gefunden werden. Ein direkter Kontakt zu Vögeln bestand nicht, Kontrollen waren negativ. Bei der exazerbierten COPD konnten gleichartige Erreger auch im induzierten Sputum nachgewiesen werden [15]. Dies spricht für eine Relevanz des Chlamydien-Nachweises. Hier sind weitere Untersuchungen notwendig.

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Abb. 1 a Rasterelektronenmikroskopisch sind die Chlamydien als kugelige Gebilde insbesondere auf den Pneumozyten II anzutreffen (links, 12 000 × ). b Transmissionelektronemikroskopisch sind typische perinukleäre Einschlüsse zu sehen (rechts, 12 000 × ) (aus: Theegarten D, Stamatis G. Gefährliche Partnerschaft: Bakterien und Zigarettenrauch. Rubin 2002; 12: 33 - 41).

Literatur

PD Dr. med. Dirk Theegarten

Abteilung für Pathologie · Ruhr-Universität Bochum

44780 Bochum

eMail: dirk.theegarten@ruhr-uni-bochum.de

Literatur

PD Dr. med. Dirk Theegarten

Abteilung für Pathologie · Ruhr-Universität Bochum

44780 Bochum

eMail: dirk.theegarten@ruhr-uni-bochum.de

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Abb. 1 a Rasterelektronenmikroskopisch sind die Chlamydien als kugelige Gebilde insbesondere auf den Pneumozyten II anzutreffen (links, 12 000 × ). b Transmissionelektronemikroskopisch sind typische perinukleäre Einschlüsse zu sehen (rechts, 12 000 × ) (aus: Theegarten D, Stamatis G. Gefährliche Partnerschaft: Bakterien und Zigarettenrauch. Rubin 2002; 12: 33 - 41).