Einleitung
Einleitung
An eine optimale topische antimykotische Therapie für eine Mykose der freien Haut
des Fußes können verschiedene Bewertungskriterien angelegt werden:
-
hohe In-vitro-Aktivität gegen die krankheitsauslösenden Erreger,
-
gute und schnelle Penetration in die Haut,
-
ausreichend lange Hautverweildauer, um eine einmal tägliche Anwendung zu ermöglichen
und so die Patientencompliance zu fördern,
-
geringe Wirkstoffaufnahme in den Blutkreislauf,
-
effektive Heilungsraten,
-
kurze Behandlungsdauer,
-
Ausbleiben bzw. Minimierung von Hautirritationen oder anderen Nebenwirkungen,
-
geringe Rezidiv- bzw. Reinfektionsraten.
Unter diesen Gesichtspunkten sollen die beiden topischen Antimykotika Bifonazol und
Terbinafin in dieser Übersichtsarbeit dargestellt und bewertet werden, da ihnen derzeit
bei der Behandlung der Fußmykose eine große Bedeutung zukommt - sowohl im Bereich
der Verordnung, wie auch in der Selbstmedikation.
Methodik
Methodik
Informationsquellen
Die Recherche der Literatur erfolgte in folgenden Datenbanken: Biosis (BA70) und (BA00),
Cochrane Central Register of Controlled Trials (CCTR93), Embase (EM74), Embase Alert
(EA08), Medikat (MK77), Medline (ME60), Medline Alert (ME0A), SciSearch (IS74) und
(IS00), verfügbar im Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information
(DIMDI).
Suchstrategie
Die internationale Literatursuche erfolgte für die Zeitspanne von 1960 bis 2003 unter
Einbeziehung der Suchbegriffe zur Erfassung von Applikationsart, Erkrankung, Erregerspektrum,
Wirkmodus, Wirkstoffe bezogen auf In-vitro-Untersuchungen und In-vivo-Studien. Die
gefundenen klinischen Studien wurden bezüglich ihrer methodologischen Qualität Evidenzgraden
zugeteilt und Studien mit Evidenzgrad I selektiert [1].
Bei der Selektion der Studien wurden somit ausschließlich randomisierte, doppelblinde
kontrollierte klinische Studien in die Analyse einbezogen. Hierbei musste die klinische
Diagnose sowohl durch den Nachweis von Pilzelementen im Nativpräparat als auch durch
den kulturellen Pilznachweis mit Erregeridentifikation gesichert sein. Als weitere
Voraussetzung galt die Vergleichbarkeit der Patientenkollektive in den Vergleichskohorten.
Die mykologische Heilung lag vor, wenn das Nativpräparat und die Kultur negativ waren.
Die klinische Heilung bedingte ein Abklingen der klinischen Symptome. Die Gesamtheilung
wurde als Vorliegen von mykologischer Heilung und vollständigem bzw. fast vollständigem
Verschwinden der Symptome definiert.
Terminologie und Erreger der Fußmykose
Terminologie und Erreger der Fußmykose
Der Begriff Tinea pedis wird in der medizinischen Literatur synonym für eine Dermatophyteninfektion
der freien Haut des Fußes verwendet und beschreibt basierend auf Erregerspektrum und
Manifestationsort die häufigste Pilzerkrankung des Fußes [2]. Klinisch werden bei der Tinea pedis drei Erscheinungsformen unterschieden, die
interdigitale oder mazerative als die bei weitem häufigste Form, die plantare oder
squamös-hyperkeratotische Form, die bei Befall der Fußkanten als Mokassintyp bezeichnet
wird, und die vesikulös-dyshidrotische Form [3].
Die unzweifelhaft wichtigsten ursächlichen Erreger der Fußmykosen sind mit ca. 98
% Dermatophyten (Fadenpilze) [4]
[5]
[6]
[7]. Hefe- und Schimmelpilze spielen als Erreger der Fußmykose eine wesentlich geringere
Rolle. Hefepilze sind auf der menschlichen Haut ständig anzutreffen und gehören zur
normalen Hautflora. Sie werden als so genannte Opportunisten bezeichnet, weil sie
bei einer Schwäche ihres Wirtes zu einer Infektion führen und damit pathogen werden
[8].
Der mykologische Nachweis von Schimmelpilzen auf der freien Haut des Fußes ist ebenfalls
nicht notwendigerweise ein Hinweis auf die pathogene Bedeutung der Keime. Die meisten
Schimmelpilze sind lediglich so genannte Anflugkeime, die u. U. bei Abwehrschwäche
des Wirtes pathogen werden können. Klinisch bedeutsame Hauterkrankungen des Fußes
in Europa, die durch Schimmelpilze verursacht werden, sind am ehesten Nagelpilzinfektionen
[3].
Im Folgenden sollen die beiden topischen Antimykotika Bifonazol und Terbinafin hinsichtlich
ihrer Wirkung auf Dermatophyten, der Vollständigkeit halber auch Candida sp., sowie
ihrer Wirksamkeit in der Therapie der Tinea pedis interdigitalis und Tinea pedis plantaris
dargestellt und bewertet werden.
Bifonazol
Bifonazol
Bifonazol, ein halogenfreies Imidazol-Derivat, greift an zwei Stellen in die Ergosterol-Biosynthese
ein und führt so zu Aufbau- und Funktionsstörungen der Zellmembran. Zum einen kommt
es zu einer Hemmung des Cytochroms P450, zum anderen hemmt es - im Gegensatz zu früheren Vertretern der Imidazol-Derivate
- direkt die HMG-CoA-Reduktase. Dies ist für den fungiziden Wirkmodus von Bifonazol
verantwortlich [9].
Untersuchungen zum antimykotischen Wirkmodus belegen, dass Bifonazol nach einer Einwirkzeit
von mindestens sechs Stunden in Konzentrationen ≥ 5 µg/ml fungizid auf T. mentagrophytes
und T. rubrum wirkt [10]. Bifonazol hemmt das Wachstum der meisten Dermatophytenspezies bei Konzentrationen
unter 2,5 µg/ml [10]
[11]. Gegen Hefen und Schimmelpilze wirkt es fungistatisch (Tab. [1]) [12].
Tab. 1 Zusammenfassung der In-vitro-Aktivität von Bifonazol und Terbinafin gegen die häufigsten
Tinea pedis auslösenden Dermatophytenspezies [nach 10, 11, 16, 21, 22, 23], Hefe-
und Schimmelpilze [nach 10, 21, 23, 24]
|
Bifonazol |
Terbinafin |
Dermatophyten
|
MHK-Werte (mg/l)
|
MHK-Werte (mg/l)
|
T. mentagrophytes |
2,5 |
0,001 - 0,01 |
T. rubrum |
0,63 |
0,001 - 0,01 |
E. floccosum |
< 0,04 |
0,001 - < 0,06 |
M. canis |
1,25 |
0,005 - 0,01 |
M. gypseum |
0,03 - 5 |
0,03 |
M. audouinii |
2,5 |
0,03 |
Hefen
|
MHK-90 %-Werte (mg/l)
|
MHK-Werte (mg/l)
|
C. albicans |
0,23 - 20 |
0,03 - > 40 |
C. tropicalis |
1,87 - 20 |
0,11 - > 40 |
C. parapsilosis |
1,25 - 10 |
0,13 - 3,13 |
C. glabrata |
0,32 - 20 |
0,17 - > 40 |
C. famata |
10 |
0,15 |
C. humicola |
20 |
20 |
C. guilliermondii |
1,87 - 5 |
0,03 - 20 |
C. krusei |
0,93 - 5 |
0,03 - > 40 |
C. intermedia |
10 |
40 |
Schimmelpilze
|
MHK-90 %-Werte (mg/l)
|
MHK-Werte (mg/l)
|
Aspergillus fumigatus |
1 - 2 |
0,05 - 1,56 |
Aspergillus ssp. |
1 - 4 |
- |
Pharmakokinetik: Nach topischer Anwendung dringt Bifonazol aufgrund seiner Lipophilie rasch und in
hohen Konzentrationen in die Haut ein und bindet dort mit großer Affinität an bestimmte
Strukturen wie das Keratin [13].
Bereits nach einer Expositionszeit von 20 bis 30 Minuten wird die maximale Aufnahme
von Bifonazol durch die Pilzzelle erreicht. Es verbleibt dort über 100 bis 120 Stunden
und unterdrückt während dieser Zeitspanne die Ergosterol-Biosynthese. Die Hautverweildauer
in therapeutisch relevanten Konzentrationen beträgt im Mittel 50 bis 60 Stunden [14].
Studien an gesunden Probanden zeigten eine minimale systemische Absorption [13]. Nach einer einzelnen Anwendung von 14C-markierter Bifonazol-Creme bzw. -Lösung wurden nach einer 6-stündigen Kontaktperiode
lediglich 0,6 - 0,8 % der radioaktiven Substanz absorbiert. Bei entzündeter Haut erhöhte
sich die Absorptionsrate um das 3- bis 5fache, blieb jedoch unter 4 %.
Terbinafin
Terbinafin
Terbinafin hemmt die Squalenepoxidase und führt darüber zu einem Mangel an Ergosterol,
einer essenziellen Zellmembrankomponente, und einer Akkumulation von Squalen in Form
von Lipidvesikeln in der Pilzzelle mit Freisetzung lytischer Enzyme und nachfolgendem
Zelltod [15]. In vitro wirkt Terbinafin primär fungizid gegen Dermatophyten [16]. Gegen Schimmelpilze und Hefen zeigt sich je nach Spezies eine fungizide oder fungistatische
Wirkung.
Pharmakokinetik: Terbinafin diffundiert nach topischer Applikation in die oberen Schichten des Stratum
corneum und bindet dort aufgrund seiner lipophilen Natur effektiv an die Keratozyten.
Es akkumuliert in Stratum corneum, Nägeln, Haaren, Dermis/Epidermis sowie in Fettgewebe
[17]. Hill et al.[18] ermittelten in einer Studie zur Pharmakokinetik von 1 %iger Terbinafin-Creme, dass
die maximale Konzentration (Cmax) im Stratum corneum (94,9 µg/m2) vier Stunden nach einer einzelnen Applikation erreicht wurde. Bei Verlängerung der
Behandlungsdauer auf sieben Tage erhöht sich Cmax nur um 15 %, die Eliminationshalbwertszeit im Stratum corneum jedoch um das Dreifache.
Die gemessenen Konzentrationen waren um den Faktor 1000 höher als die fungiziden Konzentrationen
für T. rubrum und andere bekannte Dermatophyten. Selbst sieben Tage nach Beendigung
der Behandlung wurden noch 100-mal höhere und fungizide Konzentrationen im Stratum
corneum gemessen.
Auch bei der hyperkeratotischen Form der Tinea pedis konnten Wirkstoffkonzentrationen
im Stratum corneum nachgewiesen werden, die um ein Vielfaches höher lagen als die
MHK-Werte (minimale Hemmkonzentration) für Dermatophyten [19].
Das Eindringen von Terbinafin in den Blutkreislauf nach topischer Anwendung ist minimal.
Nach perkutaner Applikation von 1 %iger Terbinafin-Creme bei Gesunden und Patienten
mit Pityriasis versicolor konnten nur bei wenigen Probanden messbare Plasmakonzentrationen
gefunden werden [20].
Kritische Bewertung der Ergebnisse der präklinischen Wirkung der beiden Wirkstoffe
Bifonazol und Terbinafin
Kritische Bewertung der Ergebnisse der präklinischen Wirkung der beiden Wirkstoffe
Bifonazol und Terbinafin
Die verschiedenen In-vitro-Methoden sind heute weitgehend standardisiert und zuverlässig,
dennoch sind die Ergebnisse der einzelnen Untersucher nur bedingt miteinander vergleichbar,
da die Bestimmung der Hemmwirkung von der Zusammensetzung und dem pH-Wert des Nährmediums
sowie von der Größe des Inokulums abhängig ist. Es wurden z. T. unterschiedliche Verdünnungsmethoden
und Nährmedien verwendet.
Trotz begrenzter Vergleichbarkeit der einzelnen Untersuchungen lassen sich wesentlich
niedrigere minimale Hemmkonzentrationen für Terbinafin im Gegensatz zu Bifonazol bei
den bedeutsamen Dermatophytenspezies erkennen.
Eine Steigerung der Applikationsfrequenz von Terbinafin erhöht die maximale Wirkstoffkonzentration
im Stratum corneum nicht signifikant, bereits eine einmal tägliche Verabreichung führt
zu effektiven Ergebnissen [19]. Auch nach Beendigung der Therapie konnten Terbinafin-Spiegel nachgewiesen werden,
die signifikant höher waren als die fungiziden Konzentrationen für alle bekannten
Dermatophyten, so dass eine kurzzeitige Behandlung von sieben Tagen greifbar erscheint.
Untersuchungen zur Tiefenlokalisation ließen auch für Bifonazol ein gutes Penetrationsvermögen
der Substanz in die Haut erkennen. Noch in den unteren Schichten der Epidermis wurden
die in vitro bestimmten MHK-Werte für Dermatophyten um ein Vielfaches überschritten
[13]. Die Langzeit-Retention von Bifonazol in der Haut ermöglicht ebenfalls eine einmal
tägliche Anwendung, jedoch sollte die Behandlung drei Wochen erfolgen.
Trotz besserer In-vitro-Ergebnisse für Terbinafin können diese nicht ohne weiteres
auf eine In-vivo-Situation übertragen werden, sie müssen vielmehr gegebenenfalls in
klinischen Studien bestätigt werden.
Klinische Wirksamkeit
Klinische Wirksamkeit
Durch die Einteilung der klinischen Studien in Evidenzgrade konnten 14 Studien des
Evidenzgrades I ermittelt werden. In vier Studien wurde Bifonazol mit Plazebo, in
acht Studien Terbinafin mit Plazebo und in zwei Studien Bifonazol mit Terbinafin verglichen.
Vergleichsstudien Bifonazol versus Plazebo (Tab. [2])
Vergleichsstudien Bifonazol versus Plazebo (Tab. [2])
Tab. 2 Vergleichsstudien Bifonazol versus Plazebo bei Tinea pedis interdigitalis
Autor |
Indikationsgebiet |
Gruppe |
Patientenanzahl |
Anwendungen pro Tag |
Behandlungsdauer (Wochen) |
Beobachtungszeitraum (Wochen) |
Heilungsrate |
|
|
|
|
|
|
|
mykologisch (%) |
klinisch (%) |
Gesamtheilung (%) |
Bagatell 1986 [25]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Bifonazol-Lösung 1 % Plazebo |
26 21 |
qd |
4 |
6 |
73 48 |
81† 48 |
69† 29 |
Coffey 1986 [26]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Bifonazol-Creme 1 % Plazebo |
25 18 |
qd |
4 |
6 |
64† 22 |
64† 17 |
52† 17 |
Izuno 1986 [27]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Bifonazol-Creme 1 % Plazebo |
20 18 |
qd |
4 |
6 |
90* 67 |
95 44 |
70 28 |
Smith et al. 1986 [28]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Bifonazol-Lösung 1 % Plazebo |
23 31 |
qd |
4 |
6 |
91‡ 23 |
70‡ 13 |
70‡ 10 |
k. A. = keine Angabe, qd = 1 × täglich, bid = 2 × täglich; †) p ≤ 0,05 vs. Plazebo;
‡) p ≤ 0,001 vs. Plazebo; *) nicht signifikant |
Die Wirksamkeit von Bifonazol wurde an insgesamt 182 Patienten mit der Indikation
Tinea pedis interdigitalis überprüft. Der Wirkstoff wurde einmal täglich für einen
Behandlungszeitraum von vier Wochen als 1 %ige Creme oder 1 %ige Lösung angewandt.
Der Beobachtungszeitraum betrug sechs Wochen.
Mykologische Heilungsraten:
Bifonazol: 64 - 91 %
Plazebo: 22 - 67 %
Klinische Heilungsraten:
Bifonazol: 64 - 95 %
Plazebo: 13 - 48 %
Gesamtheilungsraten:
Bifonazol: 52 - 70 %
Plazebo: 10 - 29 %
Alle Studien zeigten eine signifikante Überlegenheit des Azolpräparates mit Bifonazol
gegenüber Plazebo.
Für die Indikation Tinea pedis plantaris existieren keine Arbeiten, die eine topische
Behandlung mit Bifonazol entsprechend den festgelegten Kriterien bzw. eine alleinige
Therapie mit Bifonazol dokumentieren.
Vergleichsstudien Terbinafin versus Plazebo (Tab. [3])
Vergleichsstudien Terbinafin versus Plazebo (Tab. [3])
703 Patienten mit der Diagnose Tinea pedis interdigitalis und/oder Tinea pedis plantaris
wurden 1- bis 2-mal täglich für eine Woche bis vier Wochen topisch entweder mit einem
Terbinafin-Präparat (1 %ige Creme, Lösung oder Gel) oder mit Placebo therapiert. Der
Beobachtungszeitraum betrug 6 bis 8 Wochen.
Tab. 3 Vergleichsstudien Terbinafin versus Plazebo
Autor |
Indikationsgebiet |
Gruppe |
Patientenanzahl |
Anwendungen pro Tag |
Behandlungsdauer (Wochen) |
Beobachtungszeitraum (Wochen) |
Heilungsrate |
|
|
|
|
|
|
|
mykologisch (%) |
klinisch (%) |
Gesamtheilung (%) |
Berman et al. 1992 [29]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Terbinafin-Creme 1 % Plazebo |
80 79 |
bid |
1 |
6 |
88‡ 23 |
79‡ 44 |
k. A. k. A. |
Hollmen et al. 2002 [30]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Terbinafin-Gel 1 % Plazebo |
39 31 |
qd |
1 |
>8 |
82‡ 32 |
k. A. k. A. |
64‡ 26 |
Korting et al. 2001 [31]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Terbinafin-Creme 1 % Plazebo |
50 50 |
qd |
1 |
8 |
91‡ 37 |
k. A. k. A. |
74‡ 26 |
Lebwohl et al. 2001 [32]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Terbinafin-Lösung 1 % Plazebo |
58 28 |
bid |
1 |
8 |
96‡ 36 |
66‡ 4 |
k. A. k. A. |
Savin 1990 [33]
|
Tinea pedis interdigitalis und Mokassintyp |
Terbinafin-Creme 1 % Plazebo |
13 14 |
bid |
4 |
6 |
100 8 |
k. A. k. A. |
89‡ 0 |
Smith et al. 1990 [34]
|
Tinea pedis interdigitalis und Mokassintyp |
Terbinafin-Creme 1 % Plazebo |
10 10 |
bid |
4 |
6 |
88 10 |
k. A. k. A. |
78‡ 0 |
Savin et al. 1994 [35]
|
Tinea pedis Mokassintyp |
Terbinafin-Creme 1 % Plazebo |
97 96 |
bid |
2 |
8 |
84‡ 21 |
79‡ 28 |
k. A. k. A. |
Evans et al. 1991 [36]
|
Tinea pedis# |
Terbinafin-Creme 1 % Plazebo |
28 20 |
qd |
2 |
6 |
81† 45 |
k. A. k. A. |
68† 35 |
k. A. = keine Angabe, qd = 1 × täglich, bid = 2 × täglich; †) p ≤ 0,05 vs. Plazebo;
‡) p ≤ 0,001 vs. Plazebo; *) nicht signifikant; # k. A. zur genauen Indikation |
Mykologische Heilungsraten:
Terbinafin: 81 - 100 %
Plazebo: 8 - 45 %
Klinische Heilungsraten:
Terbinafin: 66 - 79 %
Plazebo: 4 - 44 %
Gesamtheilungsraten:
Terbinafin: 64 - 89 %
Plazebo: 0 - 35 %
In allen Untersuchungen konnte eine signifikante Überlegenheit des Allylaminpräparates
mit Terbinafin gegenüber Plazebo festgestellt werden.
Vergleichsstudien Terbinafin versus Bifonazol (Tab. [4])
Vergleichsstudien Terbinafin versus Bifonazol (Tab. [4])
Tab. 4 Vergleichsstudien Terbinafin versus Bifonazol
Autor |
Indikationsgebiet |
Gruppe |
Patientenanzahl |
Anwendungen pro Tag |
Behandlungsdauer (Wochen) |
Beobachtungszeitraum (Wochen) |
Heilungsrate |
|
|
|
|
|
|
|
mykologisch (%) |
klinisch (%) |
Gesamt- heilung (%) |
|
|
|
|
|
|
|
2 W
|
8 W
|
|
|
Wahid et al. 1997 [37]
|
Tinea pedis Mokassintyp |
Terbinafin-Creme 1 % |
40 |
qd |
2 |
8 |
43 |
90 |
k. A. |
83† |
|
|
Bifonazol-Creme 1 % |
38 |
qd |
2 |
8 |
42 |
79 |
k. A. |
63† |
|
|
|
|
|
|
|
1 W
|
2 W
|
3 W
|
4 W
|
1 W
|
2 W
|
3 W
|
4 W
|
|
Sanchez Caruso 1994 [38]
|
Tinea pedis interdigitalis |
Terbinafin-Creme 1 % |
27 |
qd |
4 |
6 |
4 |
77‡ |
96 |
100 |
4 |
73‡ |
92 |
100 |
78† |
|
|
Bifonazol-Creme 1 % |
15 |
qd |
4 |
6 |
0 |
25‡ |
75 |
100 |
0 |
25‡ |
69 |
100 |
31† |
k. A. = keine Angabe, qd = 1 × täglich, bid = 2 × täglich, W = Woche; †) p ≤ 0,05;
‡) p ≤ 0,001; *) nicht signifikant |
Insgesamt wurden 120 Patienten mit Tinea pedis mit Terbinafin- bzw. Bifonazol-Creme
1 % behandelt. Der Beobachtungszeitraum lag zwischen 6 und 8 Wochen.
Mykologische Heilungsraten:
Terbinafin: 90 - 100 %
Bifonazol: 79 - 100 %
Klinische Heilungsraten:
Terbinafin: 100 %
Bifonazol: 95 - 100 %
Gesamtheilungsraten:
Terbinafin: 78 - 83 %
Bifonazol: 31 - 63 %
Die Gesamtheilungsrate zeigt eine signifikante Überlegenheit von Terbinafin. Ebenfalls
konnte ein schnellerer Wirkungseintritt von Terbinafin im Vergleich zu Bifonazol beobachtet
werden.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen
In 14 klinischen Studien wurden insgesamt 1005 Patienten mit topischen Wirkstoff-
bzw. Plazebopräparaten behandelt. Die dokumentierten Nebenwirkungen waren größtenteils
mild und traten in Form von lokalen Hautirritationen, Rötungen, Brennen und Juckreiz
auf. In vier plazebokontrollierten Studien und zwei Vergleichsstudien wurde die Verträglichkeit
von Bifonazol betrachtet. Hierbei traten bei fünf von 147 Patienten (3,4 %) Nebenwirkungen
auf, die jedoch in keinem Fall zu einem vorzeitigen Abbruch der Therapie führten.
Die Verträglichkeit von Terbinafin wurde in acht plazebokontrollierten Studien und
zwei Vergleichsstudien dokumentiert. Insgesamt wurden 442 Probanden in die Untersuchungen
einbezogen, typische Hautirritationen traten in 2,5 % der Fälle auf. Das Auftreten
eines erythematösen Ausschlages an Händen und Armen eines Patienten führte zum vorzeitigen
Abbruch der Therapie. Bei 2,2 % der plazebobehandelten Patienten (9 von 416) traten
ebenfalls lokale Nebenwirkungen auf, die jedoch bei keinem Patienten einen vorzeitigen
Therapieabbruch bedingten. Die Verträglichkeit der Antimykotika liegt somit in der
gleichen Größenordnung wie die der Plazebopräparate.
Rezidivraten
Rezidivraten
Vier Studien betrachteten die plazebokontrollierte Anwendung eines Bifonazol-Präparates,
wobei keiner dieser Untersuchungen Angaben zu Rezidivraten entnommen werden konnten.
Weiterhin wurde in acht Studien über die plazebokontrollierte Applikation des Wirkstoffes
Terbinafin berichtet. Hierbei enthielten drei Dokumentationen Angaben zu Rezidivraten,
in einer Studie trat keine Reinfektion auf und vier Publikationen beinhalteten keine
Angaben bezüglich des Auftretens von Rezidiven.
Zwei Studien dokumentierten den direkten Vergleich der beiden Wirkstoffe, wobei einer
Untersuchung [37] keine Angaben zu Rezidivraten entnommen werden konnten.
Sowohl Lebwohl et al. [32] als auch Hollmen et al. [30] dokumentierten eine 1-wöchige Behandlung der Tinea pedis mit Terbinafin bei 58 bzw.
39 Patienten. Nach einem Beobachtungszeitraum von acht Wochen wurde eine Reinfektion
bei einem (3 %) bzw. vier Patienten (7 %) nachgewiesen. Nach einer 4-wöchigen Behandlung
der Tinea pedis mit Terbinafin dokumentierten Smith et al. [34] eine mykologische Rezidivrate von 12 %.
Sanchez et al. [38] wiesen bei Studienteilnehmern mit Tinea pedis nach einer 4-wöchigen Behandlung mit
Terbinafin (27 Probanden) bzw. Bifonazol (15 Probanden) klinische Rezidivraten von
7,4 % bzw. 6,3 % nach. Eine mykologische Reinfektion konnte für die Terbinafin-Gruppe
nicht festgestellt werden, trat jedoch bei 12,5 % der Bifonazol-Patienten ein.
Eine weitere Studie [39], bei der die Teilnehmer bereits durch eine topische Behandlung mit Bifonazol eine
mykologische und klinische Heilung erfahren hatten, kann als Langzeit-Follow-up betrachtet
werden. Eine Probandengruppe wurde sechs Monate prophylaktisch mit Bifonazol-Puder
1 % behandelt, während die anderen Studienteilnehmer ein Plazebo applizierten. Nach
diesen 6 Monaten wurde in der Plazebogruppe ohne Bifonazolprophylaxe eine Rezidivrate
von 56 % diagnostiziert, während in der Verumgruppe eine Rezidivrate von 11,5 % auftrat.
Im direkten Vergleich der beiden Antimykotika waren die Rezidivraten in einer Studie
miteinander vergleichbar, während die zweite Studie eine deutliche Überlegenheit von
Terbinafin (12 % zu 20 %) aufzeigte.
Kritische Bewertung der klinischen Ergebnisse der beiden Wirkstoffe Bifonazol und
Terbinafin
Kritische Bewertung der klinischen Ergebnisse der beiden Wirkstoffe Bifonazol und
Terbinafin
Die Literaturrecherche wies 14 randomisierte, doppelblinde kontrollierte klinische
Studien für Bifonazol und Terbinafin nach. Hierbei musste die klinische Diagnose sowohl
durch den Nachweis von Pilzelementen im Nativpräparat als auch durch den kulturellen
Pilznachweis mit Erregeridentifikation gesichert sein. Die Auswahlkriterien limitierten
die Studienanzahl im Besonderen für Bifonazol. Alle Studien zu Bifonazol stammen aus
den 80er Jahren, und es ist zu hinterfragen, ob sie heutigen Ansprüchen noch genügen.
Für die Indikation Tinea pedis konnten lediglich zwei direkte Vergleichsstudien (Tinea
pedis interdigitalis und Tinea pedis Mokassintyp) der beiden Wirkstoffe [37]
[38] selektiert werden.
In den plazebokontrollierten Studien ist dabei die signifikante Überlegenheit sowohl
von Terbinafin als auch von Bifonazol hinreichend belegt worden. Während in den direkten
Vergleichsstudien mit der Indikation Tinea pedis die Gesamtheilungsraten für Bifonazol
zwischen 31 bis 63 % liegen, konnten für Terbinafin Raten von 78 und 83 % erzielt
werden. In beiden Studien [37]
[38] wurde eine signifikante Überlegenheit von Terbinafin nachgewiesen.
Auffallend war, dass in den Terbinafin-Gruppen sowohl die klinische als auch die mykologische
Heilung deutlich früher einsetzte als unter Bifonazol. Nach 3-wöchiger Anwendung von
Terbinafin konnten bereits klinische und mykologische Heilungsraten von 90 % bzw.
80 % nachgewiesen werden, während für Bifonazol lediglich Raten von 40 % bzw. 25 %
erreicht wurden [4].
Gleiche Tendenzen zeigt die Studie von Sanchez Caruso et al. [38]. Nach 2-wöchiger Applikation von Bifonazol konnten lediglich mykologische und klinische
Heilungsraten von 25 % erzielt werden, während die entsprechenden Raten für Terbinafin
bereits 77 % und 73 % betrugen und somit deutlich höher lagen.
Der im Vergleich zu Bifonazol schnellere Wirkungseintritt unter Terbinafin wird in
einer weiteren klinischen Untersuchung von Evans et al. [40] bestätigt. 65 Patienten mit Tinea pedis wurden für 1, 3, 5 bzw. 7 Tage einmal täglich
mit 1 %iger Terbinafin Creme therapiert und insgesamt drei Monate beobachtet. Eine
mykologische Heilung konnte nach einmaliger Anwendung des Wirkstoffes bereits bei
94 % der Patienten diagnostiziert werden. Die Gesamtheilung wies die besten Ergebnisse
bei 7-tägiger Anwendung auf. Der Vergleich eines ein- bzw. 4-wöchigen Therapiezyklus
zeigte keine bedeutsamen Unterschiede zwischen klinischer und mykologischer Heilungsrate,
so dass bereits ein 1-wöchiger Therapiekurs zu effektiven Ergebnissen führt [41].
Fazit
Fazit
Die heute weltweit therapiebestimmenden lokalen Antimykotika in der Behandlung der
Tinea pedis sind Imidazole und Allylamine. Zu den in Deutschland am häufigsten angewendeten
Imidazolen der neueren Generationen zählt Bifonazol. Im Vergleich zu früheren Imidazolen
sind eine kürzere Therapiedauer und nur noch eine einmal tägliche Applikation erforderlich.
Unter den Allylaminen ist Terbinafin der meist verwendete Wirkstoff. Auch Terbinafin
muss lediglich einmal täglich appliziert werden, jedoch ist die Anwendungsdauer mit
sieben Tagen bei Tinea pedis interdigitalis deutlich geringer.
Verschiedene pharmakokinetische Eigenschaften von Terbinafin rechtfertigen eine Kurzzeittherapie:
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Eine hohe intrinsische Aktivität, abgebildet durch niedrige MHK-Werte zwischen 0,001
und 0,01 mg/l gegen Dermatophyten,
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die Fähigkeit, rasch und effektiv ins Stratum corneum zu penetrieren und sich dort
auch anzureichern, derart, dass eine Verfügbarkeit auch noch nach Applikationsende
gesichert ist,
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ein primär fungizider Wirkmodus.
Im Vergleich dazu wurden in vitro für Bifonazol bezüglich Dermatophyten höhere Hemmkonzentrationen
ermittelt, mit einem fungiziden Wirkmodus gegen Dermatophyten erst ab 5 mg/l. Trotz
guter Penetration in die Haut ist eine Behandlungsdauer von etwa drei Wochen erforderlich.
Die überlegenen In-vitro-Eigenschaften von Terbinafin finden auch in klinischen Studien
zur Wirksamkeit ihren Widerhall. Die ermittelten Heilungsraten sind zumindest gleichwertig,
zeigen jedoch meist eine Überlegenheit von Terbinafin. Am deutlichsten tritt der Vorteil
von Terbinafin in der Behandlungsdauer in Erscheinung. In den direkten Vergleichsstudien
zwischen Bifonazol und Terbinafin konnten für Terbinafin sowohl für Tinea pedis interdigitalis
als auch für Tinea pedis plantaris ein schnellerer mykologischer und klinischer Heilungseintritt
und trotz kürzerer Behandlungsdauer eine geringere Rezidivrate beobachtet werden.