Einleitung
Einleitung
Bei Pilzinfektionen der Haut (Dermatomykosen) unterscheidet man drei große Erregergruppen
- Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze (DHS). Dermatophyten sind Keime, deren Wachstumsoptimum
- mit Ausnahme von Trichophyton verrucosum - unterhalb von 37 °C liegt. Sie können
deshalb nur Haut, Haare und Nägel befallen. Schätzungsweise jeder dritte Deutsche
leidet unter Fußpilz oder anderen durch Dermatophyten verursachten Krankheiten [1]. Hefepilze (Candida-Spezies) gelten bei gesundem Immunsystem und intakter mikrobieller
Flora als normale und harmlose Kommensalen der Schleimhäute und des Verdauungstraktes
des Menschen. Abwehrschwäche, Verletzung natürlicher Barrieren oder Störung der natürlichen
Flora des Wirtes können jedoch zur Folge haben, dass Hefepilze durch ungehemmtes Wachstum
vom Kommensalismus zum Parasitismus übergehen. Entzündliche Rötungen, weißliche Auflagerungen,
kleine Papeln und Pusteln weisen auf eine Hefepilzinfektion hin [2]
[3]. Schimmelpilze spielen als primäre Erreger von Hautmykosen praktisch keine Rolle;
sekundär können sie dystrophische Nägel befallen.
Bei der Therapie und Prophylaxe von Pilzinfektion spielen die richtige Auswahl und
Pflege von Textilien eine entscheidende Rolle. Auch die Textilforschung hat sich dieses
Themas angenommen. Es gibt eine Reihe von neuen Entwicklungen, die zur Prophylaxe
von Mykosen beitragen.
Fuß- und Nagelpilz
Fuß- und Nagelpilz
Fußpilz (Tinea pedis) ist eine der häufigsten dermatologischen Erkrankungen (Abb.
[1]). Besonders betroffen sind Sportler und Angehörige von Berufsgruppen, die über lange
Zeit hinweg Sport- oder Arbeitsschuhe tragen, die wenig luftdurchlässig sind. Bei
der Entstehung der Tinea pedis spielt das Mikroklima im Schuh pathogenetisch die wichtigste
Rolle; Hyperhidrose sowie arterielle und venöse Durchblutungsstörungen stellen weitere
begünstigende Faktoren dar [4]. Der häufigste Erreger in Deutschland ist Trichophyton rubrum, daneben kommen auch
Trichophyton mentagrophytes und Epidermophyton floccosum vor. Man findet die intertriginöse
Form der Tinea pedis meist in den besonders engen dritten und vierten Zehenzwischenräumen,
während der squamös-hyperkeratotische Typ bevorzugt an den Fußrändern, Fersen und
Zehenspitzen auftritt. Entscheidend für den Therapieerfolg ist die rechtzeitige und
konsequente Behandlung der Tinea pedis - angefangen von der richtigen Diagnosestellung
über eine exakte Erregerbestimmung, die Wahl der geeigneten Darreichungsform des Antimykotikums
bis hin zu verbesserten Hygienemaßnahmen. Die verletzte Haut der besiedelten Region
kann auch eine Eintrittspforte für Streptokokken sein. Die häufigste Ursache für die
Entwicklung eines Erysipels ist die Tinea pedis.
Abb. 1 Charakteristische Merkmale einer Tinea pedis: Mazeration, Rhagaden und Schuppung im
Zehenzwischenraum.
Gelegentlich kommt es zu Unverträglichkeitsreaktionen auf die angewendeten Antimykotika
und zur Ausbildung eines Kontaktekzems. Auch die zur Schuh- und Wäschedesinfektion
verwendeten Substanzen können zu einer Sensibilisierung führen.
Nagelpilz (Onychomykose) ist eine Infektion der Nägel, die meist durch Dermatophyten
verursacht wird [5]. Seltener sind Hefen (Candida-Spezies) für Pilzinfektionen der Nägel verantwortlich.
In Europa ist Trichophyton rubrum der mit über 80 bis 90 Prozent häufigste Nagelpilzerreger.
In über 80 Prozent der Fälle bei Onychomykose ist der Großzehennagel betroffen. Verbreitet
werden die Pilze durch Sporen von Mensch zu Mensch oder von Tier zu Mensch. Diese
Sporen sind sehr widerstandsfähig und können daher auf Hygiene-Utensilien, Handtüchern,
Badematten, Lattenrosten und Bodenbelägen aller Art mehrere Wochen überleben und infektiös
bleiben. In der Regel erfolgt die Ansteckung in öffentlichen Bädern, Saunen, Fitness-Studios
oder Duschen und Umkleidekabinen von Sportstätten. Daher erklärt sich auch die amerikanische
Bezeichnung „athlete9s foot” für Fuß- und Nagelpilz. Aber auch das familiäre Umfeld
stellt eine besondere Ansteckungsquelle dar. Durch den engen Kontakt, den Familienmitglieder
pflegen, wird der Pilz leicht von einer Person auf die andere übertragen, wenn Vorsorgemaßnahmen
nicht beachtet werden. Allerdings ist die Anfälligkeit für Nagelpilzinfektionen individuell
verschieden.
Begünstigende Faktoren für die Entstehung einer Nagelpilzerkrankung sind beispielsweise
vermehrtes Schwitzen und gestaute Feuchtigkeit in Schuhen. Durchblutungsstörungen
bei Diabetes mellitus oder arterieller Verschlusskrankheit, aber auch mechanischer
Druck in engen Schuhen verlangsamen das Nagelwachstum, vermindern die Abwehrkraft
von Haut und Nägeln an den betroffenen Stellen und begünstigen so eine Infektion.
Zur Therapie von Fuß- und Nagelpilzen gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die konsequent
und ausreichend lange durchgeführt zur vollständigen Ausheilung der Infektion führen
können. Beim Vorliegen einer Tinea pedis mit sehr starker Entzündungsreaktion, sollte
zunächst versucht werden, diese zum Abklingen zu bringen. Neben desinfizierenden Fußbädern
und Pinselung mit austrocknenden Lotiones sollte hier mit einer Kombination aus Antimykotikum
und Glukokortikoiden therapiert werden. Nach Abklingen oder bei Fehlen einer Entzündung
kann mit einem spezifischen Antimykotikum behandelt werden, gegen das der jeweilige
Pilz empfindlich ist. Auch mit Farbstofflösungen (z. B. Brillantgrün), Solutio Castellani
oder Tinktura Arning können Zwischenzehenmykosen gut behandelt werden, sie erfassen
zudem auch eine gleichzeitig vorliegende bakterielle Infektion [4].
Parallel dazu ist es wichtig, die Zehen separat und trocken zu halten. Neben gründlichem
Abtrocknen, der Vermeidung von Synthetikmaterialien und zu engem Schuhwerk, ist daher
die Einlage eines Verbands- oder Stoffstreifens zwischen den Zehen empfehlenswert.
In Schwimmbädern oder Saunen sollten ausschließlich eigene Badeschuhe getragen werden
und in der Sauna mittels eigener Handtücher ein Kontakt mit dem Holz vermieden werden
(Tab. [1]).
Tab. 1 Hygienemaßnahmen zur Prophylaxe von Fuß- und Nagelpilzinfektionen
möglichst keine luftundurchlässigen Sport- und Arbeitsschuhe tragen |
Bevorzugung von Sandalen, leichten Halbschuhen aus Leder und Barfußlaufen |
Trocknen, häufiges Wechseln und regelmäßiges Desinfizieren von Schuhwerk |
möglichst Schuhe nicht gemeinsam mit anderen Personen nutzen (vor allem Gummistiefel,
Skischuhe oder Rollerblades) |
in Gemeinschaftseinrichtungen immer eigene Badeschuhe tragen, diese nach Gebrauch
gut trocknen lassen |
Strümpfe aus atmungsaktiven Materialien wie Wolle und Baumwolle tragen, Synthetikmaterial
ist ungünstig |
tägliches Wechseln von Strümpfen |
konsequente Fußpflege |
Zehenzwischenräume gut abtrocknen, evtl. trockenföhnen |
Handtücher einmal pro Woche wechseln |
bei Pilzinfektionen eigenes Handtuch für betroffene Areale und tägliches Wechseln |
Waschen von kontaminierten Textilien bei mindestens 60 °C, bei empfindlichen Textilien
zusätzlich Anwendung von Wäschedesinfektionsmitteln |
Bei der Therapie der Onychomykose gilt: Ist nur der äußere Nagelrand betroffen, genügt
in der Regel eine externe Behandlung [5]. Dafür gibt es spezielle Nagellacke oder Salbensets mit antimykotischen Wirkstoffen,
die das harte Nagelmaterial bis zum Grund durchdringen können. Vor jedem Auftragen
sollte die Nageloberfläche aufgeraut werden, damit der Wirkstoff gut in den Nagel
eindringen kann. Sitzt der Pilz bereits im Nagelbett, wird auch der sich ständig neu
bildende Nagel sofort infiziert. Dann kann man den Pilz nur mit oralen Antimykotika
erreichen. Diese lagern sich in den wachsenden Nagel ein. Orale Antimykotika sollten
ebenfalls angewendet werden, wenn mehr als die Hälfte des Nagels befallen ist oder
wenn mehrere Nägel infiziert sind. Die Behandlung sollte so lange durchgeführt werden,
bis der gesamte befallene Nagel herausgewachsen ist. Das dauert bei Fingernägeln in
der Regel drei Monate, bei Fußnägeln sechs Monate. Wichtig ist jedoch die regelmäßige
Kontrolle der entsprechenden Laborparameter bei Gefahr von hepatischen Nebenwirkungen
sowie die realistische Einschätzung der Compliance des Patienten. Das komplette Entfernen
des infizierten Nagels wird heute nicht mehr empfohlen, da mit den modernen Antimykotika
atraumatische Therapieoptionen zur Verfügung stehen.
Windeldermatitis bei Säuglingen und Kleinkindern
Windeldermatitis bei Säuglingen und Kleinkindern
Hefepilze vermehren sich hauptsächlich in feuchtwarmer Umgebung, wie z. B. in Körperfalten.
Ursachen von Hefepilzinfektionen (Candidosen) können eine allgemeine Abwehrschwäche
des Körpers, Therapie mit Antibiotika, Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus,
hormonelle Einflüsse oder starkes Schwitzen und okklusive Bedingungen sein [1]
[2]
[3]. Am häufigsten sind Infektionen mit Candida albicans. Bei Säuglingen und kleinen Kindern äußert sich eine Pilzinfektion vor allem in Form
einer Windeldermatitis (Abb. [2]).
Abb. 2 Klinisches Bild einer Windeldermatitis mit schaf begrenzter Rötung im Windelbereich.
Diese Candida-Infektion wird begünstigt durch feuchtwarme Umgebung bei okklusiven
Bedingungen.
Hefepilzerkrankungen können durch einige vorbeugende Maßnahmen vermieden werden [6]. Kleidung, die direkt am Körper getragen wird, sollte nicht aus Synthetikfasern
bestehen. Naturfasern ermöglichen eine bessere Belüftung, nehmen entstehende Feuchtigkeit
auf und sind zudem bei höheren Temperaturen waschbar. Unterwäsche und Strümpfe sollten
täglich, Windeln mehrmals täglich gewechselt werden. Je öfter man die Windeln wechselt,
um so geringer ist das Risiko einer Pilzinfektion. Die betroffene Haut sollte gründlich
unter Verwendung von warmem Wasser und einer milden, alkalifreien Seife gereinigt
werden. Dazu sollten stets frische Waschlappen oder Einmaltücher verwendet werden,
um eine Verbreitung der Infektion zu vermeiden. Zum Reinigen der Haut sollten kein
Öl oder Öltücher, sondern Waschlotionen mit einem pH-Wert von 5 - 6 verwendet werden.
Alkaliseifen führen zu einer Verminderung des körpereigenen Infektionsschutzes.
Prophylaxe von Pilzerkrankungen der Haut und der Hautanhangsgebilde durch Textilien
Prophylaxe von Pilzerkrankungen der Haut und der Hautanhangsgebilde durch Textilien
Die Behandlung von Pilzerkrankungen der Haut und Nägel ist nicht nur eine Frage der
angemessenen Therapie, sondern langfristig auch eine Frage der Vermeidung von Reinfektionen.
Die Bekleidung der Betroffenen (vor allem Strümpfe, Unterwäsche und Hemden) hat unmittelbaren
Kontakt zu infizierten Hautarealen, so dass sich Pilzpartikel und infizierte Hautschüppchen
in großen Mengen in den Textilien einlagern können.
Viele Menschen achten auf modische und gleichzeitig gesunde Bekleidung, High-Tech-Funktionskleidung
liegt hoch im Trend. Doch die Fußbekleidung wird häufig vernachlässigt, oft sind die
Strümpfe alt und aus minderwertigen Materialien mit hohem Kunstfaseranteil. Dass diese
Tatsache nicht nur ein modisches, sondern auch ein gesundheitliches Problem darstellen
kann, ist vielen nicht bewusst. Strümpfe aus Kunstfaser wie z. B. Polyamid und Polyacryl
fördern das Schwitzen und schließen die feuchten Füße nahezu hermetisch ein. Dieses
feuchte Klima ist die optimale Umgebung für die Entstehung einer Fußpilzinfektion,
außerdem können sich Dermatophyten gut auf synthetischen Fasern vermehren [7].
Auch die Textilforschung hat sich in letzter Zeit dieses Themas angenommen. Neben
den saugfähigen und luftdurchlässigen bewährten Naturstoffen wie Baumwolle und Wolle
wurden neue Materialien produziert. Sie befördern die Feuchtigkeit aus dem Inneren
des Strumpfes an die Oberfläche und unterstützen so die Trockenhaltung der Füße. Natürlich
sollte für den optimalen Effekt auch das Schuhwerk entsprechend atmungsaktiv sein.
Ein weiterer Schritt der Textilindustrie zur Prophylaxe von Pilzinfektionen sind Strümpfe
und andere Textilien mit antibakterieller Wirkung. Dabei wird die Vermehrung der Mikroorganismen,
die sich von Haut- und Schweißbestandteilen ernähren, gehemmt. Die Wirkung antimikrobieller
Textilien beruht auf der Beimengung oder Behandlung der versponnenen Fasern mit bakteriziden
Chemikalien oder dem nachträglichen Aufbringen von Wirkstoffen. So werden beispielsweise
Textilien in einem speziellen Verfahren mit dem Antiseptikum Polyhexamethylbiguanid
(PHMB) beschichtet, um eine antimikrobielle Wirkung zu erzielen (Markenname: Purista®).
Eine nicht-chemische Variante ist die Verarbeitung von Silberfäden. Silber wirkt auf
natürliche Weise antimikrobiell und verhindert somit auch die Verbreitung von Bakterien
und Pilzen. Die Wirkungsweise des auch bei der Trinkwasserdesinfektion eingesetzten
Silbers beruht darauf, dass die mehrfach geladenen Ionen des Silbers die Zellwände
von Mikroorganismen schädigen. Diese Wirkung wird in Bettwäsche und Textilien aus
Fasern, die mit Silber beschichtet sind, genutzt (Padycare®-Produkte der Firma Tex-A-Med).
Außerdem konnte gezeigt werden, dass durch den Einsatz von Chitosanfasern in Mischungen
mit anderen Stapelfasern (z. B. Baumwolle) hygienisch wirkende Garne hergestellt werden
können. Die Beimischung von 10 % Chitosanfasern zur Hauptfaser ist ausreichend für
die hygienische Wirkung der Garne. Es liegt eine wachstumshemmende Wirkung sowohl
gegenüber Dermatophyten als auch Bakterien vor. Das Absorptionsvermögen der Garne
erhöht sich mit der Zumischung von Chitosanfasern, wodurch sich der Tragekomfort daraus
hergestellter Textilien verbessert. Chitosan wird aus dem Biopolymer Chitin, dessen
größte Rohstoffquelle marine Schalentiere bilden, gewonnen. Chitosanfasern sind nicht
allergen und antimikrobiell aktiv und damit für die hygienische Garnausrüstung prädestiniert.
Eine alte und zunehmend wiederentdeckte, einfache Methode, die Füße besonders zwischen
den Zehen trocken zu halten, sind Zehensocken. Diese sind nach dem Prinzip von Fingerhandschuhen
hergestellt. Dadurch wird unerwünschte Schweißbildung, übermäßige Reibung und Luftabschluss
zwischen den Zehen verhindert und der Entstehung einer Tinea pedis vorgebeugt (Abb.
[3]).
Abb. 3 Eine alte und zunehmend wiederentdeckte einfache Methode, die Füße besonders zwischen
den Zehen trocken zu halten, sind Zehensocken. Dadurch werden unerwünschte Schweißbildung,
übermäßige Reibung und Luftabschluss zwischen den Zehen verhindert und der Entstehung
einer Tinea pedis vorgebeugt.
Eine weitere wichtige Ergänzung zur antimykotischen Therapie ist die Desinfektion
von Textilien. Bei Kontakt mit den erkrankten Hautpartien siedeln sich oft Pilze und
Bakterien in der Wäsche an, z. B. in Socken, der Unterwäsche und Handtüchern. Wenn
diese Textilien nicht bei mindestens 60 °C gewaschen werden, können Erreger in der
Wäsche zurückbleiben und zu einer erneuten Pilzinfektion führen [8]
[9]. Das antimikrobielle Produkt Preventol® R 50 mit dem Wirkstoff Benzalchoniumchlorid
(BAC) (Bayer AG) besitzt ein sehr breites antimikrobielles Wirkspektrum sowohl gegen
Pilze (Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze), Bakterien sowie gegen einige Viren.
Der Wirkmechanismus beruht primär auf einer Denaturierung erregereigener Proteine.
Der Canesten®-Hygiene-Wäschespüler enthält Preventol® R 50 und ist als Waschmittelzusatz
zur Desinfektion von Textilien bei niedrigen Temperaturen bis zu 60 °C geeignet. Bei
sachgerechter Anwendung zeigten sich bisher weder bei klinisch gesunden noch bei hautempfindlichen
Personen hautirritierende oder sensibilisierende Eigenschaften.