intensiv 2004; 12(3): 120-129
DOI: 10.1055/s-2004-813067
Pflegeforschung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie erleben Patienten den Aufenthalt auf einer chirurgischen Intensivstation?

Eine prospektive Beobachtungsstudie aus Sicht der PflegeThomas R. Neubert1 , Thomas Bohrer3 , Michael Koller2
  • 1Stabsstelle „Kooperationsstudien Pflegedienst/Ärztlicher Dienst”, Philipps-Universität Marburg, Pflegedirektion
  • 2Institut für Theoretische Chirurgie, Philipps-Universität Marburg
  • 3Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Philipps-Universität Marburg
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Publication Date:
12 May 2004 (online)

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Zusammenfassung

Die Forschungsfrage in dieser Studie befasst sich mit der von Patienten artikulierten Lebensqualität auf einer chirurgischen Intensivstation vor dem Hintergrund der hochtechnisierten, apparativen medizinischen Behandlung mit zunehmend heterogener Patientenklientel von Überwachungspatienten bis hin zu schwerstkranken Menschen mit einer medizinischen/pflegerischen Interventionsnotwendigkeit von 24 Stunden/Tag. In einer klinischen prospektiven Beobachtungsstudie wurden mit 100 Patienten Fragebogeninterviews geführt und mit Bezug auf deren klinisch-objektive Daten wurden diese ausgewertet und analysiert. Für diese Analyse wurde von Pflegenden in Zusammenarbeit mit Ärzten, Psychologen und Patienten ein Fragebogeninstrument entwickelt, das geeignet war, die Erlebnisse und Erfahrungen von Patienten auf einer chirurgischen Intensivstation zu untersuchen. Zentrale Inhalte dieses Fragebogens bezogen sich auf die Struktur und Organisation der Intensivstation, physische, soziale und emotionale Erfahrungen im Laufe des Intensivaufenthaltes sowie Vorstellungen über Zukunftsperspektiven. 67 % aller befragten Patienten klagten über extreme nächtliche Schlafstörungen, die größtenteils mit Pflege- und Behandlungsinterventionen am benachbarten Patienten begründet wurden. 25 % aller Patienten erinnerten sich im Interview an ziemliche bis sehr starke Schmerzen. 29 % der befragten Patienten beklagten sich über ein Gefühl der Hilflosigkeit und viele fühlten sich durch die eingeschränkte Mobilität in ihrer Bewegungsfreiheit behindert (49 %). Diese und weitere Ergebnisse der Studie führten zur Modifikation und Umstrukturierung von Arbeitsabläufen und Pflegeprozessen im Sinne einer stärker an den Bedürfnissen der Patienten orientierten Charakteristik.

Literatur

Dr. Thomas R. Neubert

Diplom-Humanbiologe/Krankenpfleger, Klinikum der Philipps-Universität, Kooperationsstudien Pflegedienst/Ärztlicher Dienst, Pflegedirektion

Baldingerstraße

35033 Marburg

Email: neubertt@med.uni-marburg.de