Zusammenfassung
Ein Jahrgang einer stationär kinderpsychiatrischen Inanspruchnahmepopulation wurde
mit dem Körperkoordinationstest für Kinder (KTK) untersucht. Die ermittelten Werte
und Klassifizierungen der motorischen Leistungsfähigkeit wurden mit ICD-10-Diagnosen
auf der 1. und 2. Achse sowie ausgewählten Daten der Anamnese- und Befunddokumentation
in Beziehung gesetzt, um mögliche Zusammenhänge zwischen kinderpsychiatrischer Störung
und motorischer Entwicklung zu erkunden. Über 40 % der untersuchten Kinder wiesen
motorische Defizite auf. Die statistischen Berechnungen zeigen keine signifikanten
Effekte der Faktoren „Diagnose” und „Alter” auf die KTK-Werte. Die Ergebnisse spiegeln
den Rückgang motorischer Fähigkeiten von Kindern in der heutigen Zeit wider und sind
nicht auf die Inanspruchnahme einer kinderpsychiatrischen Inanspruchnahme zurückzuführen.
Abstract
Objective: Within the multiprofessional diagnostic in the psychiatric treatment for children
an age-group of in-patients was examined using the coordination test for children
(KTK) with regard to physical ability. Methods: The ascertained results and classifications of the motor skills were related to ICD
10 diagnosis on level 1 (clinical psychiatric syndrom) and level 2 (circumscribed
disturbance of the development) as well as to issues of the anamnese- and report-documentation
in order to ascertain correlations between child psychiatry disorder and motor development.
Results: More than 40 % of the children examined showed motor deficiency. Moreover, it was
evident that girls attained significantly lower KTK-results than boys. The statistical
results did not show any distinct effects to „diagnosis” and „age”. Conclusions: The high quota of obviously impaired and disturbed children reflects the general
decline of motor skills and does not seem to be attributed to the demand for psychiatric
treatment for children and youth.
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Christoph Baumann
Bezirkskrankenhaus Landshut · Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
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