Spontan abgehende Harnleitersteine können schwere Koliken auslösen, besonders wenn
sie das enge Ostium ureteris passieren. Die ureteroskopische Steinentfernung ist eine
invasive Methode, bei der üblicherweise eine Anästhesie nötig ist. Außerdem kann es
in 1 % der Fälle zu schweren Komplikationen wie Ureterperforationen kommen. In Vergleichsstudien
wurde für ESWL eine etwas geringere und verzögerte steinfreie Rate als mit der Ureteroskopie
festgestellt, wenn diese von erfahrenen Urologen vorgenommen wurde. Die Schweizer
untersuchten in ihrer Studie, inwieweit eine ESWL effektiv ist (J Urol 2002; 168: 446- 449).
165 erwachsene Patienten mit Steinen, die 5 cm oder weniger vor der Einmündung des
Ureters in die Harnblase lagen, wurden mit der ESWL behandelt. Die mittlere Steingröße
betrug 4 mm (3-14 mm). Die Steine wurden mit dem Lithostar Ultra fragmentiert, bei
dem die Steine mit Ultraschall durch die gefüllte Harnblase ohne Röntgenuntersuchung
lokalisiert werden können. Die Behandlung wurde ohne Anästhesie und Analgetika-Gabe
begonnen. 93 % der Patienten konnten ohne Anästhesie und Analgetika behandelt werden.
7 % erhielten auf Verlangen eine einzige Dosis Pethidin (25 mg) intravenös. Nierenkoliken
entwickelten sich postoperativ bei 40 Patienten (24 %). 7 % der Patienten mussten
einmal erneut mit ESWL behandelt werden. In 4 Fällen (2,4 %) wurde eine Drainage wegen
Analgetika-resistenter Schmerzen oder einer obstruktiven Pyelonephritis gelegt.
99 % der Patienten nach 3 Monaten steinfrei
Einen Tag nach der ESWL waren 90 % der Patienten steinfrei oder hatten noch Fragmente
mit einem Durchmesser von 2 mm oder darunter, 10 % hatten noch Fragmente von 3 mm
oder größer im distalen Ureter. 3 Monate nach der ESWL waren 129 von 130 nachbeobachteten
Patienten (99 %) steinfrei. Die Autoren geben zu Bedenken, dass ein Vergleich mit
anderen Studien schwierig ist, da jeweils andere Lithotripter eingesetzt wurden, die
Steingröße variierte und der Behandlungserfolg unterschiedlich definiert wurde. Jedoch
wurden in anderen Untersuchungen ähnliche Erfolgsraten beschrieben; es kam aber zu
höheren Raten an wiederholten Behandlungen und an Komplikationen als in der Schweizer
Studie.
Die Autoren schließen aus ihrer Studie, dass die ESWL eine einfache und sicher anzuwendende
Methode der Steinentfernung bei vor der Blase liegenden Harnleitersteinen ist, die
ohne Anästhesie und Röntgenuntersuchung vorgenommen werden kann. Sie stellt demnach
eine Alternative der ersten Wahl zur konservativen und endoskopischen Behandlung dar.