An der urologischen Abteilung des Allgemeinkrankenhauses Hamburg-Harburg haben Thomas
Kessler und seine Kollegen zwischen März 1993 und Dezember 1999 267 männliche Patienten
operiert (J Urol 2002; 167: 2507-2511). Von der Studie ausgeschlossen waren Fälle mit Blasenhalsstriktur nach Prostatektomie,
mit einfacher Meatotomie, mit initialer Hypospadie-Reparatur sowie mit Stentimplantierung
ohne Urethroplastie. Die Studienteilnehmer wurden mit einem Fragebogen nach ihrer
allgemeinen Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis, nach verschiedenen postoperativen
Störungen und Beeinträchtigungen, nach ihrer Sexualfunktion und Blasenentleerung befragt.
Patienten waren vor allem bei erneuten Eingriffen unzufrieden
Patienten waren vor allem bei erneuten Eingriffen unzufrieden
233 Patienten (87 %) hatten den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt oder zumindest
die Fragen am Telefon beantwortet. Aus klinischer Sicht war die Urethroplastie bei
203 Patienten erfolgreich verlaufen, bei 30 Patienten nicht. 59 der 203 Patienten
(78 %) und 24 der 30 Patienten (80 %) waren selbst mit dem Operationsergebnis zufrieden.
Weniger zufrieden waren Patienten vor allem dann, wenn erneute Eingriffe und Interventionen
notwendig waren (aus andereren Gründen als einer Restenose), oder wenn sie ihren Urinstrahl
als schwach bis sehr schwach empfanden. Faktoren, die mit der Sexualfunktion zusammen
hängen, wurden ebenfalls als negativ bewertet. Besonders unzufrieden waren Patienten
mit stark beeinträchtigtem Geschlechtsleben, mit auffälliger oder starker Peniskrümmung,
Penisverkürzung und schweren Erektionsstörungen. Für den Patienten zählen andere Kriterien
als für den Arzt, wenn sie den Erfolg einer chirurgischen Behebung von Harnröhrenverengungen
bewerten. Neben dem objektivem Ergebnis war für die meisten Patienten die Sexualfunktion
entscheidend.
Vor dem Eingriff muss daher eine ausführliche Beratung erfolgen, zumal jede der angewandten
Urethroplastie-Methoden Vor- und Nachteile birgt. Wenn Patienten sich mit einer realistischen
Erwartungshaltung dem Eingriff unterziehen, ist eine größere Zufriedenheit zu erwarten.
Info
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Harnröhrenstriktur
Bis zur Antibiotikatherapie der Gonorrhö waren 70 % aller Strikturen postgonorrhoischer
Natur. Diese Form ist seltener geworden, wird aber gelegentlich bei älteren Männern
entdeckt, deren Tripper vor Jahren mit lokalen Maßnahmen behandelt wurde. Heute entstehen
Strikturen meist durch Verletzungen der Harnröhre bei unsachgemäßen instrumentellen
Untersuchungen, durch Katheter oder eine Zystoskopie. Seltener können primäre Entzündungen
der Harnröhre auf unspezifischer Basis oder eine Urotuberkulose der Grund sein.
Wegen einer allgemein langsam fortschreitenden Narbenbildung wird der Harnstrahl langsam
dünner, verliert an Progression, ist gedreht und im Endstadium fadenförmig. Neben
der Beobachtung des Harnstrahls und einer Uroflowmetrie mit typischer Plateauphase
sichert ein Urogramm letztlich die Diagnose.
Abb. 1 Urethrogramm einer Harnröhrenstriktur. Für die meisten Patienten war bei der Behebung
der Harnröhrenstriktur die Sexualfunktion nach dem Eingriff ein wichtiges Kriterium
für die Zufriedenheit (Bild: Urologie, Thieme Verlag).