Die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) ist heutzutage das Mittel der Wahl,
um neben Nieren- auch Harnleitersteine zu behandeln. Durch die berührungs- und narkosefreie
Zertrümmerung werden gute Ergenisse erzielt. Meist sind aber mehrere Behandlungen
notwendig, da nach einer Sitzung selten die Steine vollständig zertrümmert sind. Deshalb
greifen viele Untersucher inzwischen wieder zu uretroskopischen Methoden. Italienische
Wissenschaftler versuchten herauszufinden, ob eine medikamentöse Zusatztherapie mit
Nifedipin und Deflazacort die Erfolgsrate der ESWL steigert.
Zwischen 1998 und 2000 untersuchten die Urologen 80 noch nicht behandelte Patienten
mit Harnleitersteinen (Urology 2002; 59: 835-838). Nach einer ESWL mit dem Sonolith 4000+ wurden die Patienten randomisiert in 2 Gruppen
aufgeteilt. Die Patienten der ersten Gruppe bekam für 10 Tage je 30 mg/d Nifedipin
und Deflazacort, Gruppe 2 diente als Kontrolle. Bei Beschwerden wie Nieren- und Harnleiterkoliken
bekamen beide Gruppen Diclofenac. Die Studie wurde nach jeweils 45 Tagen abgebrochen
und die Patienten röntgenologisch, sonographisch und mittels intravenöser Urographie
untersucht.
Höherer Diclofenac-Bedarf in der Kontrollgruppe
Zu einer kompletten Steinausscheidung kam es bei 75 % der Gruppe 1 und bei 50 % der
Kontrollgruppe. Der mittlere Bedarf an Diclofenac war bei der Kontrollgruppe signifikant
erhöht: Durchschnittlich 86 mg nahm ein Patient der Kontrollgruppe ein im Vergleich
zu 37,5 mg. Nebenwirkungen traten selten auf: 4 Patienten unter Nifedipin und Deflazacort
litten unter Kraftlosigkeit oder Kopfschmerzen.
Durch die spasmolytische Wirkung des Nifedipins am Ureter und die ödemreduzierende
Wirkung des Deflazacorts konnten Harnleitersteine wesentlich erfolgreicher und auf
längere Sicht besser behandelt werden. Außerdem benötigten die so behandelten Patienten
wesentlich geringere Dosen an Schmerzmitteln. Die Autoren der Studie raten, die an
sich erfolgreiche Methode der ESWL mit einer zusätzlichen Therapie mit Nifedipin und
Deflazacort in Zukunft zu kombinieren und auf invasive, uretroskopische Eingriffe
wenn möglich zu verzichten.