intensiv 2003; 11(5): 248-249
DOI: 10.1055/s-2003-43515
Recht
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Organisation der Intensivpflege: Die Rolle der verschiedenen Berufsgruppen

Hardy-Thorsten Panknin1
  • 1Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 November 2003 (online)

Eine moderne, dem technischen Stand entsprechende und personell gut ausgestattete intensivmedizinische Abteilung ist aus Krankenhäusern der Schwerpunkt- und Maximalversorgung heute nicht mehr wegzudenken.

Obwohl der Anteil der Intensivpatienten an allen Krankenhauspatienten im Mittel nur 10 % beträgt, verursachen diese Fälle etwa 30 % der gesamten Pflege- und Behandlungskosten.

Es ist bekannt, dass diese Kosten ganz überwiegend durch Personalkosten bedingt sind, weshalb es bei allen Überlegungen zur Kostenreduktion im Krankenhaus von großer Bedeutung ist, die Personalschlüssel der Intensivbereiche genau zu definieren.

Im Einzelnen sollte das Organisationskonzept für die Intensivstation(en) eines Krankenhauses folgende Eckpunkte der Personalausstattung festlegen:

Anzahl der Chefärzte/leitenden Ärzte mit Spezialisierung in Intensivmedizin Anzahl der Fachärzte versus Ärzte in Weiterbildung Anzahl der ausgebildeten Intensivfachkrankenschwestern/-pfleger in Relation zur Gesamtzahl der Pflegekräfte in den USA: Anzahl der Atemwegstherapeuten, Anzahl der klinischen Apotheker bei pädiatrischen Intensivstationen: Anzahl der Kinderkrankenschwestern/-pfleger mit Intensivausbildung.

Die genannten Personalfragen wurden für die USA in einer Reihe von Stellungnahmen intensivmedizinischer Fachgesellschaften thematisiert.

In der vorliegenden Übersichtsarbeit von Dr. Richard J. Brilli und Mitarbeitern von der Intensivstation der Kinderklinik von Cincinnati in Ohio/USA [1] werden diese Konzepte zusammenfassend dargestellt.

Übereinstimmend geben die Fachgesellschaften die Empfehlung, dass Intensivstationen nur von Ärzten mit Zusatzausbildung in der Intensivmedizin (in Deutschland vergleichbar mit dem Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin oder der Fachkunde „Internistische Intensivmedizin”) geleitet werden sollten und dass Ärzte mit dieser Qualifikation rund um die Uhr innerhalb von 30 Minuten am Krankenbett verfügbar sein sollten.

Für die ärztliche Betreuung vor Ort sollte kontinuierlich mindestens ein Arzt anwesend sein, der die intensivmedizinischen Grundtechniken, insbesondere der akuten kardiopulmonalen Reanimation, sicher beherrscht.

Die Intensivstation sollte in sich abgeschlossen sein, d. h., intensivmedizinische Betten sollten nicht in Bereiche für Normalpflege „eingestreut” sein.

Klinische Studien haben gezeigt, dass eine derartige ärztliche Personalausstattung und das Vorhandensein einer eigenständigen, abgegrenzten Intensivstation mit einer höheren Überlebenschance der Patienten und einem im Mittel kürzeren Aufenthalt auf der Intensivstation korrelieren (verglichen mit einer Situation, in der lediglich Ärzte in der Weiterbildung auf der Station anwesend sind und erfahrene Ärzte nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen).

Hinsichtlich der Ausstattung mit Pflegekräften und deren Qualifikation gibt die „American Association of Critical Care Nurses” (US-Fachgesellschaft der ausgebildeten Intensivfachpflegekräfte) folgende Empfehlungen:

Eine Intensivfachkrankenschwester/ein Intensivfachkrankenpfleger sollte

über sehr gute praktische Erfahrungen in der Pflege und Beurteilung der Vitalfunktionen schwerstkranker Patienten verfügen; alle wichtigen Patientendaten kritisch beurteilen und Schlüsse daraus ziehen können; zur Einschätzung der Prognose eines Patienten in der Lage sein; einschätzen können, welche Daten unmittelbar und welche täglich an den zuständigen Arzt weitergegeben werden müssen; die einschlägigen Gesetze, Verordnungen und Richtlinien zur Intensivpflege einschließlich hygienischer und ethischer Aspekte kennen; intensivmedizinisches Gerät bzw. Zubehör kennen, neue Produkte beurteilen und hierbei Aspekte der Wirtschaftlichkeit bedenken können; zu einer vertrauensvollen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Ärzten in der Lage sein; Angehörige von Patienten in Pflegeentscheidungen einbeziehen und diese in angemessener Form über Fortschritte/Rückschritte im Zustand des Patienten bzw. seine Prognose aufklären können.

In den USA können diese Kenntnisse und Fähigkeiten in speziellen Ausbildungskursen der „American Association of Critical Care Nurses” erworben werden. Die TeilnehmerInnen erhalten hierzu ein Zertifikat, welches sie als Critical Care Nurse (Fachkrankenschwester/-pfleger für Intensivpflege) ausweist.

Literatur

  • 1 Brilli R J. et al . Critical care delivery in the Intensive Care Unit: defining clinical roles and the best practice model.  Crit Care Med. 2001;  29 2007-2019
  • 2 Tarnow-Mordi W O. et al . Hospital mortality in relation to staff workload: a 4-year study in an adult intensive-care unit.  Lancet. 2000;  356 185-189

Hardy-Thorsten Panknin

Fechnerstraße 4

10717 Berlin

Email: ht.panknin@worldonline.de

    >