Menschen reagieren auf ein traumatisches Ereignis fast immer mit Hilflosigkeit, Erschrecken,
Verunsicherung und auch noch Tage später mit psychophysischer Übererregung, Schlafstörungen
und Albträumen. Eine solche Reaktion ist weitgehend „normal”, entsprechende körperliche
und seelische Reaktionen stellen nicht per se eine Störung mit Krankheitswert dar.
Manche Menschen reagieren auf ein traumatisches Ereignis jedoch mit einer solchen
Heftigkeit und lang anhaltenden seelischen Problemen, dass Störungen von Krankheitswert
entstehen, die dann gegebenenfalls gesonderter psychiatrischer und/oder psychotherapeutischer
Behandlung bedürfen. Kurz nach dem traumatischen Ereignis spricht man von einer akuten
Belastungsreaktion [Tab. 1].
Seelische Folgen eines Traumas
Seelische Folgen eines Traumas
Hinter der akuten Belastungsstörung verbirgt sich eine kurzfristige vorübergehende
Störung von beträchtlichem Schweregrad, die sich bei einem seelisch gesunden Menschen
als Reaktion auf eine außergewöhnliche körperliche und/oder seelische Belastung entwickelt.
Längere Zeit nach einer traumatisierenden Situation kann sich dann eine Posttraumatische
Belastungsstörung entwickeln [Tab. 2].
Die ICD-10 fordert für die PTSD die Erfüllung eines Traumakriteriums. Dieses fordert,
dass das traumatische Ereignis eine außergewöhnliche Bedrohung darstellt und ein solch
katastrophales Ausmaß aufweist, so dass es bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung
hervorrufen würde. Leichtere Verkehrsunfälle mit Bagatellverletzungen würden nach
dieser Lesart also nicht dazu gehören. Die Diagnose PTSD gibt es seit zirka 20 Jahren
auf Intervention von Rechtsanwälten von Vietnam-Soldaten, im deutschen Sprachraum
wird sie seit Ende der achtziger Jahre diskutiert [5].
Grundsätzlich stellt ein Trauma, gleich welcher Art, ein einschneidendes Erlebnis
im Leben eines Menschen dar. Insofern sind emotional aufwühlende und die Ressourcen
des Patienten aufs Äußerste fordernde Bewältigungsreaktionen als normal zu bezeichnen.
Bereits kurz nach der Erfahrung eines Traumas kann jedoch der Eindruck eines „Überflutetwerdens”
des Opfers einen ersten prognostischen Hinweis auf die spätere Entwicklung einer PTSD
liefern. Grundsätzlich gibt es neben personenbezogenen Risikofaktoren auch traumabezogene
Risikofaktoren, die Hinweise auf ein Erkrankungsrisiko geben können [Tab. 3].
Im Rahmen der Notfallversorgung können zum Beispiel Hinweise auf so genannte peritraumatische
Dissoziationen (z.B. organisch nicht erklärbare Gedächtnisverluste an die traumatische
Situation selber) sowie der Schweregrad des Traumas genannt werden. Gleichzeitig gilt,
dass Vorbelastungen und bereits erlebte Traumen (z.B. bei mehrfach überfallenen Bankangestellten)
ein erhöhtes Erkrankungsrisiko bergen.
Auch wenn die ICD-10 nur die Diagnose PTSD kennt, weiß man mittlerweile aus der wissenschaftlichen
Literatur, dass eine PTSD abhängig von der Art des Traumas unterschiedliche Ausprägungen
und Schweregrade aufweisen kann. Man unterscheidet verschiedene Formen von Traumen,
die so genannten Typ 1- und Typ 2-Traumen [Tab. 4] sowie katastrophen-, berufsbedingte und Unfalltraumen sowie die menschlich verursachten
Traumen („man made disasters”, [Tab. 5], [12]).
Wichtig ist noch die Unterscheidung zwischen primärer Traumatisierung (Traumatisierung
des Opfers selbst) und sekundärer Traumatisierung (man wird Zeuge einer Traumatisierung,
dieses gilt z.B. für Helfer in Notfallsituationen).
Wie weiter oben beschrieben, entstehen in der traumatischen Situation selbst (in der
Regel ist dies die Situation, in der Notärzte und Sanitäter tätig werden) keine anormalen
krankheitswertigen und damit behandlungspflichtigen Reaktionen, auch wenn heftige
psychische Reaktionen erfolgen können. In der Regel lassen sich zu diesem Zeitpunkt
auch keine Vorhersagen treffen, ob der Betroffene später eine PTSD entwickelt oder
nicht. Selbst die am pathogensten eingestuften Traumen (Vergewaltigung, sexueller
Missbrauch in der Kindheit, Teilnahme an Kriegshandlungen) sind nur bei 50-70 % der
Betroffenen mit der Entwicklung einer PTSD verbunden. Bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren,
sowohl auf der persönlichen Ebene als auch während der traumatischen Situation, ist
es jedoch sinnvoll, den Kontakt zu einem auf die Behandlung von posttraumatischen
Störungsbildern spezialisierten Psychiater oder Psychotherapeuten zu knüpfen. Die
Psychotherapieambulanz unserer Klinik arbeitet beispielsweise eng mit einem niedergelassenen
Psychiater vor Ort zusammen, der häufig erster Ansprechpartner für traumatisierte
Patienten ist, dieser stellt dann entsprechende Patienten zu einer Frühintervention
in der Ambulanz vor. Eine solche regionale Vernetzung mit spezialisierten Ärzten und
Therapeuten ist die Methode der Wahl, um langfristige Gesundheitsschäden von Traumaopfern
zu verhindern.
Auch Helfer brauchen Hilfe: die sekundäre Traumatisierung
Auch Helfer brauchen Hilfe: die sekundäre Traumatisierung
Notfallmediziner und Rettungssanitäter sind in ihrem Einsatz für traumatisierte Menschen
nicht nur mit Not, Verzweiflung und traumabezogenen Reaktionen ihrer Patienten konfrontiert,
sondern sind auch Betroffene. Im Sinne einer sekundären Traumatisierung laufen auch
Helfer Gefahr, aufgrund ihrer Belastungen und der Konfrontation mit Not und Leid an
psychosomatischen Erkrankungen zu leiden [13]. Diese können von Anpassungsstörungen, Depressionen, Ängsten bis hin zu einer PTSD
reichen, nicht zu vergessen auch Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit. Untersuchungen
des österreichischen Roten Kreuzes zeigten, dass insbesondere professionelle Helfer
in der Lebensmitte eine erhöhte Anfälligkeit für eine so genannte „Burn-Out-Symptomatik”
haben, verbunden mit Schlaflosigkeit, Rückzug aus sozialen Aktivitäten oder wachsender
Unzufriedenheit mit dem Beruf, die nur schwer kompensiert werden kann [1].
Präventive und therapeutische Strategien
Präventive und therapeutische Strategien
In den USA wurde Mitte der 80er Jahre das Programm des „Critical Incident Stress Managements”
von Mitchell [6] entwickelt, ein mehrstufiges Interventionsprogramm, das speziell für Feuerwehrleute
entwickelt wurde. Dieses beinhaltet präventive, kurz- und mittelfristige Interventionen
sowie eine Familien- und Organisationsberatung. Die Durchführung obliegt in der Regel
speziell ausgebildeten Ärzten und Psychologen sowie so genannten Peers, das heißt
erfahrenen Angehörigen der entsprechenden Berufsgruppe, die aufgrund ihrer Lebens-
und Berufserfahrung betroffenen Kollegen nach belastenden Ereignissen als Ansprechpartner
zur Verfügung stehen. Die Erfahrungen mit diesem Interventionsprogramm sind im amerikanischen
Raum positiv, die Datenlage im deutschsprachigen Gebiet ist dagegen uneinheitlich.
Gründe liegen möglicherweise darin, dass die einzelnen Interventionsstufen zum Teil
mit anderen Inhalten gefüllt werden, beziehungsweise dass Begriffe wie Debriefing
oder Defusing uneinheitlich benutzt werden [2]
[3]
[15].
Zur persönlichen Psychohygiene sind sowohl vorbeugend als auch nach belastenden Ereignissen
Methoden der Stressbewältigung zu empfehlen, wie das Erlernen muskulärer Entspannungverfahren,
ausgleichende Sport- und Fitnessaktivitäten sowie imaginative Verfahren aus dem Bereich
der Hypnosetherapie. Langfristig hilft darüber hinaus der Aufbau ausgleichender befriedigender
Aktivitäten, die häufig unter beruflicher Belastung zu kurz kommen, sowie das Schaffen
einer kollegialen und sozial unterstützenden Atmosphäre im beruflichen Umfeld.
Intervention auf Patientenseite
Intervention auf Patientenseite
Die Hilfe für Traumaopfer kann bereits sehr früh einsetzen, und zwar direkt nach dem
belastenden Ereignis. Grundsätzlich folgt die psychotherapeutische Strategie bei Traumaopfern
einer dreistufigen Intervention, die Stabilisierung, Traumabearbeitung im engeren
Sinne sowie eine biografische Neuorientierung beinhaltet.
Stabilisierung
An erster Stelle steht natürlich das Herstellen einer sicheren Situation, dies auch
im physischen Sinne verstanden. Je nach Art des Traumas gehören dazu körperliche Behandlungen,
bei Gewalt im häuslichen Umfeld würde dazu gehören, etwa eine vergewaltigte Ehefrau
im Frauenhaus unterzubringen, um weiteren Täterkontakt zu vermeiden. Des Weiteren
profitieren viele Opfer davon, wenn ihnen ihre Verzweiflung und ihre körperlichen
und seelischen Symptome als etwas Normales nach einer anormalen Situation erklärt
wird (Stichwort: Psychoedukation). Bereits in dieser Phase können Patienten dazu motiviert
werden, Entspannungs- und Stabilisierungstechniken zu erlernen. Sollte in dieser frühen
Interventionsphase erkennbar werden, dass Betroffene ein erhöhtes Risiko für das spätere
Erleiden einer PTSD haben, kann bei entsprechender Motivation und Interesse des Patienten
die Einleitung einer Psychotherapie angeregt werden, dies sollte jedoch auf der Ebene
eines Angebotes geschehen und nicht als verpflichtende Maßnahmen. Insbesondere Opfer
sozialer Gewalt brauchen eine gewisse Zeit, um wieder Vertrauen in andere Menschen
(hiermit sind auch Therapeuten gemeint) zu entwickeln. Sie müssen selber den Zeitpunkt
bestimmen, ob und wann sie Hilfe annehmen wollen. Hilfreich zur Abschätzung eines
Erkrankungsrisikos sind Fragebogen (wie der Kölner Risikoindex [7]
[8]).
Traumabearbeitung im engeren Sinne
Nach der Phase der Stabilisierung schließt sich bei entsprechender Motivation der
Patienten die therapeutische Phase der Traumabearbeitung im engeren Sinne an.
Intrusionen, Flashbacks und Vermeidungsverhalten - sowohl gedanklich als auch im konkreten
Verhalten - sind Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung und Form einer maladaptiven
Auseinandersetzung mit der traumatischen Situation. Es kommt zu einer Art eingefrorenen
Gedächtniszustandes, der begleitet wird von heftigen Affekten und starken physiologischen
Reaktionen mit der Folge eines Stagnierens der Traumaverarbeitung. Patienten mit PTSD
haben eine deutlich erhöhte selektive Aufmerksamkeit für traumabezogene Reize und
entwickeln darüber hinaus typische traumabezogene Gedankenmuster. So kann sich eine
traumatisierte Person als vermehrt verletzt oder zukünftig verletzbar erleben, die
Welt wird als feindlich und unkontrollierbar erlebt. Gerade bei Verbrechensopfern
kommt es zu Gefühlen des Beschmutzt- und Beschädigtseins.
Grundsätzliche Strategie einer Traumatherapie ist es, durch Konfrontation mit belastenden
Erinnerungen die intrusive Symptomatik und die blockierten Erinnerungsmechanismen
aufzubrechen und das Trauma sozusagen zu Ende zu denken und als etwas Geschehenes
zu akzeptieren. Hierbei bieten sich verschiedene therapeutische Ansätze an: Traumaorientierte
Verhaltenstherapie nutzt Methoden der Exposition entweder als Übungen in der Realität
(„Exposition in vivo”) oder auf Vorstellungsebene („Exposition in sensu”) oder als
therapeutisch angeleitetes Briefe- oder Tagebuchschreiben [12]. Als hypnotherapeutische Verfahren können Distanzierungstechniken oder verschiedene
imaginative Konfrontationen durchgeführt werden. Bei der so genannten Screen-Technik
kann der Patient zum Beispiel abhängig von der individuellen Belastbarkeit das Geschehene
auf einem vorgestellten Bildschirm nacherleben, er hat dabei imaginative Steuerungsmechanismen
zur Verfügung wie die Farbe des Bildes zu bestimmen, die Lautstärke und die Bildgröße
einzustellen, das Bild abzuschalten etc. Zusätzlich hat sich in den letzten Jahren
das Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) nach Shapiro als therapeutische
Methode etabliert. Hier wird über bilaterale Stimulation - etwa über schnelle Augenbewegungen
- versucht, einen Erinnerungsprozess in Gang zu setzten [11]
[14]. Die Erfahrungen mit all diesen therapeutischen Strategien sind ermutigend. Durch
alle genannten Methoden kann intrusive Symptomatik reduziert und der Umgang mit belastenden
Erinnerungen verbessert werden [9]
[10].
Traumatherapie ist allerdings niemals isolierte Einzeltherapie, sondern muss immer
auf dem Boden einer fundierten und wissenschaftlich anerkannten Therapiemethode stattfinden.
Wissenschaftlich anerkannt sind zur Zeit die psychodynamischen Ansätze (Tiefenpsychologische
Verfahren und Psychoanalyse) sowie die Verhaltenstherapie. Eine Ausbildung in einem
dieser Verfahren sollte Basisqualifikation eines jeden Traumatherapeuten sein. Traumatherapie
bedeutet immer, auch mit heftigen Krisen umgehen können zu müssen. Traumatherapie
bedeutet aber auch, zu Beginn eine fundierte Differentialdiagnostik durchzuführen,
um etwa Komorbidität (Suchtmittel!) zu erkennen.
Neuorientierung
Häufig zerstört ein traumatisches Ereignis den Lebensplan eines Menschen. Neben einer
möglichen dauerhaften körperlichen Beeinträchtigung (etwa Amputationen nach Berufs-
oder Verkehrsunfällen), einem Verlust des Arbeitsplatzes - und damit von Status, Geld
oder Lebensinhalt - muss hier vor allen Dingen auch auf den Verlust des Vertrauens
in zwischenmenschliche Werte und Zuverlässigkeiten hingewiesen werden. Hier ist Hilfestellung
zur Entwicklung neuer Lebensziele nötig, die neue Situation muss akzeptiert werden,
auch, oder gerade wenn die Folgen eines Traumas nicht mehr rückgängig gemacht werden
können. Neben praktischen Hilfestellungen etwa in finanziellen Fragen (z.B. Kontakte
zum Weißen Ring knüpfen, Hilfestellung bei der Zusammenarbeit mit Berufsgenossenschaften,
mit der Opferhilfe oder den Versorgungsämtern) fallen hierunter Hilfen bei einer neuen
beruflichen Planung, aber auch Hilfestellungen bei einer neuen Sinnfindung, etwa über
ein soziales Engagement. Eine der Hauptaufgaben in dieser Phase ist es, das Trauma
in die persönliche Entwicklung zu integrieren, also das Trauma als etwas zu akzeptieren,
das nicht mehr rückgängig zu machen ist. Der Patient wird dabei unterstützt, sich
trotzdem wieder langfristige Perspektiven aufzubauen, inklusive einer sozialen Integration
(geklärte Wohn-, Arbeits- und Einkommensverhältnisse). Zusätzlich müssen für die Zukunft
gegebenenfalls Vorsichtsmaßnahmen gegenüber einer erneuten Traumatisierung getroffen
werden, ohne dass dies das Ausmaß einer übertriebenen Ängstlichkeit annimmt.
Indikation für eine stationäre Psychotherapie
Indikation für eine stationäre Psychotherapie
Ein Großteil betroffener Patienten schafft es entweder mit der Unterstützung von Angehörigen
und Freunden oder ergänzt durch Psychotherapie, im realen Leben wieder Fuß zu fassen.
Insbesondere wenn Aspekte der äußeren Sicherheit ungeklärt sind (es existiert noch
Täterkontakt bei Gewaltverbrechen, es gibt ungeklärte Arbeits- und Einkommensverhältnisse
etwa nach Berufsunfällen) oder die Patienten sind dermaßen seelisch und/oder körperlich
beeinträchtigt, dass sie keine eigenen Ressourcen mehr besitzen, ihre Probleme im
häuslichen Umfeld zu klären, besteht die Indikation für eine stationäre Psychotherapie.
Es gibt in Deutschland einige Kliniken, die sich auf die Behandlung posttraumatischer
Belastungsstörungen spezialisiert haben, in den letzten Jahren ist hier an einer fundierten
konzeptionellen Weiterentwicklung gearbeitet worden. Diese Kliniken zeichnen sich
in der Regel dadurch aus, dass sie oder Mitarbeiter Mitglied in der deutschsprachigen
Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) sind. Gerade bei Patienten mit schwierigen
sozialmedizinischen Hintergründen (Gerichtsverfahren um Schadensersatz - oder Rentenansprüche)
gilt es, Aspekte des chronischen Krankheitsverhaltens mit sekundärem Krankheitsgewinn,
einen sozialen Rückzug oder eine eingeschränkte private und soziale Leistungsfähigkeit
zu beachten. Gerade in solch einer Situation sind multimodale Behandlungsansätze mit
Einzel- und Gruppentherapien und einer leistungsfähigen sozialtherapeutischen Unterstützung
indiziert und prognostisch erfolgversprechend.
Tab. 1 Akute Belastungsreaktion (ICD-10 F 43.0)
-
Eintreten einer außergewöhnlichen körperlichen und seelischen Belastung, etwa ein
überwältigendes traumatisches Erlebnis mit einer ernsthaften Bedrohung für die Sicherheit
oder körperliche Unversehrtheit des Patienten oder einer geliebten Person, oder eine
ungewöhnliche plötzliche und bedrohliche Veränderung der sozialen Stellung/oder des
Beziehungsnetzes des Betroffenen, wie etwa Verluste durch mehre Todesfälle, einen
Brand oder ähnliches.
-
Der Betroffene ist vorher psychisch nicht manifest gestört gewesen.
-
Es tritt ein gemischtes und gewöhnlich wechselndes Bild auf, nach dem anfänglichen
Zustand von Betäubung werden Depression, Angst, Ärger, Verzweiflung, Überaktivität
und Rückzug beobachtet. Kein Symptom ist längere Zeit vorherrschend.
-
Die Symptome sind erst rückläufig, längstens innerhalb von wenigen Stunden, wenn eine
Entfernung aus der belastenden Umgebung möglich ist. In den Fällen, in denen die Belastung
weiter besteht, oder in denen sie naturgemäß nicht reversibel ist, beginnen die Symptome
in der Regel nach 24 bis 48 Stunden abzuklingen und sind gewöhnlich nach drei Tagen
nur noch
-
nimal vorhanden.
-
Es muss ein unmittelbarer und klarer zeitlicher Zusammenhang zwischen der Belastungssituation
und dem Beginn der Symptome vorliegen.
Dazugehörige Begriffe: Akute Krisenreaktion, Kriegsneurose (Combat fatigue syndrom),
Krisenzustand, psychischer Schock
|
Tab. 2 Posttraumatische Belastungsstörung (ICD 10 F43.1)
-
Die Betroffenen sind einem kurz- oder lang anhaltenden Ereignis oder Geschehen von
außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das nahezu bei jedem
tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde.
-
Anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachhallerinnerungen,
lebendige Erinnerungen, sich wiederholende Träume oder durch innere Bedrängnis in
Situationen, die der Belastung ähneln oder mit ihr in Zusammenhang stehen.
-
Umstände, die der Belastung ähneln oder mit ihr in Zusammenhang stehen, werden tatsächlich
oder möglichst vermieden. Dieses Vermeiden bestand nicht vor dem belastenden Ereignis.
-
Entweder 1 oder 2:
-
Teilweise oder vollständige Unfähigkeit, sich an einige wichtige Aspekte der Belastung
zu erinnern.
-
Anhaltende Symptome (nicht vorhanden vor der Belastung) mit zwei der folgenden Merkmale:
Schlafstörungen, Reizbarkeit/Wutausbrüche, Konzentrationsprobleme, Hypervigilanz,
erhöhte Schreckhaftigkeit
-
Die Kriterien B, C, D treten innerhalb von sechs Monaten nach dem Belastungsereignis
oder nach Ende einer Belastungsperiode auf. In einigen Fällen kann ein späterer Beginn
berücksichtigt werden, dies sollte aber gesondert angegeben werden
|
Tab. 3 Risikofaktoren für die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung
-
Hohe IES (Impact of Event-Scale)-Werte
-
Frühe PTSD-Symptome
-
Auftreten einer ASD („acute stress disorder”)
-
Nachfolgende belastende Erfahrungen
|
Tab. 4 Schweregrad und Ausprägung der Traumen
Kennzeichen: akute Lebensgefahr, Plötzlichkeit, Überraschung
Kennzeichen: verschiedene Einzelereignisse, geringe Vorhersagbarkeit des weiteren
Verlaufs
|
Tab. 5 Schweregrad und Ausprägung der Traumen
-
sexuelle/körperliche Misshandlungen in der
-
ndheit
-
kriminelle und familiäre Gewalt
-
Vergewaltigungen
-
Kriegserlebnisse
-
zivile Gewalterlebnisse (Geiselnahmen)
-
Folter, politische Inhaftierung
-
Massenvernichtung (KZ)
-
Naturkatastrophen
-
technische Katastrophen
-
berufsbedingte Katastrophen, z.B. bei Militär,
-
lizei, Feuerwehr
-
Arbeitsunfälle, Verkehrsunfälle
|