Vom 24. - 26.10.2001 veranstalteten wir nunmehr schon zum dritten Mal den Forschungskongress
der Bayerischen Fachkrankenhäuser.
Als wir 1997 mit unserer Veranstaltungsserie begannen, war das Programm mit ca. 30
Beiträgen noch sehr überschaubar.
Beim zweiten Kongress 1999 war es bereits notwendig Parallelveranstaltungen einzurichten,
um in der zur Verfügung stehenden Zeit alle aktiven Teilnehmer - es waren insgesamt
68 Beiträge - zu Wort kommen zu lassen.
Die dritte Veranstaltung 2001 umfasste bereits 103 Beiträge in Form von Vorträgen
und Postern aus 29 Einrichtungen. Ich freue mich sehr darüber, dass alle größeren
klinische Bezirkseinrichtungen auf unserem Forschungskongress vertreten sind.
Die vielfältigen Themen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Erwachsenenpsychiatrie
und erstmals auch der Neurologie, haben einen gemeinsamen Nenner, nämlich den Praxisbezug
der Themen und die Anwendungsorientierung der therapeutischen Verfahren.
Mit der Entwicklung unseres Kongresses können wir alle sehr zufrieden sein, obwohl
die Größe der Veranstaltung natürlich kein Selbstzweck ist; große und sehr große medizinische
Kongressveranstaltungen gibt es zur Genüge.
Unser Irseeer Forschungskongress hebt sich doch von vielen anderen Veranstaltungen
in einem ganz entscheidenden, eben angesprochenem Punkt ab.
Wir fördern mit dieser Veranstaltung anwendungsorientierte und wissenschaftlich begründete
Forschung in Psychiatrie und Neurologie.
Wir tun dies aus ganz pragmatischen, auf der Hand liegenden Gründen, nämlich deshalb,
um unsere Aufgaben in Diagnostik und Therapie im Bereich unserer Zuständigkeit als
Versorgungskrankenhäusern bestmöglichst erfüllen zu können.
Über eine lange medizingeschichtliche Epoche hinweg bestimmten Universitäten und Hochschullehrer
quasi ex Cathedra welche jeweilige „Schulmeinung” der richtigen ärztlichen Auffassung
in der Diagnostik bzw. dem richtigen ärztlichen Handeln in der Therapie zugrunde zu
legen wäre. Der Begriff Schulmedizin hat mittlerweile den Beigeschmack eine autoritär
vertretenen, reaktionären Dogmatik. An die Stelle der überkommenen Ideologie der Schulmedizin
ist mittlerweile das Konzept der „evidence-based Medicine” getreten, einer Medizin
also, deren Grundlage wissenschaftlich begründet ist, und die ihr Selbstverständnis
aus der Überzeugungskraft der wissenschaftlichen Beweisführung zieht.
Insbesondere in Zeiten, in denen die Gesundheitsökonomie von so hoher Priorität ist,
muss auch das kritische Hinterfragen, das Forschen eben, ob unser Tun in den Ambulanzen
und Krankenstationen auch rational begründet und im Sinne unseres Auftrags effizient
ist, ganz im Vordergrund stehen.
Beim Umgang mit Begriffen wie Wissenschaft und Forschung begegnet man im üblichen
Umfeld von Versorgungskrankenhäusern häufig einem Missverständnis. Vielfach wird Wissenschaft
und Forschung als eine für Versorgungskrankenhäuser „betriebsfremde Sportart” missverstanden,
eine Aufgabe also, die nur an Universitäten und an Forschungsinstituten betrieben
werden könne und solle.
Ich meine, wissenschaftliches Denken und Handeln ist nicht eine universitäre oder
bezirkliche Haupt- oder Nebenaufgabe, sondern eine Grundhaltung, die uns vorgibt,
wie wir bei der Erkennung und Behandlung Kranker vorzugehen haben.
Kostenträger beziehen sich ganz selbstverständlich auf die wissenschaftliche Fundierung
von z. B. bestimmten Therapieverfahren, wenn sie vorgeben, dass nur „wissenschaftlich
anerkannte Heilmethoden” von der Solidargemeinschaft finanziert werden dürfen.
Um aber eben zu diesem wissenschaftlich fundierten Grundlagen zu kommen und diese
weiter zu entwickeln, müssen wir als versorgende Krankenhäuser unsere diagnostischen
und therapeutischen Methoden evaluieren und weiterentwickeln.
Dass Versorgungskrankenhäuser in der Lage sind qualitativ hochwertig und solide zu
forschen, beweist dieser Kongress hinreichend.
Versorgungskrankenhäuser können nicht darauf bauen, dass andere, wie z. B. die klassischen
Universitäten sich eben den Fragen und Problemen zuwenden, die für die Versorgung
von Patienten in Fachkrankenhäusern von besonderer Dringlichkeit sind.
Die offensichtlichsten Beispiele dafür sind die Bereiche Maßregelvollzug, Sucht und
illegalen Drogen, chronisch Kranke und andere Schwerpunkte in den Fachkrankenhäusern
mehr.
Unser Irseeer Kongress ist bezüglich der Vortragsbeiträge und Poster ein hochkarätiger
Kongress, aber was die Finanzierung anbetrifft erfreulicherweise ein „Low Budget Kongress”;
das soll auch so bleiben. Die Veranstaltung kommt nur deshalb mit einem vergleichsweise
niedrigen Etat über die Runden, weil das Bildungswerk des Verbandes der Bayerischen
Bezirke die gesamte Infrastruktur nahezu zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellt.
Trotzdem entstehen noch erhebliche Kosten, die zu decken sind, wie unter anderem die
Publikation unserer Beiträge. Wir haben dafür eine großzügige Unterstützung durch
die Firma GlaxoSmithKline erhalten.
Dafür möchte ich mich sowohl beim Verband der Bayerischen Bezirke als auch bei der
Firma GlaxoSmithKline sehr herzlich bedanken.
Ich schließe mit dem Wunsch, dass sich alle unsere Erwartungen, die sich mit diesem
Kongress verbinden, auch erfüllen. In diesem Sinne wünsche ich unserer Veranstaltungsreihe
einen erfolgreichen Verlauf.
Helmfried E. Klein