Handchir Mikrochir Plast Chir 2003; 35(1): 43-50
DOI: 10.1055/s-2003-39556
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Evaluation der Hebemorbidität nach Entnahme eines mikrovaskulären TRAM-Lappens durch Elektromyographie und Myosonographie

Myosonographic and Electromyographic (EMC) Evaluation of Donor-Site Morbidity after Microsurgical TRAM FlapK. Plogmeier 1 , W. Schneider 2 , S. Jost 3 , H. Feistner 3 , L. v. Rohden 4 , L. Fessel 5
  • 1Praxisklinik Kurfürstendamm, Berlin
  • 2Klinik für Plastische, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Magdeburg
  • 3Klinik für Neurologie II, Magdeburg
  • 4Zentrum für Kinderheilkunde, Magdeburg
  • 5Abteilung Bildgebende Diagnostik, Otto-von-Guericke-Universität, Medizinische Fakultät, Magdeburg
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Publication History

Eingang des Manuskriptes: 1. April 2002

Angenommen: 30. September 2002

Publication Date:
28 May 2003 (online)

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Zusammenfassung

Die Mammarekonstruktion mit Hilfe der mikrochirurgischen Techniken gewinnt zunehmend an Bedeutung, da hiermit die Spendermorbidität im Vergleich zu den anderen Techniken deutlich gesenkt werden konnte. Die Möglichkeit, das Hautfettgewebe des Abdomens nur noch an den Perforatoren gestielt zu heben und anschließend mikrovaskulär zu transplantieren, scheint die Hebemorbidität im Bereich des Abdomens weiter zu senken. Aktuelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Komplikationsrate bei DIEP-Lappen deutlich höher liegt als bei TRAM-Lappen, bei denen eine kleine Muskelinsel zum Schutz der Perforatoren mit entnommen wird. Darüber hinaus sind die Operationszeiten bei der Entnahme eines DIEP-Lappens länger. Zur Klärung der Frage, ob die Spendemorbidität ursächlich durch die Muskelteilentnahme verursacht wird, wurde bei 15 Patientinnen mit Mammarekonstruktion durch einseitigen TRAM der M. rectus abdominis elektromyographisch und myosonographisch untersucht. Die Elektromyographie ist als einzige Untersuchung in der Lage, den Rektusmuskel funktionell zu beurteilen, da die elektrische Aktivität des Muskels und der einzelnen Muskelfasern durch Feinnadelsondierung gemessen wird sowie die Rekrutierung motorischer Einheiten dargestellt werden kann. Darüber hinaus bietet die Myosonographie eine höhere Auflösung als das MRT und kann geschädigte Muskelfasern besser nachweisen. In der Analyse zeigten sich nach Muskelteilentnahme in der Elektromyographie keine Werte, die signifikant von den Werten des nicht operierten Muskels abwichen. In der Myosonographie fanden sich im Gegensatz zum MRT feine und feinste Schädigungen einzelner Muskelfasern, die auf eine neurogene Schädigung des Muskels hinwiesen. Bei der Rekrutierung motorischer Einheiten zeigte sich eine Tendenz zur Vergrößerung motorischer Einheiten als Zeichen eines erhöhten Kraftaufwandes für die Restmuskulatur. In den sonographischen, magnetresonanztomographischen und elektromyographischen Untersuchungen zeigte sich, dass die Muskulatur nach TRAM-Entnahme zwar geschädigt ist, aber in vollem Umfang ihre Tätigkeit wieder aufnehmen kann. Daraus schließen wir, dass die Hebemorbidität nach TRAM-Entnahme nicht allein dem geschädigten Muskel angelastet werden kann, sondern Folge des komplexen Bauchwandeingriffes ist und zum Beispiel auch nach anderen Abdominaleingriffen auftritt.

Abstract

Due to improved microsurgical techniques the role of autologous breast reconstruction is expanding. One reason is the decreased donor-site morbidity compared to other techniques. Perforator based flaps (DIEP flaps) seemingly decrease the damage of the abdominal wall due to flap harvesting. However, complication rate in perforator flaps is still considered to be higher than in TRAM flaps. Additionally, operating time is increased due to the meticulous microsurgical dissection of perforators. To evaluate whether donor-site morbidity is caused by harvesting a part of the rectus muscle (as TRAM flaps), 15 patients after unilateral muscle sparing TRAM flap underwent EMG and myosonographic examination of the rectus muscle. EMG is the only technique to assess the muscle functionally, as the electrical activity of the muscle is recorded, and motor unit recruitment can be shown. EMG examination clearly revealed that harvesting of a muscle sparing TRAM flap did not impair the rectus muscle compared to the intact contralateral muscle. However, motor units were enlarged. Myosonography (in contrast to MRI) detected particular damage of isolated muscle fibres indicating nerve-related muscle changes. Taking all findings together, harvesting of a part of the rectus muscle shows a distinct damage to the muscle. The muscle however still acts functionally. This indicates that problems after harvesting a TRAM flap (bulging, hernias etc.) are not due to the partial removal of muscle, but due to the general dissection of the abdominal wall, as seen in other abdominal operations.

Literatur

Dr. med. Klaus Plogmeier

Praxisklinik Kurfürstendamm

Kurfürstendamm 15

10719 Berlin

Email: info@plogmeier.com