Handchir Mikrochir Plast Chir 2003; 35(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2003-39551
Editorial

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wie entstand unsere Zeitschrift? - Zugleich eine Laudatio für Manfred Mayer

The Origin of Our Journal - Together with a Laudation for Manfred MayerD. Buck-Gramcko, E. Scharizer, N. Benatar
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Publication History

Eingang des Manuskriptes: 17. Februar 2003

Angenommen: 18. Februar 2003

Publication Date:
28 May 2003 (online)

Bevor die Umstände der Entstehung unserer Zeitschrift im Dunkel entschwinden, sollen sie noch einmal festgehalten werden. Der geeignete Anlass dazu ist der 70. Geburtstag des Verlegers und Druckereibesitzers Manfred Mayer (Abb. [1]) in Erlangen, der einer der Hauptbeteiligten am Zustandekommen dieser Zeitschrift ist. Er hatte sich 1967 eine schwere Verletzung seiner rechten Hand an einer Druckmaschine zugezogen. Prof. Jürgen Geldmacher gelang es, in einer mehrstündigen Operation, nicht nur die Hand zu erhalten, sondern auch ein zufriedenstellendes, funktionelles Ergebnis zu erreichen. Der während der Behandlung entstandene enge persönliche Kontakt führte zu dem Gedanken, gemeinsam eine handchirurgische Zeitschrift zu gründen. Als weitere Herausgeber wurden Dieter Buck-Gramcko und Ernst Scharizer gewonnen. Nach umfangreichen und teilweise mühevollen Vorbereitungen konnte im März 1969 das erste Heft erscheinen (Abb. [2]). Die Zeitschrift „Handchirurgie“ in ihrem gelben Chromolux-Umschlag, in ihrer dreispaltigen Ausführung, mit Zusammenfassungen in drei Sprachen (deutsch, englisch, französisch) und den Lebensläufen mit Fotos der Autoren war zur damaligen Zeit etwas Besonderes. Als offizielles Organ der „Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie“ fand sie schnell eine befriedigende Verbreitung im deutschen Sprachraum und wurde bald auch in Skandinavien, den Niederlanden, Ungarn und Japan beachtet. Der kleine VLE-Verlag (Verlag für Lehrmittel) in Erlangen hat die beträchtlichen Belastungen mit dem Aufbau des Vertriebes und Versandes in oft nächtlicher Mehrarbeit gemeistert.

Abb. 1 Manfred Mayer

Abb. 2 Titelblatt der ersten Ausgabe unserer Zeitschrift.

Mit dem Fortschritt des Spezialgebietes und dem Wachstum der Handchirurgie wurden jedoch Grenzen erreicht, so dass ab Jahrgang 13 (1981) die Zeitschrift vom Hippokrates Verlag der Verlagsgruppe Thieme übernommen wurde. Ab Band 14 (1982) wurde die „Handchirurgie“ mit der „Zeitschrift für Plastische Chirurgie“ vereinigt und erschien bis Ende 2001 als „Handchirurgie - Mikrochirurgie - Plastische Chirurgie“ in der grünen Umschlagfarbe des Hippokrates Verlages. Die Herstellung erfolgte bis 1997 noch in Erlangen im Druckhaus M. Mayer.

Die Zeitschrift wechselte mit dem 34. Jahrgang 2002 erneut ihre Umschlagfarbe, nachdem sie durch Umstrukturierungen in der Verlagsgruppe dem Thieme Verlag zugeordnet worden war. Zu diesem Zeitpunkt schied nach 33-jähriger Tätigkeit mit Dieter Buck-Gramcko als Herausgeber auch der letzte der drei Gründungsherausgeber aus und übergab die immer aufwändiger werdende Arbeit an Prof. Ulrich Lanz, der bereits seit vielen Jahren aktiv im Herausgeber-Kollegium mitgearbeitet hatte.

Manfred Mayer, dessen Initiative und Engagement einen wesentlichen Anteil an der Gründung unserer Zeitschrift hatten, wurde am 10. Oktober 1932 als drittes Kind des Buchhändlers Peter A. Mayer und seiner Ehefrau Anna, geb. Stotz, in Donauwörth geboren. Dort besuchte er auch die Volksschule und das Gymnasium. Seine Kindheit war nicht unbeschwert: Der Vater war wegen Verbreitung antinationalsozialistischer Literatur von 1943 bis 1945 in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald inhaftiert; die Mutter verstarb 1944. Er lebte danach bei der Schwester der Mutter, zumal das Elternhaus 1945 bei einem schweren Bombenangriff zerstört worden war. Nach einer Lehre als Buchdrucker und Schriftsetzer arbeitete er einige Jahre in Frankfurt am Main und Zürich, bevor er nach Studium an der Höheren Technischen Lehranstalt für das Graphische Gewerbe in Stuttgart 1955 die Meisterprüfung bestand und das Diplom für die Führung eines graphischen Betriebes erhielt. Es folgten Tätigkeiten als technischer Lehrer an der Berufsschule Heidenheim, bei der Heidenheimer Zeitung und beim Süddeutschen Zeitungsdienst in Aalen (Württemberg); von 1962 bis 1965 war er technischer Direktor der Großdruckerei Brügel & Sohn in Ansbach.

Im Jahre 1965 kaufte Manfred Mayer die bereits 1926 gegründete Druckerei Höfer & Limmert in Erlangen; seinen Verlag nannte er Verlag für Lehrmittel (VLE Verlag GmbH). Er begann mit 18 Mitarbeitern (Kaufleute, Drucker, Setzer und Buchbinder) und vergrößerte den Betrieb bis auf 38 Mitarbeiter. Nach dem unfallbedingten Kontakt mit der Medizin (1967) wandte sich Manfred Mayer neben der Etablierung unserer Zeitschrift (1969) auch weiteren medizinischen Aktivitäten zu. 1969 wurde der heute noch bestehende Verein zur Förderung und Unterstützung von Praxis, Lehre und Forschung an der Hand- und Plastisch-chirurgischen Abteilung der Chirurgischen Universitätsklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg von ihm, dem Rechtsanwalt Gerhard Baczko, Prof. Jürgen Geldmacher und einigen weiteren Persönlichkeiten Erlangens gegründet. Es folgten die Gründungen weiterer medizinischer Fachzeitschriften: Unfallchirurgie und Rehabilitation (1973), Kopfklinik (1976) und Osteosynthese International (1993); darüber hinaus wurden viele medizinische Werke und Berichte über Symposien verlegt.

An privaten Interessen von Manfred Mayer ist das Sammeln von Literatur zur preußischen Geschichte ab 1700 zu vermerken; anlässlich des Jubiläums zum 300-jährigen Bestehen des preußischen Königshauses gab er als Mitautor eine „Entstehungsgeschichte des Hauses Hohenzollern“ heraus. Er ist begeisterter Segler und hat bereits zweimal den Atlantik überquert. Weiterhin war er 12 Jahre ehrenamtlicher Präsident eines Sportvereins und wurde anlässlich einer Reise mit einer Jugendgruppe zum Ehrenbürger der Stadt Waterloo in Wisconsin, USA, ernannt. 1982 wurde er von der koptischen Kirche mit dem „Kreuz des heiligen Antonius in der Wüste“ für den kostenlosen Druck eines religiösen Buches ausgezeichnet. Seit 1971 war er CSU-Mitglied, seit 1974 ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Nürnberg und seit 1993 korrespondierendes Mitglied des Collegium Europaeum Jenensis.

Weitere Verdienste um die Handchirurgie hat sich Manfred Mayer mit Druck und Verlegen der Festschrift zum 65. Geburtstag von Dieter Buck-Gramcko (1992) erworben. In diesem von Niels Benatar, Reimer Hoffmann und Peter Brüser herausgegebenen Buch ist die Entwicklung der Handchirurgie in und außerhalb des deutschsprachigen Raumes in zahlreichen Beiträgen von Wegbegleitern des Jubilars geschildert und für die Nachwelt festgehalten worden. Zwei dieser Beiträge sind auch unserer Zeitschrift gewidmet, womit die Verbundenheit mit Manfred Mayer erneut zum Ausdruck kommt, die auch jetzt in seinem Ruhestand noch besteht. Wir wünschen ihm, dass er diesen noch viele Jahre in guter Gesundheit genießen und seinen vielen Interessen nachgehen kann.

Dieter Buck-Gramcko Ernst Scharizer Niels Benatar

Prof. Dr. med. Dieter Buck-Gramcko

Am Heesen 14 A

21033 Hamburg

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