Die derzeitigen Daten zur Epidemiologie von invasiven Pilzinfektionen (Mykosen) zeigen
einen kontinuierlichen Anstieg dieser schweren, immer noch oft tödlich verlaufenden
Erkrankungen über die letzten 20 Jahre in der Klinik. Insbesondere schwer immunsupprimierte
Patienten wie Patienten in der Hämatologie bzw. Onkologie mit Erkrankungen wie akuten
Leukämien oder malignen Lymphomen, die eine intensive Chemotherapie erhalten oder
mit einer Knochenmark- bzw. Stammzelltransplantation behandelt werden und lange Phasen
der Granulozytopenie durchmachen müssen, gelten als Hochrisikogruppe.
Zwar treten im Rahmen von nosokomialen Infektionen invasive Pilzinfektionen im Vergleich
zu bakteriellen Infektionen seltener auf, die erregerassoziierte Mortalität ist jedoch
insbesondere in der Phase der schweren Granulozytopenie deutlich höher und kann fast
100 % betragen (z.B. disseminierte Aspergillose bei neutropenischen Patienten). Insgesamt
zeigen die jüngsten Daten des amerikanischen „Center for Disease Control” (CDC) nicht
nur eine numerische Zunahme von Pilzinfektionen, sondern auch einen Anstieg der erregerassoziierten
Mortalität [22].
Risikofaktoren
Risikofaktoren
Ein besonders hohes Risiko haben Patienten mit Tumorerkrankungen bzw. Hämoblastosen
- sie sind vor allen anderen Risikogruppen die wichtigste und am stärksten gefährdete
Patientengruppe. Vor allem liegt dies an dem Faktor Granulozytopenie - ob therapie-
oder erkrankungsbedingt.
Seit den 60er Jahren gelten sowohl der Schweregrad als auch die Dauer der Granulozytopenie
als wichtigste Risikofaktoren, an einer Infektion zu erkranken [6]. Nach fünf Tagen einer Neutropenie (< 500 Neutrophile/μl) beträgt die erwartete
Fieberinzidenz etwa 20 %, nach drei Wochen dagegen steigt diese auf 80-100 %. Milde
Neutropenien (500-1000 Neutrophile/μl) sind mit einem geringeren Fieber- und Infektionsrisiko
verbunden. Intensive Chemotherapien mit erheblicher Schleimhauttoxizität erhöhen wiederum
das Infektionsrisiko. Als Hochrisikopatienten für invasive Pilzinfektionen gelten
neben Patienten mit Tumorerkrankungen auch Personen mit fortgeschrittener HIV-Infektion,
Patienten nach komplizierten abdominalchirurgischen Operationen, Patienten mit schweren
Verbrennungen, untergewichtige Frühgeborene oder Patienten mit intensivpflichtigen
Erkrankungen, welche in diesem Rahmen unter anderem beatmet, dialysiert und/oder hochkalorisch
parenteral ernährt werden.
In diversen Untersuchungen zur erregerassoziierten Mortalität haben sich bestimmte
Risikofaktoren für alle Patientengruppen (patientenbezogene Risikofaktoren) herauskristallisiert,
die mit der Erkrankung an einer invasiven Mykose assoziiert sind. Hierzu zählen:
-
Neutropenie unter 500/μl nach Chemotherapie oder im Rahmen der Grunderkrankung
-
Breitspektrum-Antibiotika über mehr als 14 Tage
-
hochkalorische parenterale Ernährung
-
längerfristige künstliche Beatmung
-
vorangegangene invasive Pilzinfektion
-
bakterielle Sepsis
-
Kortikosteroid-Applikation
-
Kolonisierung mit Candida-Spezies in mindestens zwei Körperregionen
-
zellulärer und humoraler Immundefekt.
Bei den patientenbezogenen Faktoren handelt es sich häufig um ein multifaktorielles
Problem. So existieren bei Patienten mit einer akuten Leukämie nach allogener Stammzelltransplantation
(allo-PBSCT) neben der Dauer und Schwere einer Granulozytopenie nach Chemotherapie
oder der Intensität einer immunsuppressiven Therapie weitere Aspekte, die hinsichtlich
des individuellen Risikos, an einer invasiven Mykose zu erkranken, von großer Bedeutung
sind:
-
die Einschränkung der zellulären Immunantwort
-
eine früher durchgemachte invasive (Aspergillus-)Pilzinfektion
-
das Ausmaß einer „Graft-versus-Host-Disease” (GvHD)
-
das Ausmaß einer behandlungsbedürftigen Zytomegalie-Infektion (CMV).
Zusätzlich kann man umweltbezogene Risikofaktoren definieren. Zu diesen gehört beispielsweise
die Exposition gegenüber Schimmelpilz-Sporen in der Luft (aerogener Übertragungsweg)
bei Bautätigkeit oder durch Pflanzenerde, aber auch eine Exposition über Nahrungsmittel
(z.B. abgepacktes Brot, Gewürze, Nüsse). Eine Exposition gegenüber Hefepilzen kommt
ebenfalls über Nahrungsmittel zustande, allerdings ist auch die direkte nosokomiale
Übertragung durch ärztliches und Pflege-Personal möglich (z.B. bei mangelnder Händedesinfektion).
Die Kolonisierung durch Candida-Spezies in mehr als zwei Körperregionen haben Guiot
et al. als bedeutsam hervorgehoben [12]. Im Rahmen einer „Graft-versus-Host-Erkrankung” (GvHD) ist eine Kolonisierung nicht
nur mit Candida-Spezies sondern auch mit Aspergillus-Spezies von Bedeutung. Denn eine
invasive Aspergillose ist in diesem Fall mit einer hohen Mortalität assoziiert. Haben
Patienten im Rahmen einer allogenen Knochenmarktransplantation eine invasive Aspergillose
entwickelt, ist neben der GvHD auch die Kortison-Dosis in der Woche vor Erkrankungsbeginn
ein wichtiger Risikofaktor, so die Ergebnisse einer Multivarianz-Analyse. Erhielten
die Patienten Kortison in einer Dosierung von über 7 mg/kg/Tag und wiesen sie gleichzeitig
eine GvHD Grad II oder höher auf, war die Mortalität 100 % [26].
Dass eine Kolonisierung mit Aspergillus-Spezies bei verschiedenen Patientengruppen
generell von Bedeutung ist, haben Perfect et al. dokumentiert [24]. Das Erkrankungsrisiko bei mit Aspergillus-Spezies kolonisierten Patienten war in
der Gruppe der Patienten mit Granulozytopenie (64 %), allogener Knochenmarktransplantation
(64 %) sowie Hämoblastosen (50 %) im Vergleich zu allen anderen Risikogruppen eindeutig
am höchsten. Vor allem aber wiesen diese Patienten eine hohe Letalität von 40 % auf.
War weder eine Granulozytopenie noch eine Kortisontherapie oder eine maligne Erkrankung
zu verzeichnen, lag die Letalitätsrate trotz Kolonisation mit Aspergillus bei unter
5 %.
Internationaler Konsensus
Internationaler Konsensus
Erfahrungen in der Therapie und Diagnostik bei Patienten mit hämatologisch-onkologischen
Grunderkrankungen waren die Basis für eine internationale Konsensus-Empfehlung zur
Definition von invasiven Mykosen bei immunsupprimierten Patienten (4). Diese Definition
- gemeinsam entwickelt von der „European Organization for Research and Treatment of
Cancer” (EORTC) und der US-amerikanischen „Mycosis Study Group” (MSG) - unterscheidet
zwischen einer bewiesenen, wahrscheinlichen und möglichen invasiven Pilzinfektion.
Gedacht ist diese Einteilung als Grundlage für die Durchführung von klinischen Studien
und nicht unbedingt, wenn auch hilfreich, für die alltägliche klinische Praxis, da
die Kriterien teilweise nicht die klinischen Entschätzungen am Krankenbett widerspiegeln.
Die drei Kategorien unterscheiden sich vor allem in der Sicherheit der Diagnosesicherung
[Tab. 1].
Die Arbeitsgemeinschaft Infektiologie in der Hämatologie und Onkologie der Deutschen
Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (AGIHO/DGHO) unterscheidet unter Berücksichtigung
der Neutropeniedauer und der Spendersituation (autolog versus allogen) bei Stammzell-
bzw. Knochenmarktransplantationen zwischen drei Risikograden innerhalb der Patientengruppe
mit Tumorerkrankungen [15]:
-
Niedrigrisiko: Patienten mit kurz dauernden Neutropenien (Neutropeniedauer unter fünf
Tage)
-
Standardrisiko: Patienten mit einer erwarteten Neutropeniedauer von fünf bis zehn
Tagen. Zu dieser Gruppe zählen auch Patienten nach einer Hochdosischemotherapie mit
autologer Stammzelltransplantation
-
Hochrisiko: Patienten, die eine allogene Stammzell- oder Knochenmarktransplantation
erhalten, sowie Patienten nach intensiver Chemotherapie, bei denen eine Neutropeniedauer
von mehr als zehn Tagen erwartet werden kann (wie z.B. Patienten mit akuten myeloischen
Leukämien).
Diese Einteilung wurde gewählt, um insbesondere Empfehlungen zur antimykotischen Prophylaxe
geben zu können.
Erregerspektrum
Erregerspektrum
Am häufigsten werden invasive Mykosen in der Klinik von Candida- und Aspergillus-Arten
verursacht. Eine zentrale Rolle spielen vor allem Infektionen durch Hefepilze wie
Candida albicans (> 80 %) und so genannte Nicht-Candida-lbicans-Hefen (z.B. C. tropicalis,
C. parapsilosis, C. glabrata, C. krusei) sowie durch Fadenpilze wie Aspergillus fumigatus
(> 90 %) und andere Aspergillus-Arten (z.B. A. terreus, A. niger, A. flavus). Andere
invasive Pilzinfektionen durch Erreger wie Fusarium ssp., Cryptococcus neoformans,
Mucorales-Arten, Scedosporium ssp., Trichosporon ssp. oder Pneumocystis carinii sind
in Deutschland eher von untergeordneter Bedeutung, sie werden aber in großen Tumorzentren
der USA häufiger beobachtet und daher auch verstärkt publiziert [2]
[10]
[21]
[25].
Eine ausgeprägte Kolonisierung mit Hefepilzen (zumeist Candida albicans) im Oropharynx
und Gastrointestinaltrakt - begünstigt durch eine länger dauernde Behandlung mit Breitspektrumantibiotika
- sowie der Grad der intestinalen Schleimhautschädigung durch Chemotherapie sind wichtige
Risikofaktoren für eine Infektion. Hefen können nosokomial von Patient (oder Personal)
zu Patient übertragen werden. Eintrittspforte sind auch intravaskuläre Katheter (insbesondere
Candida parapsilosis).
Für das Auftreten invasiver Aspergillosen hat die Exposition gegenüber Aspergillus-Sporen
in der Umgebungsluft eine wichtige Bedeutung. Bei jeder Art von Bautätigkeit innerhalb
und außerhalb des Krankenhauses werden große Mengen von Konidien in der Luft aufgewirbelt,
was zu einem epidemieartigen Auftreten invasiver Aspergillosen führen kann. Neuerdings
wird kontaminiertes Leitungswasser als epidemiologischer Faktor in Betracht gezogen,
spielt aber bisher eine untergeordnete, vielleicht unterschätze Rolle [3]. Andere Schimmelpilzinfektionen entstehen auch durch die Inhalation von Sporen (z.B.
Mucor-Arten), sind aber auch manchmal katheterassoziiert.
Erkrankungen
Erkrankungen
Kandidose
Das Spektrum der durch die verschiedenen Candida-Spezies verursachten Erkrankungen
umfasst neben den muko-kutanen Kandidosen (wie orale oder vaginale Kandidose und Soorösophagitis)
die akuten und chronisch disseminierten Kandidosen (vor allem die hepatolienale Kandidose)
und Fungämien. In einer Autopsiestudie an Tumorpatienten lag der Anteil der Infektionen
durch Candida-Spezies bei 58 % (5). Zwar ist von allen Candida-Spezies C. albicans
die am häufigsten nachgewiesene Art, doch die Virulenz der einzelnen Arten scheint
unterschiedlich und auch therapierelevant zu sein. Eine intestinale Kolonisierung
mit Candida tropicalis beispielsweise führt bei entsprechender Prädisposition sehr
viel häufiger zur systemischen Infektion als dies bei Candida albicans oder etwa Candida
glabrata zu beobachten ist.
Die Letalität durch eine Kandidämie bei Patienten nach einer Knochenmarktransplantation
liegt bei 40 % und kann insbesondere bei disseminierter Infektion auf 90 % ansteigen
[11]. Bemerkenswert ist, dass Fungämien durch C. albicans vor allem bei Patienten mit
soliden Tumoren vorkommen, während die Nicht-C.-albicans-Hefen wie C. glabrata oder
C. krusei deutlich häufiger bei Patienten mit hämatologischen Neoplasien zu beobachten
sind [29]. Insgesamt ist ein Erregerwechsel zu Nicht-Candida-albicans-Spezies wie C. glabrata
zu verzeichnen. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit der weit verbreiteten
Praxis einer Azol-Prophylaxe (z.B. Fluconazol) während der Phase der Granulozytopenie.
Vor allem der Einsatz von Fluconazol scheint die Ursache für den Erregerwechsel hin
zu azolresistenten Candida-Spezies zu sein - auch wenn die Datenlage kontrovers bleibt
[1]
[16]. Zusätzlich ist eine Resistenzentwicklung von C. albicans gegen Fluconazol beschrieben
worden, obwohl dies im Unterschied zu Patienten mit HIV-Infektion eher seltener vorkommt
[20]. Andererseits senkt der prophylaktische Einsatz von Fluconazol speziell in der Gruppe
der Patienten mit allogener Knochenmarktransplantation die Rate an oberflächlichen
und systemischen Pilzinfektionen und kann sogar zu einem längeren Überleben führen
[19]. Daher gilt die Prophylaxe mit Fluconazol während der ersten 100 Tage nach einer
Knochenmarktransplantation als indiziert, wohingegen sie in anderen Indikationen wie
beispielsweise bei „nur” einer Neutropenie nicht gesichert erscheint.
Eine eigene Entität ist die hepatolienale Kandidose. Ein Hinweis auf diese Erkrankung
stellt typischerweise ein antibiotikarefraktäres Fieber dar - während der Phase der
Regeneration aus der Granulozytopenie. Typischerweise ist diese bereits beendet, die
Blutkulturen fallen negativ aus und neben Schmerzen im rechten Oberbauch sind vor
allem die Aktivitäten der Cholestase-Parameter wie g-GT und alkalische Phosphatase
erhöht. Wegweisend sind in diesen Fällen die Abdomen-Sonographie und die Diagnostik
von Leber und Milz mit Computer- oder Magnetresonanztomogramm [8]
[14].
Aspergillose
Invasive Aspergillosen müssen derzeit als die bedrohlichsten Systemmykosen bei Patienten
mit Tumorerkrankungen angesehen werden. Die Inzidenz schwankt je nach lokaler epidemiologischer
Situation von Klinik zu Klinik und kann bei bis zu 25 % liegen. Eine Kolonisation
macht zwar noch keine Infektion, aber bei den Hochrisikopatienten mit Knochenmarktransplantation
oder protrahierter Granulozytopenie im Rahmen der Behandlung einer akuten Leukämie
liegt die Erkrankungswahrscheinlichkeit bei über 50 % [5]. Auch Patienten, die bereits eine invasive Aspergillose durchgemacht haben, haben
mit bis zu 50 % ein hohes Rezidivrisiko im Rahmen einer neuen Episode einer Granulozytopenie.
Die erregerassoziierte Letalität ist mit 50 % sehr hoch und kann bei disseminierten
Erkrankungen mit Befall des zentralen Nervensystems bis zu 100 % gehen [7]
[18].
Typischerweise gelangen die Aspergillussporen bei der Atmung aus der Luft in den Respirationstrakt
und führen hier zu einer invasiven pulmonalen Aspergillose (IPA). Damit ist diese
auch die häufigste Erkrankungsform (über 80 %) einer invasiven Aspergillose, sodass
sich das größte Augenmerk auf die Früherkennung und insbesondere die Prophylaxe der
IPA richtet. Die Elimination von Aspergillus-Sporen aus der Atemluft durch spezielle
Filter (HEPA-Filter, Laminar-Airflow-Systeme) und die Unterbringung von Hochrisikopatienten
(Knochenmarktransplantation) in geschlossenen Räumen mit Hochleistungsluftfiltration
und Überdruckbelüftung kann die Inzidenz invasiver Aspergillosen reduzieren [30].
Zu einer Disseminierung der Infektion mit einer Beteiligung des zentralen Nervensystems
und den inneren Organen kommt es in etwa 20 % der Patienten. Eine intrazerebrale Raumforderung
bzw. ein Abszess bei einem Patienten nach einer Knochenmarktransplantation ist zuallererst
verdächtig auf eine ZNS-Aspergillose und sollte so behandelt werden. Die klinischen
Symptome einer invasiven pulmonalen Aspergillose sind relativ unspezifisch (Husten,
Luftnot, Pleuraschmerzen, Fieber, eventuell auch Hämoptysen), sodass die radiologische
Untersuchung mittels Computertomographie (hochauflösendes CT oder Spiral-CT) inzwischen
bei ersten Anzeichen als Diagnostik der Wahl angesehen wird. Hier gelten Befunde wie
das „Halo”-Zeichen (frühe Neutropenie-Phase) oder „air-crescent”-Zeichen (Spätphase)
als sehr charakteristisch für eine Schimmelpilzinfektion [9]. Eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Schimmelpilzinfektionen ist hierdurch
allerdings nicht möglich.
Grundsätzlich ist das Erscheinungsbild im Computertomogramm bei einer Mucormykose
und einer Aspergillose gleich, sodass eine erregerspezifische Diagnostik wie zum Beispiel
die Kultur aus einer bronchoalveolären Lavage (BAL) oder besser zusätzlich die Gewebegewinnung
mittels Punktion zur histopathologischen Untersuchung notwendig sind. Da der mykologische
Erregernachweis aus der bronchoalveolären Lavage auch bei einer histologisch nachgewiesenen,
invasiven pulmonalen Aspergillose nach wie vor unsicher ist, besteht hier derzeit
noch kein allgemein anerkanntes Vorgehen [27]. Der Stellenwert der BAL zur Diagnosesicherung wird derzeit in einer multizentrischen
Studie in Deutschland (Studienleiter PD Dr. Maschmeyer, Berlin) geprüft.
Einen weiteren diagnostischen Fortschritt gab es in der serologischen Diagnostik mit
der Einführung des Aspergillus-Platelia-Tests. Der bisher nur in Europa erhältliche
Platelia® Aspergillus Elisa (Fa. Bio-Rad) zeigte in mehreren Studien eine Sensitivität
von 80-100 % bei einer Spezifität von 80-90 % und verbessert die Möglichkeiten der
nichtkulturellen Diagnostik invasiver Aspergillosen deutlich [17]
[28].
Das Krankheitspektrum zugeordnet zu den Erregern fasst die [Tabelle 2] zusammen.
Therapie
Therapie
Zur Therapie invasiver Kandidosen bzw. Fungämien und Aspergillosen in der Hämatologie
und Onkologie sei auf die Leitlinien der AGIHO/DGHO verwiesen ([Tab. 3] und [4]). Vielfach leiten sich die Therapieempfehlungen ab von Studien bei gemischten Patientengruppen
von nichtneutropenischen und neutropenischen Patienten, da Therapiestudienergebnissen
ausschließlich von neutropenischen Patienten nicht vorliegen.
Generell sprechen neutropenische Patienten schlechter als nichtneutropenische Patienten
auf die Therapie mit Antimykotika an. Dies weist darauf hin, wie wichtig die Regeneration
der neutrophilen Granulozyten für die Überwindung der invasiven Mykose ist. Neben
den bekannten Antimykotika Amphotericin B, liposomales Amphotericin, Flucytosin, Fluconazol
und Itraconazol sind 2001/2002 mit Voriconazol und Caspofungin zwei neue Antimykotika
zugelassen worden.
Voriconazol ist dem Amphotericin B in der Behandlung der invasiven Aspergillose überlegen
und stellt die Substanz der ersten Wahl für diese Indikation derzeit dar. Caspofungin
hat eine gute Wirksamkeit in der Salvage-Therapie bei vorbehandelter refraktärer Aspergillose
und ist in der Behandlung der Candidämie wirksamer als Amphotericin B [13]
[23].
Tab 1. Definition invasiver Mykosen bei Patienten mit hämatologischen Neoplasien
bewiesene invasive Mykose
-
gewebeinvasive Form
-
Schimmelpilze: histologischer oder zytopathologischer Nachweis von Pilzhyphen bei
entsprechendem Befund der Gewebeinvasion oder eine positive Kultur von primär sterilem
Material (z.B. Gewebebiopsie) mit entsprechenden klinischen oder radiologischen Befunden
-
Hefepilze: histologischer oder zytopathologischer Nachweis von Hefezellen (bei Candida-Spezies
auch Pseudohyphen oder Hyphen) oder eine positive Kultur von primär sterilem Material
(z.B. Gewebebiopsie) mit entsprechenden klinischen oder radiologischen Befunden wie
einer Infektion - außer Material wie Urin, Schleimhaut- oder Nasenabstriche - oder
mikroskopischer bzw. Antigen-Nachweis von Cryptococcus neoformans im Liquor
-
Fungämie
-
Schimmelpilze: positiver Nachweis in der Blutkultur von Erregern außer Aspergillus-
und Penicillium-Spezies (Ausnahme: nur Penicillium marneffei gilt als relevant) in
Verbindung mit klinischen Zeichen für eine Infektion
-
Hefepilze: positiver Nachweis von Candida-Spezies in der Blutkultur in Verbindung
mit klinischen Zeichen für eine Infektion
|
wahrscheinliche invasive Mykose
-
Kombination aus mindestens einem patientenbezogenen Risikofaktor (z.B. Neutropenie,
persistierendes Fieber, Kortisontherapie), einem mikrobiologischen Kriterium (z.B.
positive Blutkultur) und einem klinischen Hauptkriterium bzw. zwei Nebenkriterien
am Infektionsort (z.B. Pneumoniezeichen)
|
mögliche invasive Mykose
-
Kombination aus mindestens einem patientenbezogenen Risikofaktor (z.B. Neutropenie,
persistierendes Fieber, Kortisontherapie) und einem mikrobiologischen Kriterium (z.B.
positive Blutkultur) oder einem klinischen Hauptkriterium bzw. zwei Nebenkriterien
am Infektionsort (z.B. Pneumoniezeichen) nach [4]
|
Tab 2. Spektrum von Systemmykosen bei hämatologischen Patienten
Erreger
|
Krankheitsspektrum
|
Aspergillus spp.
|
Tracheobronchitis, invasive pulmonale Aspergillose (IPA), disseminierte Infektion
mit ZNS und/oder Leber-/Milzbeteiligung, Hautläsionen, sino-nasale Infektion (selten)
|
Candida spp.
|
orale, ösophageale und/oder vaginale Kandidose, Fungämie mit Leber-/Milzbeteiligung,
meist C. albicans Sepsis, pulmonale Kandidose, Hautkandidose, Endophthalmitis
|
Fusarium spp.
|
Hautläsionen, Fungämie, Sinusitis, Pneumonie
|
Mucorales spp.
|
Sinusitis, Pneumonie, ZNS-Abszess, disseminierte Infektion, Hautläsionen (selten)
|
Scedosporium spp.
|
ZNS-Abszess, Hautläsionen, Knochen- und/oder Weichteilinfektion (selten) (z.B. Pseudallescheria
boydii)
|
Trichosporon spp.
|
Fungämie, Pneumonie, Endokarditis, chronisch disseminierte Erkrankung (selten) (z.B.
T. beigelii)
|
Tab 3 Leitlinien der AGIHO zur Therapie invasiver Kandidosen
-
Kandidämie außer C. krusei oder C. glabrata (klinisch stabiler Zustand plus fehlende
Vortherapie mit Azolen)
-
Fluconazol 400-800 mg/Tag (Loading-Dose Tag 1: 800 mg), ansonsten Amphotericin B Z
0,7 mg/kg/Tag
-
bei gutem Ansprechen/Regeneration der Neutrophilen: Wechsel auf 400 mg/Tag Fluconazol
-
bei Versagen/Intolerabilität von konventionellem Amphotericin B und Kontraindikation
zu Fluconazol: Amphotericin-B-Lipidformulierungen
-
hepatolienale Candidiasis (klinisch stabiler Zustand plus Neutrophilenregeneration)
-
Fluconazol 400-800 mg/Tag unter konsequenter Verlaufsbeobachtung
-
bei Ansprechen: Reduktion der Tagesdosis auf 400 mg
-
bei Versagen/instabilen Patienten: Amphotericin B 0,7-1 mg/kg/Tag
-
bei Versagen/Intolerabilität von konventionellem Amphotericin B: Amphotericin-B-Lipidformulierungen
-
Candidameningitis bzw. -abszesse:
-
Amphotericin B 0,7-1mg/kg/Tag ± 5-Flucytosin viermal 37,5 mg/kg/Tag
-
bei Abszessen gegebenenfalls chirurgische Sanierung
-
schwere fluconazolresistente Kandidosen
-
Voriconazol zweimal 4 mg/kg/Tag i.v. oder zweimal 200 mg p.o. (Loading-Dose Tag 1:
zweimal 6 mg/kgKG i.v. oder zweimal 400 mg p.o.
-
Alternative: Caspofungin 50 mg/Tag (Loading-Dose 70 mg Tag 1) modifiziert nach [23]
|
Tab 4. Leitlinien der AGIHO zur Therapie von Schimmelpilzinfektionen
invasive pulmonale Aspergillose
-
Voriconazol zweimal 4 mg i.v./kg/Tag (Loading-Dose: zweimal 6 mg/kgKG Tag 1)
-
Umstellung auf orale Therapie mit zweimal 200 mg/Tag ab Tag 7 möglich, sofern klinisch
indiziert
-
alternativ konventionelles Amphotericin B 1-1,5 mg/kgKG pro Tag, bei gutem Teilansprechen
unter Amphotericin und Neutrophilenregeneration: Wechsel auf orales Itraconazol
-
bei Unverträglichkeit/Kontraindikation/Therapieversagen: Amphotericin-B-Lipidformulierungen
(AmBisome 1-5 mg/kg/Tag); alternativ: Caspofungin 50 mg/Tag (Loading-Dose: 70 mg Tag
1); nach initialer Amphotericin-Therapie auch Itraconazol-Lösung (zweimal 200 mg/Tag,
Loading-Dose drei- bis viermal 200 mg/Tag über drei bis fünf Tage) oder intravenös
(einmal 200 mg/Tag mit einer Loading-Dose von zweimal 200 mg/Tag Tag 1-2, Wechsel
auf Itraconazol-Lösung ab Tag 15)
|
HNO-Trakt
-
Voriconazol (wie oben) alternativ konventionelles Amphotericin 1(-1,5) mg/kg/Tag +
chirurgische Sanierung, sofern möglich, oder Amphotericin-B-Lipidformulierungen (s.
oben)
|
ZNS
-
Voriconazol, alternativ hoch dosiertes liposomales Amphotericin B (5 mg/kg/Tag und
höher?)
-
ine ausreichende Effektivität der bisher als Standard geltenden Therapie mit konventionellem
Amphotericin B 1-1,5 mg/kg/Tag ist nicht gegeben)
-
bei Abszessen: chirurgische Sanierung, falls möglich
|
Haut/Weichteile
-
Therapie entsprechend der invasiven pulmonalen Aspergillose
-
alternativ: Amphotericin B 1(-1,5 mg/kg/Tag) plus Debridement oder Amphotericin-B-Lipidformulierungen
|